Die Stadtverwaltung will sich für bessere Busverbindungen in Backnang einsetzen. Archivfoto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Die Stellungnahme der Stadtverwaltung Backnang an den Landkreis zur Fortschreibung des Nahverkehrsplans ist am Donnerstagabend von den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses einstimmig abgesegnet worden. Zuvor hatte die Verwaltung die verschiedenen Pakete von Buslinien ausführlich vorgestellt und herausgehoben, was nach Ansicht der Stadt Backnang in Zukunft geändert werden soll.
Gisela Blumer, die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts, betonte die Bedeutung einer attraktiven Anbindung der Buslinien an die S-Bahn. Der Standard sieht tagsüber mindestens eine halbstündige Bedienung vor, in den Hauptverkehrszeiten wird der Verkehr auf 15 Minuten werktags und 30 Minuten samstags verdichtet. Nun fordert Blumer, diese Standards auch auf weitere Linien auszuweiten. Als wesentliche Punkte listete sie die Anbindung der Lerchenäcker mit der Erweiterung des dritten Bauabschnitts auf, ferner die Linie nach Schöntal und zu den Murrbädern. Verbesserungen müsse es ferner geben bei der Anbindung des Gewerbegebiets Kuchengrund und des Kreisberufsschulzentrums. Speziell für Schöntal sehe der Nahverkehrsplan seit langer Zeit Handlungsbedarf, erklärte Blumer. Da in Schöntal deutlich mehr als 450 Personen mit Hauptwohnsitz gemeldet sind, soll das Angebot künftig entsprechend des Landkreisstandards ausgebaut werden. Konkret würde dies 15 Fahrtenpaare an Werktagen als Mindestbedienung bedeuten. Davon ist man noch weit entfernt. Immerhin wurde das Angebot seit Jahresbeginn 2019 auf elf Fahrtenpaare erhöht. Eine Verbesserung, die die Stadt Backnang ausdrücklich begrüßt, die aber noch nicht zufriedenstellend ist, da das Ruftaxi weggefallen ist.
Zudem gibt die Stadt zu bedenken, dass sich in den nächsten Jahren einiges ändern wird, was bei der nächsten Planung berücksichtigt werden müsse. So etwa die Bebauung der Oberen Walke oder des IBA-Areals. Auf die städtebauliche Entwicklung hob auch Stefan Setzer ab. Der Stadtbaudezernent prognostizierte alleine in diesen beiden Bereichen ein Siedlungspotenzial von mehreren Hundert Einwohnern. Setzer forderte: „Wir sollten von vornherein ein gutes ÖPNV-Angebot haben.“ Es sei schwierig, wenn Bürger erst ein Auto benötigen würden, sie dann später wieder für den ÖPNV zu gewinnen. Auch Setzer war für eine bessere Anbindung der Gewerbegebiete, „das wird in Zukunft noch wichtiger werden als bisher schon“. Etwa aus Richtung Strümpfelbach. Es mache wenig Sinn, erst mit dem Bus in die Stadt zu fahren und umzusteigen, und dann wieder in die Lerchenäcker zurück, „in dieser Zeit ist man genauso gut zum Arbeitsplatz gelaufen“. Konkret heißt es in der Stellungnahme zu der Linie 359 Lerchenäcker, die Linie soll verlängert, eine zusätzliche Haltestelle geschaffen, der Takt verdichtet und die Verknüpfung verbessert werden.
Großen Raum in der Diskussion nahm die Frage ein, ob jede Linie auf den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ausgerichtet sein müsse oder ob nicht auch Ringverbindungen sinnvoll sein können. Speziell wenn die Obere Walke und das IBA-Quartier bebaut sind, könnte eine Querverbindung in der Stadt auch Vorteile haben. Willy Härtner (Grüne) war sich ziemlich sicher, dass dies der Fall sein könnte. Er erinnerte daran, dass dies schon immer ein Gedanke seiner Fraktion gewesen sei.
Erster Bürgermeister Siegfried Janocha hingegen plädierte vor allem dafür, das Kreisberufsschulzentrum aus Richtung Weissacher Tal direkt und umsteigefrei anzubinden. Zudem richtete er einen Appell in Richtung Landratsamt in Sachen Kostenbeteiligung: „Wir wollen eine Gleichbehandlung wie in allen anderen Landkreisen. Dort übernehmen die Kreise alle Kosten.“
Jenseits der Liniendiskussion monierte Sabine Kutteroff (CDU), dass die Busfahrer ständig telefonieren würden. Sie wollte eine Anfrage an den Betreiber richten, „ob man das nicht unterbinden könne“. Sie verwies darauf, dass Autofahrer nicht telefonieren und Fahrgäste den Busfahrer nicht ansprechen dürften. Dies passe nicht zusammen. Blumer dazu: Laut Betreiber dürfen die Fahrer nicht telefonieren. Fahrgäste sollten die Fahrer melden, „das wird nicht geduldet“.
Etwa alle fünf Jahre wird der Nahverkehrsplan (NVP) fortgeschrieben, er bietet dadurch einen Planungshorizont.
Punkte sind etwa die Verpflichtung zur Herstellung der vollständigen Barrierefreiheit gemäß dem Personenbeförderungsgesetz. Zudem besteht die Pflicht, zeitliche Verzögerungen im Nahverkehrsplan zu begründen. Umgesetzt werden muss auch die EU-Richtlinie„Clean Vehicle Directive“, wonach zumindest ein Viertel der öffentlich beschafften Busse im Jahr 2025 und ein Drittel im Jahr 2030 „sauber“ sein muss.
Im Nahverkehrsplan werden künftige Ausschreibungen vorbereitet und die zu erbringenden Leistungen definiert.
Laut dem Entwurf des Nahverkehrsplans lautet eine Prognose für 2030, dass im Bereich Mittelzentrum Backnang der Anteil des ÖPNV am insgesamt deutlich zunehmenden Verkehr mit etwa 12 Prozent konstant ist.
Die zweite Fortschreibung des NVP hat sich bewährt und dient als Grundlage für die Ausschreibungen, die der Landkreis ab 2022 wieder europaweit vornehmen wird.