Beschützender Raum für Demenzkranke

Das Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer mit 42 Pflegeplätzen ist fertiggestellt – Einzug der Bewohner verzögert sich

Mit einem Festakt ist das neue Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer auf dem ehemaligen Krankenhaus-Areal in Backnang eingeweiht worden. Noch kann der Neubau, welcher 42 Pflegebedürftigen ein Heim sein wird, aber noch nicht in Betrieb genommen werden. Der Aufzug sorgt für Verzögerung. Die Bewohner sollen im Juli einziehen.

Beschützender Raum für Demenzkranke

Mit einem symbolischen Schlüssel aus Schwarzwälder Kirschtorte überreichte Architekt Fritz Kempf (rechts) das Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer an den Ratsvorsitzenden der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg Dekan Wilfried Braun, Geschäftsführer Eckart Jost und den Vorstandsvorsitzenden Walter Schmitt (von links). Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. „Beinahe bezugsfertig“ sei das Apartmenthaus, verkündete der Vorstandsvorsitzende Walter Schmitt anlässlich des Festakts in der Cafeteria des Neubaus schmunzelnd. Formal ist es eine Kleinigkeit, die für die Verzögerung sorgt: Am Aufzug ist ein Teil kaputt gegangen, mit der Lieferung des Ersatzteils aus Spanien gab es Probleme, erklärt Geschäftsführer Eckart Jost. Ohne einen funktionierenden Aufzug gebe es keine TÜV-Abnahme und ohne TÜV-Abnahme wird keine Heimgenehmigung erteilt. Zuvor hatten Probleme mit dem Trockenbau den Termin zur Fertigstellung nach hinten verschoben. Die Freude anlässlich der Fertigstellung dämpfte diese Tatsache jedoch nicht. „Wir sind froh und dankbar über den gelungenen Neubau“, sagte Schmitt. Das ehemalige Krankenhaus-Areal sei ein hervorragender Standort, der sich unter anderem durch eine sehr gute Infrastruktur hervortue.

Das Pflegeheim ist ein Mehrgenerationenprojekt

Unterschiedliche Zielgruppen sollen im Apartmenthaus unterkommen: Der Wohnbereich im Erdgeschoss ist für pflegebedürftige junge Menschen vorgesehen. Zwölf Plätze werden hier geboten. Im ersten Obergeschoss sollen künftig 15 demenzerkrankte alte Menschen wohnen, zudem sind zwölf Plätze in der Tagespflege und drei Nachtpflegeplätze vorgesehen. Im zweiten Obergeschoss kommen jene Menschen unter, bei denen die Demenzerkrankung schon weit fortgeschritten ist. Ihnen wolle man einen „beschützenden Rahmen“ bieten, sodass sie Sicherheit, Beschäftigung und eine wohltuende Atmosphäre erleben, führte Schmitt aus. Das Apartmenthaus sei demnach ein Mehrgenerationenprojekt.

„Dieses Pflegezentrum ist nicht zuletzt auch unter dem Aspekt der Stadtentwicklung der richtige Ansatz“, sagte Oberbürgermeister Frank Nopper in seinem Grußwort mit Bezug auf die Nachnutzung des Klinikareals. Es lindere seinen Schmerz wegen der Schließung des Backnanger Krankenhauses, auch wenn dieser damit nicht vollständig beseitigt sei. Nopper erinnerte auch an die Anfänge des Altenheims Staigacker, das 1904 als Haus der Barmherzigkeit feierlich eingeweiht wurde. Dieses „trug der damaligen Entwicklung Rechnung, dass arme und alte Mägde und Knechte aus der Landwirtschaft vielfach keine Aufnahme in Altenheimen fanden“.

Sinnvolle Nachnutzung des ehemaligen Klinik-Areals

Der Entwicklung dieser Tage, dass nämlich immer mehr Menschen an Demenz erkrankten und „junge körperbehinderte Menschen besondere Betreuungsbedürfnisse haben und besondere Betreuungsbereiche brauchen“, dem trage nun das Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer Rechnung. In Anlehnung an den Namenspatron wünschte der OB den künftigen Bewohnern dann auch, dass sie „von guten Mächten treu und still umgeben und von guten Mächten wunderbar geborgen“ seien. Dekan Wilfried Braun, zugleich Ratsvorsitzender der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg, hob in seiner Rede hervor, wie die Einrichtung die Bibel und das Grundgesetz in Einklang bringe. Zum einen sei die Pflege Älterer die Umsetzung des vierten Gebots (Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren), außerdem werde die Würde des Menschen gewahrt (Artikel 1, Grundgesetz). „An unserem Umgang lernen unsere Kinder und Kindeskinder, wie sie einmal mit uns umgehen“, erinnerte er die Gäste. Die Würde eines Menschen hänge nicht von dessen Leistung oder Gesundheitszustand ab. Sie zu wahren und die Älteren zu ehren – beides komme im Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer zusammen.

Nach der beschlossenen Schließung des Backnanger Krankenhauses habe man , so Schmitt, 2012 ein Gutachten erstellen lassen, das die Nachnutzung des Areals untersuchte. Eine Spezialeinrichtung für Demenzkranke sei damals empfohlen worden. Im Dezember 2016 hatte die Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg das Grundstück, auf dem nun das Apartmenthaus steht, erworben. Etwa sieben Millionen Euro flossen in das Neubau-Projekt. Dass nun die Fertigstellung gefeiert wurde, sei eine Bestätigung einer erfolgreichen und glücklichen Partnerschaft aller Beteiligten in den vergangenen Jahren, hob Stefanie Böhm, die neu gewählte Sozialdezernentin des Rems-Murr-Kreises, hervor. Die Lücke, die die Schließung der Klinik in Backnang hinterlassen hatte, galt es zukunftsweisend zu gestalten vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft. Das Apartmenthaus mit seinen neuen, innovativen Räumen füge sich sinnvoll in die Nachnutzung des Areals ein. Es sei ein „spürbares Mehr an Lebensqualität“ für die künftigen Bewohner. Böhm hob hervor, dass das Apartmenthaus offen für Nachbarn, Freunde und ehrenamtlich Engagierte sein solle. Am 30. Juni findet deshalb ein Tag der offenen Tür statt, bevor dann voraussichtlich im Juli die Bewohner den Neubau beziehen können.