Bei extremer Hitze kann der Betonbelag auf Autobahnen plötzlich aufplatzen. Diese „Blow-Ups“ gefährden besonders Motorradfahrer. Wo man jetzt aufpassen muss.
Gefährlicher Asphaltaufbruch auf der Autobahn 93 in Bayern (Archiv).
Von Michael Maier
Die aktuelle Hitzewelle in Deutschland führt nicht nur zu schweißtreibenden Temperaturen, sondern birgt auch erhebliche Gefahren für den Straßenverkehr. Besonders auf Autobahnen können sich bei starker Hitze sogenannte „Blow-Ups“ bilden - ein Phänomen, bei dem Betonplatten aufplatzen und gefährliche Hitzeschäden an der Fahrbahn verursachen - so auch auf der A5, die Richtung Heidelberg voll gesperrt werden musste.
Platzende Betonplatten auf der A29
Betroffen sind vor allem ältere Abschnitte mit Betonplatten, die noch ein bisschen so aussehen wie zu Zeiten der "Reichsautobahn", allerdings aus den 70er und 80er Jahren stammen. Gerade erst hat es auch auf der Autobahn A29 zwischen Wardenburg und Großenkneten in Fahrtrichtung Süden einen solchen Blow-Up gegeben.
„Die Fahrbahndecke auf dem Seitenstreifen sei aufgrund der hohen Temperatur aufgebrochen“, erklärte eine Sprecherin der Autobahnpolizei Ahlhorn. Als Vorsichtsmaßnahme wurde der rechte Fahrstreifen gesperrt. „Das Problem ist, dass die Fahrbahn aus Betonplatten besteht, die sich bei Hitze ausdehnen und gegeneinander drücken“, erläutert die Polizei. Die A29 bei Oldenburg gilt als eine der ältesten Autobahnen in der Region, was sie besonders anfällig für solche Schäden macht.
„Blow-up“ bei Hitze und Tempo 180 auf der Autobahn
Was zunächst harmlos klingt, kann lebensgefährlich werden: „Stellen Sie sich vor, Sie brettern mit 180 Sachen über die Autobahn und plötzlich tut sich im wahrsten Sinne des Wortes der Boden auf“, beschreibt ein Verkehrsexperte das Risiko. Die Betonplatten verschieben sich dabei wie zwei aneinanderliegende Bücher und türmen sich an den Kanten auf.
Besonders für Motorradfahrer stellt dieses Phänomen ein tödliches Risiko dar. Im Juni 2013 kam es zu einem tragischen Unfall, als ein Motorradfahrer auf der A93 bei Abensberg (Niederbayern) über eine halbmeterhohe Aufwölbung fuhr, gegen die Leitplanke prallte und noch am Unfallort verstarb. Allein im Jahr 2013 wurden insgesamt rund 80 solcher „Blow-Ups“ registriert.
Alte Autobahnen mit Betonplatten und „Blow-ups“
Die Gefahr besteht vor allem auf Autobahnen, die in den 1970er und 1980er Jahren angelegt wurden und mit einem dünneren Betonbelag als heute üblich ausgestattet sind. Laut der Autobahn GmbH gelten aktuell noch folgende Abschnitte als besonders Blow-Up-gefährdet:
Auf diesen Streckenabschnitten gelten bereits seit Mai vorsorglich „Hitze-Tempolimits“, und zwar 120 km/h für Autos und 80 km/h für Motorradfahrer.
Die Autobahnmeistereien sind seit den schweren Vorfällen im Jahr 2013 für das Problem besonders sensibilisiert. „Wenn 28 Grad Lufttemperatur prognostiziert werden, gibt es Warnungen. Ab 30 Grad werden auf gefährdeten Strecken Tempolimits von 80 km/h verhängt“, erklärt ein Sprecher der Autobahn GmbH.
Als Sofortmaßnahme werden an den kritischen Stellen der Beton aufgeschnitten und die Lücken mit Asphalt verfüllt. Diese „Plomben“ verhindern zwar nicht komplett Wellen im Belag, aber sie reduzieren die Gefahr des gefürchteten Blow-Ups deutlich.
Autobahn 94 bei München bereits saniert
Die Polizei rät Autofahrern zu besonderer Vorsicht: „Vorausschauendes Fahren raten wir immer - bei Hitze umso mehr.“
Langfristig hilft jedoch nur die komplette Fahrbahnerneuerung. Auf der A3 wurde beispielsweise bereits auf über 100 km Länge die Fahrbahn getauscht. Auf der A94, die von München nach Osten führt, sind mittlerweile keine Hitze-Tempolimits mehr nötig, weil die Autobahn zwischen 2023 und 2024 komplett erneuert wurde.