Berlin kippt Feiern zum Kriegsende

dpa Berlin. Kein Fest der Erinnerung am Brandenburger Tor. Berlin sagt Veranstaltungen zum 75. Jahrestag von Befreiung und Kriegsende ab. Die Verantwortlichen tüfteln an einer Alternative.

Berlin kippt Feiern zum Kriegsende

Berlin sagt alle großen Veranstaltungen zum 75. Jahrestag von Befreiung und Kriegsende ab. Foto: Christophe Gateau/dpa

Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes wird es entgegen bisheriger Planungen keine großen Veranstaltungen am Brandenburger Tor und an anderen historischen Orten in Berlin geben.

Die dort vorgesehenen Projekte hat die Stadt in Folge der Corona-Pandemie abgesagt. „Wir gehen von der Straße runter“, sagte Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der federführenden Kulturprojekte Berlin, der Deutschen Presse-Agentur.

Bei aller Hoffnung auf Lockerungen in der Corona-Krise sei ein Angebot mit großen Feierlichkeiten am 8. Mai nicht die richtige Idee. Vergleichbare Veranstaltungen der Kulturprojekte locken sonst bis zu 250.000 Besucher an.

Für die Feierlichkeiten standen 700.000 Euro zur Verfügung. Diese fließen nun in ein aufwendiges digitales Projekt. Als Alternative planen van Dülmen und sein Team die virtuelle Ausstellung „Nach Berlin“. Darin sollen die letzten Kriegstage und die Befreiung vom Nationalsozialismus im Mai 1945 dargestellt und erläutert werden an beispielhaften Orten wie Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor, Sowjetisches Ehrenmal, Alexanderplatz, Topographie des Terrors und Deutsch-Russisches Museum Karlshorst.

Die historischen Ereignisse können van Dülmen zufolge dann individuell erschlossen werden über eine eigens entwickelten Web-Experience, die Eigenschaften von VR-Masken und herkömmlichen virtuellen Darstellungen kombiniert. Zudem soll eine Augmented-Reality-App an historischen Orten Geschichte optisch mit erweiterten Informationen per Handy erfahrbar machen.

Zwischen dem 2. und 8. Mai gebe es jeden Tag einen anderen Schwerpunkt, kündigte van Dülmen an. In der geplanten Form soll die virtuelle Ausstellung dann bis zum 2. September im Netz zu finden sein.

Am 2. Mai 1945 endete mit der Kapitulation Berlins vor den sowjetischen Truppen der Kampf um die Hauptstadt. Der 8. Mai markiert mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht die Befreiung Deutschlands und das Kriegsende in Europa. Am 2. September ging dann mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg zu Ende.

Thematisiert werden mit dem Berliner Projekt auch Auswirkungen bis heute. Van Dülmen erinnerte an aktuelle Relativierungen der Kriegszeit und Rechtsextremismus. Debatten um die rassistischen und antisemitischen Anschläge von Hanau und Halle seien aktuell von der Corona-Krise überlagert.

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sprach in einer Mitteilung von einem „an die aktuelle Situation angepassten“ Projekt. „Es ist zugleich Ausdruck und Ausgangspunkt für ein unmissverständliches Signal gegen Faschismus und Krieg.“ Lederer erinnerte daran, dass Berlin den 8. Mai anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung zum Feiertag erklärt hat.

Zuvor war bereits der zentrale Staatsakt vor dem Reichstagsgebäude abgesagt worden. Dort sollte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor zahlreichen Gästen aus dem Ausland an Kriegsende und Befreiung erinnern.