Beste Stimmung bei der UCC-Prunksitzung in Weissach

Bei der Prunksitzung des Unterweissacher Carnevals-Clubs (UCC) haben am Samstag Vereinsmitglieder und Fastnachtsbegeisterte zusammen gefeiert. Das Publikum wie auch die Närrinnen und Narren freuten sich, nach der dreijährigen Coronazwangspause wieder richtig loszulegen.

Beste Stimmung bei der UCC-Prunksitzung in Weissach

Das Motto des Abends lautet „55+1 Jahre UCC – eine Nacht in Blau-Weiß“. Fotos: Alexander Becher

Von Wolfgang Gleich

Weissach im Tal. Sie haben nichts verlernt. Auch nicht während der dreijährigen Coronazwangspause. Weder wie man eine hallenfüllende Abendveranstaltung vorbereitet und organisiert, noch wie man als perfekter Gastgeber die Besucher verwöhnt. Und schon gar nicht, wie man eine Stimmung schafft, dass der Festsaal nur so vor Begeisterung bebt. Wer je daran gezweifelt hätte, der konnte sich am Samstagabend in der Seeguthalle in Cottenweiler auf der Prunksitzung des Unterweissacher Carnevals-Clubs (UCC) eines Besseren belehren lassen. Und auch das närrische Weissacher Publikum hat offensichtlich nicht vergessen, wie man dem Alltag entflieht, die Sorgen loslässt und sich munter in das närrische Treiben stürzt, sich öffnet und von der eloquenten Moderatorin Heike Strohmaier dazu mitnehmen lässt, einen Abend lang einfach nur gemeinsam fröhlich zu sein.

Das Programm startete mit dem Marschtanz der Junioren- und dem Showtanz der Minigarde.

Schlag 19.11 Uhr ging es los mit dem Einmarsch des Elferrats, der Minis und Junioren, der roten und der blauen Garde und der Batzenschmeißer, die mit ihrer Konfettikanone wieder einmal schwer aufgerüstet hatten. Sie gaben den Startschuss für das feucht-fröhliche närrische Treiben auf und vor der Bühne sowie an den Tischen im Saal. Mit dabei beim Defilee selbstredend auch die Vertreter der Gastvereine aus Backnang, Sulzbach an der Murr, Murr, Fachsenfeld, Murrhardt, Waiblingen und Nellmersbach. Die Türen der Halle waren da schon eine Stunde zuvor geöffnet worden, sodass sich die Hungrigen und Durstigen in aller Ruhe stärken konnten. Das stets aufmerksame Serviceteam versorgte sie mit allem, was in der Küche gezaubert wurde. Und dort wiederum brummte es vor Geschäftigkeit wie in einem Bienenhaus.

Das Programm startete mit dem Marschtanz der Junioren- und dem Showtanz der Minigarde. Vor allem den Minis, als blau-weiße Schlumpfinen kostümiert, flogen die Herzen des Publikums zu. Nicht nur die Mamas, Papas, Omas und Opas waren begeistert – der Beifall wollte schier kein Ende nehmen. „Ganz offensichtlich“, so die Moderatorin Heike Strohmeier, „ist die Zukunft des UCC gesichert, bei so viel Begeisterung und Tanzfreude!“

Eingebettet in die beiden Tanznummern erfolgte der Auftritt der „Lohkäs-Trampler“ des Backnanger Karnevalsclubs (BKC). In ihrem grün-blauen Häs beherrschten sie nicht nur optisch die Bühne, sondern sorgten auch musikalisch für Stimmung. Bei dem Lied „Another Brick in der Wall“ (Pink Floyd) gab es kein Halten mehr und spätestens als „Sweet Caroline“ (Neil Diamond) dem Publikum entgegenhallte, bebte die Halle. Garantiert wären Die Ärzte überrascht gewesen, wie man „Westerland“ faschingsmäßig interpretieren kann. Es muss ja nicht immer nur Heino sein.

„Wir sind hier doch auf einer Prunksitzung und nicht auf einer Trauerveranstaltung!“, setzte die Moderatorin noch eins drauf und leitete zur inzwischen schon traditionellen Prämierung der spektakulärsten Kostüme über. Der dritte Platz ging an vier Panzerknacker, die es anscheinend direkt aus Walt Disneys Entenhausen nach Weissach im Tal verschlagen hatte. Den zweiten Rang erkämpften sich neun „UCC-Ultras“: ein breitschultrig gepolstertes Football-Team, das es mit seinem Sturm zwar nicht zu einem Touchdown, aber immerhin bis auf die Bühne brachte. Den Siegerpokal in Form von zwei Sektflaschen erhielten vier Damen, die als Krümelmonster die Blicke des Saalpublikums einfingen und nicht nur die Fans der Sesamstraße begeisterten.

Aber im Grunde genommen gehörten alle Kostümierten zu den Gewinnern des Abends: ob Schlümpfe, Matrosen, Engel, Teufel, Feuerwehrmänner, Kicker und Kickerinnen im Trikot des SV Unterweissach oder direkt vom Olymp herabgestiegene Göttergestalten, sie alle wurden mit einem rundum gelungenen Abend prämiert. Blau und Weiß waren die dominierenden Farben. In Blau-Weiß war auch die Tischdekoration gehalten: flaschenförmige Leuchten, die daran erinnerten, dass bereits 1966 in Unterweissach die erste Karnevalsveranstaltung als „katholischer Feiertag“ unter der Regie von Guido Freitag abgehalten wurde.

Bundestagsabgeordnete Ingeborg Gräßle outet sich als Karnevalsfan

Als eingefleischter Karnevalsfan outete sich an dem Abend auch die Bundestagsabgeordnete Ingeborg Gräßle (CDU). Sie trug ein keck schräg aufgesetztes schwarzes Hütchen zu einem blau-weißen Gewand. Und gute Laune hatte sie mitgebracht. Am Tag davor auf der Prunksitzung in Schwäbisch Gmünd sei sie als „Rotkäppchen“ erschienen, erzählte sie, dort habe das Motto „Im Märchenland“ gelautet.

Von Jugend auf sei sie auf Prunksitzungen unterwegs, so Gräßle. Bei Fasching und Karneval handle es sich um authentische Formen der Volkskultur. Zudem, begeisterte sie sich, seien es gerade die Vereine und deren ehrenamtlich Aktive, die einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Miteinander leisteten. Ihr Engagement trage entscheidend mit dazu bei, gerade im ländlichen Raum der Jugend Heimat zu bieten und sie davon zu überzeugen, zu bleiben. Dies könne man gar nicht genug würdigen. „Hier sitzen mit die Leistungsträger unserer Gesellschaft. Sie haben wohl das gute Recht, sich heute Abend zu amüsieren.“

Derartige Veranstaltungen seien auch für die Politik unverzichtbar, um mit den „Menschen von der Straße“ in direkten Kontakt zu treten. Dies habe in den Jahren der Pandemie sehr schmerzhaft gefehlt. „In meinem Wahlkreis habe ich über 80000 Wählerinnen und Wähler. Wann und wo sonst habe ich Gelegenheit, mich völlig ungezwungen unter sie zu mischen?“