Bestatter im wahren Leben – und im Film

Matthias Gruber aus Unterweissach ist Komparse in der ZDF-Serie Soko Stuttgart – Krimis als Leidenschaft

In verschiedene Rollen schlüpfen – das habe sich mittlerweile zu einem leidenschaftlichen Hobby entwickelt, gibt Matthias Gruber zu. Außerdem sei das ein elementarer Ausgleich zu seiner Arbeit als Bestattungshelfer. Der 24-Jährige aus Unterweissach wird ab kommendem Jahr häufiger in der ZDF-Serie Soko Stuttgart zu entdecken sein: Als Komparse stellt er so manchen Charakter dar – mal einen Polizeistudenten, mal einen Faschingsmuffel oder einen Bestattungshelfer.

Bestatter im wahren Leben – und im Film

Matthias Gruber spielt in der Folge „Hexentanz“ einen Bestattungshelfer. Auch im wahren Leben geht der 24-Jährige diesem Beruf nach. Foto: privat

Von Yvonne Weirauch

WEISSACH IM TAL/STUTTGART. Mit dem Fund einer Leiche beginnen meistens die Folgen der Krimiserie Soko Stuttgart. Damit Kriminalhauptkommissarin Martina Seiffert (Astrid M. Fünderich) und ihre Kollegen jeden Donnerstag im ZDF ermitteln können, ist viel Aufwand nötig. Die Zuschauer daheim vor dem Bildschirm sehen das nicht. Was hinter den Kulissen passiert, was für einen Dreh alles nötig ist und wie viel Zeit investiert wird, das weiß auch Matthias Gruber aus Unterweissach. Er ist einer von vielen Komparsen der Serie.

„Ich bin seit etwa drei Jahren in der Kartei der Produktionsfirma Bavaria Fiction. Als der Aufruf über Facebook kam, dass Komparsen für die Krimireihe gesucht werden, habe ich mich gleich gemeldet“, erzählt Matthias Gruber. Berührungsängste habe er keine, er stehe gerne vor der Kamera, gibt der 24-Jährige zu. Einige Folgen der Reihe Soko Stuttgart, die im Februar 2020 ausgestrahlt werden, sind schon im Kasten.

In „Hexentanz“ hat Matthias Gruber seinen ersten Auftritt

Gruber ist ein Teil von ihnen: „Ich war bei der Spusi, als Student auf der Hochschule, ein Faschingsmuffel in einer Kneipe und Bestattungshelfer.“ Der junge Mann hält inne: „In die Rolle des Bestattungshelfers zu schlüpfen, ist mir am leichtesten gefallen. Ich konnte meine Erfahrungen einbringen und die Handgriffe haben sofort gesessen.“ Denn: Seit Juli 2018 arbeitet Gruber in einem Backnanger Bestattungsinstitut. In der Folge „Hexentanz“ hat Gruber seinen Auftritt als Bestattungshelfer. „Ich stehe da mit einem Kollegen an der Leichenwanne. Der Zuschauer sieht dann, wie wir die vermeintliche Leiche im Leichensack in die Wanne legen und den Deckel verschließen“, beschreibt Gruber die Szene.

Ungewöhnlich für diese Soko-Folge ist, dass Gruber als Komparse eine weitere Rolle besetzen darf: Er spielt auch einen Mitarbeiter der Spurensicherung. „Das ist sehr selten und die Ausnahme, dass man zweimal in einer Folge einen anderen Komparsen spielt“, gibt der junge Mann zu. Aber er ist sich fast sicher, dass das dem Zuschauer nicht unbedingt auffällt: „In dieser Szene fahren wir mit unserem Bus vor, steigen in unseren weißen Overalls aus und nehmen die Koffer mit den Untersuchungsmaterialien aus dem Auto.“

Ganz besonders gut erinnert sich Matthias Gruber an den Dreh, bei dem er einen Faschingsmuffel in einer Kneipe mimen musste. „Das ist mir so schwer gefallen, das zu spielen, weil ich eigentlich Fasching liebe“, sagt Gruber, der Mitglied bei der Narrenzunft Spiegelberg ist. Wenn er eine Rolle als Komparse angeboten bekomme, mache er sich immer viele Gedanken im Voraus: „Ich will es einfach richtig gut machen.“ Ein Drehtag ist mitunter anstrengend. Meist frühmorgens müsse man am Set sein, werde dann von der Komparsenbetreuerin eingewiesen, das Kostüm wird besprochen. „Manchmal können wir auch zwei oder drei Outfits selbst mitbringen und tragen dann sozusagen unsere Freizeitklamotten“, erzählt der jungen Mann.

