War das ein Sommer. Als extrem trocken und lang anhaltend heiß wird er in die Geschichtsbücher eingehen. Die Freibadbetreiber im Raum Backnang haben jetzt am Ende der Badesaison Grund zum Jubeln. Bei extrem guten Besucherzahlen klingelten die Kassen. Ein schwerer Badeunfall wurde nicht gemeldet. In Backnang dürfen am Wochenende nur noch die Hunde ins erfrischende Nass.
So voll wie hier bei der Schools-out-Party im Backnanger Wonnemar kurz vor den Sommerferien war’s in den vergangenen Monaten fast an jedem Tag und in jedem Freibad. Foto: J. Fiedler
Von Florian Muhl
BACKNANG. „Mit mehr als 134000 Freibadbesuchern haben wir in diesem Jahr einen Besucherrekord seit Eröffnung des Wonnemars aufgestellt – sprich seit 2013“, teilt Carina Neumann auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Der bisherige Rekord lag bei 126000 im Jahr 2015. Das bisher schwächste Freibadjahr war für uns 2014 mit 93000 Besuchern“, so die Wonnemar-Marketingleiterin weiter.
Der stärkste Monat – von der Besucherzahl her – war in diesem Jahr der Juli mit 41700 Besuchern, der schwächste der September mit rund 8200 Badegästen. Im vergangenen Jahr war der stärkste Monat der August mit 37000 Besuchern. An den absoluten Besucherrekord an einem Tag seit Eröffnung des Wonnemars ist man in diesem Jahr nicht herangekommen. Das war der 5. Juli 2015. An diesem Sonntag pilgerten sage und schreibe fast 4700 badelustige Wasserratten ins Backnanger Mineralfreibad. „Ähnliche hohe Tagesbesucherzahlen wurden 2018 zu keinem Zeitpunkt erreicht“, sagt Carina Neumann. Wonnemar-Betriebsleiter Ricardo Haas hat auch die Begründung dafür: „Durch das lang anhaltend konstant warme Badewetter haben sich die Besucher in diesem Jahr recht gut verteilt. Wir hatten keinen Tag über 3000 Besucher.“ Trotzdem. Bei der Frage nach den Einnahmen muss er schmunzeln. „Die waren gut“, sagt der Betriebsleiter.
Nachdem die Badesaison mit einer Riesengaudi auf der Riesenrutsche jetzt am Sonntag zu Ende ging (wir berichteten), hätten laut Haas viele Badegäste gefragt, warum das Freibad nicht verlängere, es sei doch warm. Der Vorwurf, man sei nicht flexibel genug, wurde laut. „Das stimmt schon, tagsüber ist es warm, aber nachts ist es kalt. Das würde unsere Heizkosten enorm verteuern“, sagt der Bäderchef. Zudem stehe der Termin für das Hundeschwimmfest am kommenden Wochenende (siehe Infokasten) schon lang fest. Man brauche die Zeit bis dahin, um das Chlor im Wasser abzubauen. „Eine Verlängerung der Badesaison ist also aus zeitlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich“, sagt Haas.
Steht jetzt eine Sanierung an? „Eine Sanierung nicht. Aber wir werden die beiden Rutschen, die gelbe und die grüne, abbauen. Die werden komplett aufgearbeitet. Dann kann man auch wieder schneller rutschen“, so der Betriebsleiter. Eventuell würden auch auf dem Kinderspielplatz einige Geräte erneuert werden.
Ebenfalls am vergangenen Sonntag wurde auch in Oppenweiler die Freibadsaison beendet. „Wir sind natürlich sehr zufrieden mit diesem Jahr“, sagt Bernhard Bühler. „Die Besucherzahl im Rekordjahr 2003 mit 138000 Besuchern werden wir wohl nie wieder erreichen“, meint der Bürgermeister. Allerdings sei das auch ein Ausnahmejahr gewesen. Denn die beiden Freibäder in Backnang und Oberstenfeld hätten Erfrischungssuchenden wegen Sanierungsmaßnahmen beziehungsweise frühzeitiger Schließung gar nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung gestanden.
