Besinnlich und sehr familiär

Weihnachtsfeier im Bürgerheim in Backnang: Strahlende Gesichter und leuchtende Augen bei der Bescherung

Traditionell seit vielen Jahren am Heiligen Abend feiern die Bewohner mit ihren Angehörigen und Mitarbeitern im Bürgerheim ihre Weihnachtsfeier. Neben der Bescherung freuen sich die Bewohner vor allem über das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern.

Besinnlich und sehr familiär

Eine familiäre und feierliche Stimmung herrscht bei der Weihnachtsfeier im Bürgerheim Backnang auf dem Hagenbach. Fotos: A. Becher

Von Andreas Ziegele

BACKNANG. Der Festsaal im Bürgerheim auf dem Hagenbach ist festlich geschmückt. Neben dem Weihnachtsbaum ist die Krippe aufgebaut und der Saal ist rappelvoll. Es ist wieder Weihnachtsfeier im Bürgerheim auf dem Hagenbach. Eckart Jost, Geschäftsführer des Altenpflegeheims Staigacker, zudem unter anderem auch das Bürgerheim gehört, begrüßt vor allem die Angehörigen der Bewohner, die gekommen sind, um gemeinsam den Heiligen Abend zu feiern. „Anfangs war ich skeptisch, ob es eine gute Idee ist, diese Weihnachtsfeier direkt am Heiligen Abend zu begehen“, lässt Jost wissen. Aber die Beharrlichkeit der Hausleiterin Bettina Kleinknecht hat sich gelohnt. Fast alle der 48 Bewohner sind gekommen und gemeinsam mit rund 70 Angehörigen entsteht eine familiäre Atmosphäre, die die Feier besinnlich werden lässt.

Ein buntes Programm haben sich Kleinknecht und ihre Stellvertreterin Katrin Baumann ausgedacht und mit dem Mitarbeiterteam und den Bewohnern intensiv geprobt. Besonders ins Zeug gelegt hat sich Willi Huiss. Der seit rund zwei Jahren im Bürgerheim lebende und noch sehr rüstige Senior bot bei der Darbietung des Gedichtes „Die heilige Nacht“ alles, was man von einem Gedichtvortrag erwartet: Die klare Stimme und die leidenschaftliche Darbietung beklatschten die Gäste lautstark. Und beim gemeinsamen Singen von Liedern wie „Stille Nacht“, „Oh Tannenbaum“, „Alle Jahre wieder“ oder „Leise rieselt der Schnee“ zeigten sich die Senioren mehr als textsicher und mussten nur selten auf ihre Liedblätter schauen. Begleitet wurden sie dabei von Dieter Taschner am Akkordeon, den die Hausleitung als „einen Freund des Hauses“ bezeichnet. Die Weihnachtsgeschichte darf an so einem Tag natürlich auch nicht fehlen. Erzählt wurde diese vom ehemaligen Pfarrer der Backnanger Markuskirche, Ulrich Wörner. Trotz einiger Zeit im Ruhestand brauchte er weder ein Manuskript noch die Bibel, um die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium wiederzugeben. Besonders feierlich wird es dann, als im Hof des Bürgerheimes das Städtische Blasorchester der Stadt Backnang Aufstellung nimmt und bei ihrer zweiten Station an diesem Tag – zuvor hatten sie bereits im Pflegeheim Staigacker gespielt – einige Weihnachtslieder zum Besten gibt. Und es sind nicht wenige Nachbarn und Spaziergänger, die stehen bleiben und sich durch die Musik in festliche Stimmung für den Heiligen Abend bringen. Währenddessen wird es im Festsaal unruhig. „Man hört ja gar nicht, was die da draußen spielen“, murrt eine Bewohnerin. Groß ist dann der Applaus, als die Musikanten den Festsaal vollends füllen und unter der Leitung von Dirigent Christian Wolf weitere Weihnachtslieder spielen. Willi Huiss zeigte dann später, dass er nicht nur Gedichte vortragen, sondern auch hervorragend singen kann. Gemeinsam mit vier Mitbewohnern sangen sie im Chor und mit der Solostimme von Huiss „Tochter Zion“, wobei eine Bewohnerin das Stück pfeifend begleitete. Alles nicht immer ganz fehlerfrei, aber mit garantierter Gänsehautatmosphäre im Festsaal. Belohnt wurden die Künstler mit donnerndem Applaus.

Der Höhepunkt des offiziellen Programms ist dann die Bescherung. Hausleiterin Kleinknecht weiß: „Wenn die ausfallen würde, dann wäre die Enttäuschung bei unseren Bewohnern groß.“ Schon Wochen vorher wurde sie gefragt, ob es in diesem Jahr auch wieder eine Bescherung geben würde. Und dann ist es auch endlich soweit. Jeder Heimbewohner erhält aus den Händen der Mitarbeiter ein Geschenk. Das Strahlen in den Gesichtern der ältesten Generation erinnert in diesem Moment an die, der jüngsten Generation. Und manch einer hat einen Glanz in den Augen, der einem das Herz öffnet. Willi Huiss zum Beispiel wurde vor Monaten gefragt, was er sich zu Weihnachten wünscht. Seine Antwort damals: „Maggi.“ Nun überreicht ihm Bettina Kleinknecht die aufwendig verpackte Würzspezialität. Und es ist ihm anzusehen, dass die Überraschung geglückt ist.

Trotz Veränderungen: 2019 gibt

es wieder eine Weihnachtsfeier

Eckart Jost bedankt sich zum Schluss bei allen Beteiligten und schließt den offiziellen Teil der Feier. Aber Bettina Kleinknecht verrät: „Das kann hier schon noch bis 21 Uhr weitergehen.“ Die Angehörigen treten nun den Nachhauseweg an. Aber nicht alle Bewohner bleiben an diesem Tag im Bürgerheim. Einige werden erst am Abend wiederkehren, nachdem sie mit ihren Familien den Heiligen Abend verbracht haben. Eine Bewohnerin erzählt stolz: „Ich mache über die Feiertage Urlaub bei meiner Tochter.“ Man sieht ihr an, dass sie sich darauf richtig freut.

Für das kommende Jahr stehen dann einige Veränderungen an, wie Eckart Jost zu berichten weiß: „Wir müssen die Doppelzimmer zurückbauen. Dadurch sinkt die Zahl der Bewohner auf 40.“ Grund dafür ist die Richtlinie des Baden-Württembergischen Sozialministeriums nach der es ab September 2019 in Pflegeheimen im Wesentlichen nur noch Einzelzimmer geben darf. Aber auch mit dieser Herausforderung kann das Bürgerheim umgehen. Und trotz vieler Veränderungen – eines bleibt: Die Weihnachtsfeier wird auch im neuen Jahr wieder am Heiligen Abend stattfinden.

Besinnlich und sehr familiär

Der Höhepunkt des offiziellen Programms ist dann die Bescherung.