Vor der Kamera zu stehen, mache ihm mächtig Spaß. Theaterspielen wäre dagegen nichts für ihn, wehrt Gruber gleich ab. „Vor der Kamera habe ich immerhin mehrere Versuche, bis man mit allem zufrieden ist und das so ausgestrahlt werden kann.“ Im Moment sieht Matthias Gruber die Schauspielerei noch als Hobby an: „Ich bin froh, dass ich das so mit meinem Beruf vereinbaren kann. Es ist für mich ein guter Ausgleich. Und ich bin froh, dass ich so einen verständnisvollen Arbeitgeber habe. Wenn ich Bescheid gebe, dass ein Dreh ansteht, ist das meistens kein Problem und ich bin gerne bereit, dafür auch Urlaubstage abzugeben.“

Matthias Gruber freut sich schon darauf, wenn die ersten Folgen mit ihm ausgestrahlt werden: „Ich kann das kaum erwarten.“ Ein „bisschen Party“ gemacht werde da schon, eine Art Filmabend wolle der Kumpel organisieren. „Ich bin so dankbar, dass meine Familie und meine Freunde hinter mir stehen, so begeistert sind und sich mit mir freuen, dass ich so was mache“, sagt Gruber. Auch seine Freundin unterstütze ihn, wo es nur gehe, und freue sich mit ihm.

Ob er auch gerne mal eine Leiche spielen würde? Matthias Gruber zögert: „Eigentlich schon. Das Blöde ist dann nur, dass man für die Serie als Komparse eine Weile gesperrt ist, denn dann darf man ja nicht als andere Person wieder in einer darauffolgenden Serie mitspielen.“

Zu den Schauspielern der Soko Stuttgart hat Matthias Gruber hin und wieder am Set Kontakt: „Mit Peter Ketnath, der den Jo Stoll spielt, habe ich mich schon unterhalten und einen Kaffee getrunken. Der ist total nett und immer gut drauf. Und der Mike Zaka Sommerfeldt, der den Leiter der Kriminaltechnik Jan Arnaud mimt, ist auch sehr lustig. Wir haben schon viel gelacht.“

Ebenso findet Gruber den Stuttgarter Entertainer und Schauspieler Michael Gaedt toll, der in der Serie den Autotüftler „Schrotti“ und den Freund von Kriminalhauptkommissar Stoll darstellt. Mit den Damen hingegen hatte Komparse Gruber eher weniger zu tun: „Nur immer mal in bestimmten Szenen, wenn die Kommissarin an mir vorbeigelaufen ist.“

Bestatter im wahren Leben – und im Film

Das Ermittlerteam der Soko Stuttgart. Foto: ZDF

Info
Jeden Donnerstag im ZDF: Soko Stuttgart

Die Serie Soko Stuttgart läuft derzeit immer donnerstags um 18 Uhr im ZDF. Ende Januar dieses Jahres haben bei der Bavaria Fiction die Dreharbeiten zur elften Staffel mit 25 neuen Folgen der Krimiserie begonnen. Mit einer Aufklärungsrate von rund 95 Prozent bei Kapitalverbrechen ist die Landeshauptstadt Baden-Württembergs aber auch eine der sichersten Städte in Europa. Soko Stuttgart orientiert sich an der erfolgreichen Arbeit der Stuttgarter Polizei und verschafft dem Fernsehpublikum gleichzeitig einen Eindruck vom Leben in und um Stuttgart. Das ZDF und die Bavaria Fiction haben mit der Soko Stuttgart eine erfolgreiche Vorabendserie etabliert. Der Medienstandort ist durch sie nachhaltig gestärkt worden. Auch deswegen wurde Produzent Oliver Vogel 2015 mit dem Ehrenfilmpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Weitere Infos unter: www.zdf.de/serien/soko-stuttgart

In Stuttgart bleibt kein Mord unaufgeklärt. Dafür sorgt das Team rund um die erste Kriminalhauptkommissarin Martina Seiffert (Astrid M. Fünderich). Ihr zur Seite stehen Kriminalhauptkommissar Joachim Stoll (Peter Ketnath) und die Kriminalkommissare Selma Kirsch (Yve Burbach) und Rico Sander (Benjamin Strecker). Über ihnen thront: Kriminaldirektor Michael Kaiser (Karl Kranzkowski).