Wieder mehr Müll in Baden-Württemberg

dpa/lsw Stuttgart. Die schwarzen Tonnen für den Restmüll und die braunen für den Biomüll. Ganz einfach. Und dennoch landet immer wieder Plastik in der einen und Bio in der anderen falschen Tonne. Umweltminister Untersteller ist das ein Dorn im Auge.

Wieder mehr Müll in Baden-Württemberg

Privater Sperrmüll steht an einer Straße. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

An der Biotonne sind die Menschen in Baden-Württemberg nach Ansicht von Umweltminister Franz Untersteller immer noch zu bequem oder zu wenig informiert. „Da landen immer wieder Plastiktüten im Biomüll, weil sich die Leute ekeln“, sagt der Grünen-Minister bei der Vorlage der Abfallbilanz 2019 am Montag in Stuttgart. „Oder der Biomüll landet in der Tonne für den Restmüll.“

Auch aus diesen Gründen werde das angestrebte Ziel von 60 Kilogramm Biomüll pro Kopf im laufenden Jahr nicht erreicht. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 51 Kilo. Hoffnung setzt Untersteller unter anderem in ein Forschungsvorhaben, das bis Ende des kommenden Jahres biologisch abbaubare Beutel für Küchenabfälle prüft.

In der Menge der Bioabfälle unterscheiden sich die einzelnen Stadt- und Landkreise teilweise überaus deutlich: Etwa jeder zweite überschritt im vergangenen Jahr den Wert von 60 Kilo pro Kopf. Das galt vor allem für Baden-Baden (126 Kilo), den Main-Tauber-Kreis (108) und den Landkreis Konstanz (104). Dagegen schnitten zum Beispiel Göppingen mit lediglich 6,2 Kilo und der Enzkreis mit 15,3 Kilo deutlich schlechter ab. Untersteller erklärte die Ergebnisse unter anderem mit unterschiedlichen Angeboten bei den Tonnen und den Abholzeiten.

„Natürlich wäre es mir lieber, würde sich Göppingen stärker am Main-Tauber-Kreis orientieren“, sagte Untersteller. Aber seit 1996 habe ein Großteil der baden-württembergischen Stadt- und Landkreise das getrennte Sammeln von häuslichen Abfällen ausweiten können. Der Anteil der getrennt gesammelten Abfälle aus der Biotonne und der Wertstoffe aus Haushalten haben dort zugenommen, während gleichzeitig der Anteil des Haus- und Sperrmülls gesunken sei.

Neben der Biotonne warb Untersteller erneut für den Trend zu verpackungsfreien Supermärkten oder „Unverpackt-Läden“, die ohne Einwegverpackungen auskommen. „Ich sehe da einen ähnlichen Zuwachs an Popularität wie zu Beginn der Bioläden“, sagte der Minister, der am Montag auch ein „Unverpackt“-Geschäft in Stuttgart besuchte. Die Nachfrage ist vor allem bei jungen Leuten hoch. Nach einer Studie des Ministeriums versuchen ein Drittel der 14- bis 25-Jährigen in Baden-Württemberg bereits, den Alltag nachhaltig zu gestalten und so die Ressourcen des Planeten zu schonen.

Insgesamt nahmen die öffentlich-rechtlichen Entsorger im vergangenen Jahr mit 12,24 Millionen Tonnen etwas weniger Abfälle an als im Jahr davor (12,44 Mio). Davon entfielen rund 55 Prozent auf Baumassenabfälle, 45 Prozent auf Abfälle aus dem Siedlungsbereich. Auf häusliche Abfälle - Rest- und Sperrmüll, Bioabfälle und wertstoffhaltige Abfälle - entfielen 355 Kilogramm pro Kopf, insgesamt 3,93 Millionen Tonnen.

Allerdings wird der Müll auch teurer: Die Abfallgebühren, die in jedem Stadt- und Landkreis durch Gebührensatzungen festgelegt werden, sind im Vergleich zum Vorjahr für einen Vier-Personen-Haushalt um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Während sie 2019 bei gut 156 Euro lagen, nahmen sie Anfang des Jahres im Landesdurchschnitt um fast 9 Euro auf etwas mehr als 165 Euro zu. Gründe seien sinkende Wertstofferlöse, auslaufende Verträge für Abfuhrleistungen, steigende Verbrennungspreise und Investitionen in die Infrastruktur.