Nur die zahlenden Besucher wurden an den Kassen zahlenmäßig erfasst
„Wir schätzen aber, dass wir in diesem Jahr das bislang zweitbeste Ergebnis erzielt haben“, meint Bühler. Wieso schätzen? Wegen des neuen Abrechnungssystems an den Kassenautomaten wurden heuer nur die zahlenden Besucher zahlenmäßig erfasst. „U-6-Kinder kosten nichts; die kamen so rein und wurden nicht erfasst“, so der Bürgermeister. Auch Sondernutzer, beispielsweise die Besuchergruppen aus dem Wilhelmsheim, tauchen in der Statistik nicht auf. „Aus diesem Grund können wir die Zahlen von diesem Jahr auch nicht mit denen der vergangenen Jahre vergleichen“, sagt der Rathauschef.
Im bislang zweitbesten Jahr – das war 2015 – hatten 89000 Gäste das Oppenweiler Freibad besucht. In diesem Jahr hat das Kassensystem genau 74271 zahlende Besucher erfasst. „Wir denken, dass wir in diesem Jahr, die Kinder und Sondernutzer mit eingerechnet, gefühlsmäßig den 2015er-Wert übertroffen haben“, sagt Bühler, „die Saison war super. Auch der Frühbadetag sei sehr gut angenommen worden. Der war immer mittwochs, an insgesamt 13 Tagen, jeweils von 6 bis 7 Uhr. In diesem Jahr kamen 256 Schwimmer, im vergangenen Jahr waren es dagegen nur 166. An Eintrittsgeldern haben wir 147000 Euro eingenommen. Im Rekordjahr 2003 waren’s 167000 Euro.“ Und auch aus Oppenweiler, wie bereits zuvor schon aus Backnang, die positive Nachricht: „Wir hatten zum Glück keinen Badeunfall; es musste kein Krankenwagen kommen.“
Jetzt stehen Sanierungen an; beispielsweise muss der Beckenkopf am Kombibecken überarbeitet beziehungsweise erneuert werden. Aber das einzige eingegangene Angebot in Höhe von knapp 343000 Euro hatte den Kostenrahmen gesprengt. Gerechnet hatten die Gemeinderäte mit rund 150000 Euro. Die Ausschreibung war aufgehoben worden (wir berichteten). Erst im zweiten Anlauf gab es auch günstigere Angebote. Jetzt kommt eine Backnanger Firma zum Zug. Erneuert werden soll laut Bühler auch das Spielschiff beim Kleinkinderbecken.
Fast hätte das Freibad in Erbstetten in diesem Jahr die 30000-Besucher-Marke geknackt. Wie Kämmerin Manuela Klabunde mitteilt, waren es aber 156 Badegäste weniger. Trotzdem, es kamen weit über 8700 Besucher oder 41,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter war der letzte Tag im Juli. An diesem Dienstag stürmten 1133 Besucher das kleine, aber feine Familienbad.
„An Saisonkarten wurden etwa gleich viele wie im Vorjahr verkauft. Aber es wurden mehr Einzeleintrittskarten in diesem Jahr verkauft“, sagt Klabunde. „Dies liegt unter anderem auch an der Öffentlichkeitsarbeit des Freibadfördervereins zur Erhaltung und Sanierung des Bädles. Hierdurch haben auch viele Besucher das Bädle zum ersten Mal besucht.“ Auch in Erbstetten klingelte die Kasse. „Die geplanten Einnahmen wurden erfreulicherweise mit 49500 Euro bei Weitem übertroffen. Im Haushaltsplan veranschlagt waren 38000 Euro“, teilt die Kämmerin mit. Das Geld ist in der kleinen Gemeinde auch bitter nötig. Denn das Bädle soll aufwendig saniert werden (wir berichteten mehrmals). Der Förderverein ist am kommenden Sonntag beim Heimatmarkt am Bahnhof in Burgstall von 11 bis 18 Uhr mit einem Stand vertreten und verkauft Leckereien zugunsten der Badsanierung.
Das Freibad in Murrhardt hat mit Blick aufs Wetter vergleichsweise früh zugemacht, nämlich schon am 9. September. Der Grund: die angespannte Personalsituation. Ein Betriebsunfall eines der beiden Bäderfachkräfte führte dazu, dass diese acht Wochen lang nicht zur Verfügung stand. Trotzdem fällt die Bilanz doch gut aus, was dem heißen Sommer geschuldet ist. „Wir hatten eine gute Saison“, sagt Erster Beigeordneter und Geschäftsführer der Stadtwerke Murrhardt Rainer Braulik. Im Vergleich zu den Vorjahren kamen rund 30 Prozent mehr Besucher ins Freibad – an die 55000 Gäste –, unter ihnen auch zahlreiche Familien.