Benin-Bronzen auch im Linden-Museum

dpa/lsw Stuttgart. Benin-Bronzen gehören zum Bestand vieler Museen in Deutschland. Die wertvollen Kunstschätze sind als Raubgut aus kolonialer Vorgeschichte umstritten. Der Bund setzt auf Rückgaben. Auch Baden-Württemberg wäre betroffen. Aber das Land hat bereits Erfahrung in diesen Fragen.

Benin-Bronzen auch im Linden-Museum

Ein sogenanntes Benin-Objekt aus Nigeria aus dem Jahr 1830 aufgenommen in einem Fotostudio im Linden-Museum in Stuttgart. Foto: Dominik Drasdow/Linden-Museum Stuttgart/dpa/Archivbild

In der Debatte um die als Raubgut der Kolonialzeit geltenden Benin-Bronzen in deutschen Museen spielt auch das Linden-Museum in Stuttgart eine größere Rolle. Nach Angaben des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums umfasst die Sammlung des Linden-Museums 64 Bronzen aus dem Königreich Benin. Insgesamt zähle das staatliche Museum für Völkerkunde 76 Objekte aus dem Königreich Benin, dem heutigen Bundesstaat Edo in Nigeria. Die Objekte stammten größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe gibt es dagegen keine entsprechenden Kunstwerke.

Benin-Bronzen sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Diskutiert wird derzeit vor allem über eine geplante Präsentation im Berliner Humboldt Forum. Das Auswärtige Amt hat sich bereits positioniert und für sogenannte Restitutionen ausgesprochen. Auch Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) zeigt sich zur Debatte bereit: „Wir sind grundsätzlich offen für Rückgaben, aber die Rückgabe ist nicht der einzige Weg“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Und auch aus Restitutionen sollten wir mehr machen. Spannend ist die Kombination mit einer stärkeren Zusammenarbeit in der Zukunft.“

Am Donnerstag hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ein Spitzentreffen angekündigt zur Frage, wie deutsche Museen mit den als Raubgut der Kolonialzeit geltenden Benin-Bronzen umgehen sollen. Sie werde „noch im April“ die betroffenen Kulturminister der Länder mit den Museumsdirektionen zu einer Gesprächsrunde einladen, hatte ihr Haus mitgeteilt. Auch das Auswärtige Amt solle hinzugezogen werden.

„Es ist gut und richtig, dass die Museen einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen erarbeiten“, sagte Bauer dazu. Ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen von Bund und Ländern sei aber wichtig. „Wir können von Deutschland aus ein starkes Signal setzen. Das sollten wir auch tun“, sagte Bauer.

Baden-Württemberg hatte 2019 eine Familienbibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi (1830-1905) an Namibia zurückgegeben. Beide Gegenstände waren 1902 als Schenkung ins Stuttgarter Linden-Museum gekommen. Die Rückgabe war die erste sogenannte Restitution kolonialer Kulturgüter aus einem Museum in Baden-Württemberg. Diese Rückgabe war zugleich auch der Start einer großen Namibia-Initiative des Museums und des Landes.

Das Linden-Museum mit seinen mehr als 160 000 Objekten aus allen Erdteilen außerhalb Europas spielt bereits seit längerem eine bedeutende Rolle in der sogenannten Provenienzforschung. Es bindet diesen wissenschaftlichen Zweig auch immer wieder in neue Ausstellungen ein.

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