Betroffenheit angesichts des Kriegs in der Ukraine

Fast 300 Bürgerinnen und Bürger versammeln sich am Samstag auf dem Backnanger Marktplatz zur Mahnwache für den Frieden.

Betroffenheit angesichts des Kriegs in der Ukraine

„Stoppt Putin“, „Solidarität für die Ukraine“ und „Boykotte Ja, Waffen Nein“ war auf Schildern bei der Mahnwache zu lesen. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

Backnang. Bestürzung und Betroffenheit, Wut und Trauer – das sind die Gefühle der Menschen, die am Samstagmittag zur zweiten Mahnwache für den Frieden und zur Solidaritätskundgebung für die Ukraine zusammenkommen. „Wir sind fassungslos und wollen unsere Erschütterung zum Ausdruck geben. Wir denken an Opfer und Täter“, sagt Gerlinde Wengert aus Auenwald, die zusammen mit dem Backnanger Ehepaar Monika Schwartz und Josef Klein auch die zweite Mahnwache organisiert hat.

Dank einer Lautsprecheranlage können die 250 bis 300 Bürgerinnen und Bürger, die sich vor dem Marktplatzbrunnen versammelt haben, die Rednerinnen und Redner gut verstehen. „Wir setzen ein Zeichen gegen Krieg, für Frieden, gegen Gewalt, für Gespräche, gegen Diktatur, für Demokratie, gegen Verlogenheit, für Ehrlichkeit, gegen die Unterdrückung von Völkern, für das Selbstbestimmungsrecht jedes Volkes“, sagte Monika Schwartz, und weiter: „Gegen Bedrohung, für Deeskalation, gegen Hass und Willkür, für Respekt gegenüber jedem einzelnen Menschen.“

„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?“ Was anmutet wie ein Liebesgedicht, vorgetragen und gesungen von Geoffrey Schwegler mit seiner Gitarre, hat einen ganz anderen Hintergrund: Ben Chorin hat es 1942 geschrieben. Mitten im 2. Weltkrieg. Nachdem er als Jude in Berlin massiv bedroht worden war, ist er 1935 nach Jerusalem ins Exil gegangen. Von dort musste er ohnmächtig miterleben, wie sein Volk von den Nazis vertrieben und vernichtet wurde.

Nach zehn Schweigeminuten meldete sich Helga Wilke zu Wort. Die 80-Jährige, die seit 60 Jahren in Backnang wohnt, trug ihre Gedanken zur Situation in der Ukraine vor. „Krieg. Blutiger Krieg. Raketen und Panzer. Zerstörung, Trennung und Tod. Entsetzlich. Putin, keiner gewinnt, auch du nicht. Jede Macht ist begrenzt.“ Wilke engagiert sich in der Stadt unter anderem für Flüchtlinge, unterrichtet Deutsch und unterstützt beim Schreiben von Briefen und erledigt Behördengänge. Das will sie auch für Flüchtlinge aus der Ukraine tun.

Die 80-Jährige beendet ihre Gedanken mit den Worten: „Raketen und Panzer. Zerstörung, Trennung und Tod – Warum?