Bevölkerung wächst und wird stetig älter

Oppenweiler ist in den vergangenen knapp zehn Jahren um fast zehn Prozent gewachsen, Auenwald dagegen ist geschrumpft

In Sachen Wachstum hat die Gemeinde Oppenweiler im Rems-Murr-Kreis – prozentual gesehen – die Nase vorn. Nur Leutenbach hat noch mehr zugelegt. Nur drei Kreisgemeinden sind seit Ende 2011 geschrumpft, eine davon ist Auenwald. Das belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamts. Demnach werden die Bürger auch immer älter.

Bevölkerung wächst und wird stetig älter

Symbolfoto: piqsels

Von Florian Muhl

BACKNANG/STUTTGART. Im Jahr 2017 stieg die Zahl der Einwohner von Baden-Württemberg erstmals über 11 Millionen. Seit der Gründung des Bundeslandes hat dessen Bevölkerung damit laut Statistischem Landesamt um mehr als 4 Millionen Personen zugenommen. Wie es weitergeht, ist allerdings ungewiss. Ob die Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Da spielt beispielsweise die Geburten- und Sterberate eine maßgebliche Rolle. Aber auch die Wanderungsbewegungen.

Die Städte und Gemeinden zwischen Rems und Murr sind jedoch nicht alle gleich schnell größer geworden. Die Bevölkerungszahl und auch die Altersstruktur haben sich unterschiedlich verändert. Einige wenige Kommunen sind sogar geschrumpft. Laut aktuellen Zahlen, die das Statistische Landesamt jetzt unserer Zeitung zur Verfügung stellte, ist der Rems-Murr-Kreis in den letzten achteinhalb Jahren, im Zeitraum 31. Dezember 2011 bis 30. September 2019, um 4,9 Prozent gewachsen. Die Einwohnerzahl stieg um über 20000, von 407150 auf 427242. Fast doppelt so kräftig ist im selben Zeitraum die Gemeinde Oppenweiler gewachsen. Mit einem Plus von 9,3 Prozent hat die Sturmfeder-Gemeinde im Altkreis Backnang die Nase vorn. Die Anzahl der Bürger wuchs um 370, von 3994 auf 4364. Im Rems-Murr-Kreis ist nur Leutenbach noch stärker gewachsen, und zwar um 9,6 Prozent.

„Wir haben hier alles, was die Leute brauchen“

Pascal Schwinger wundert sich angesichts dieser Nachricht nicht. Auf Anfrage nennt der Hauptamtsleiter von Oppenweiler zwei neue Baugebiete und die Attraktivität der Gemeinde als Hauptgründe. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren mit Steinfeld 1 und Steinfeld 2 zwei neue Baugebiete erschlossen. Die Bauplätze gingen weg wie warme Semmeln.“ Zudem sei die Infrastruktur sehr gut. „Wir haben hier alles, was die Leute brauchen: mehrere Ärzte, einen Rewe-Markt, Kindergarten und Schule, Apotheke, die Regionalbahn, überhaupt einen guten ÖPNV-Anschluss, und nicht zu vergessen das Mineralfreibad“, zählt Schwinger spontan auf. Zudem gebe es in Oppenweiler reichlich Gewerbe, sodass die Bürger von Oppenweiler auch nahe am Arbeitsplatz wohnen könnten.

Betrachtet man bezüglich der Bevölkerungsentwicklung zwischen 2011 und 2019 die absoluten Zahlen, steht die Stadt Backnang an zweiter Stelle im Kreis. Die Nase ganz vorn hat Waiblingen mit einem Plus von gut 3700 auf jetzt 55540 Einwohner. Dann aber kommt schon die Murr-Metropole, die um rund 3000 Personen zulegen konnte, von 34276 auf 37279 Einwohner.

Die rote Laterne hat in dieser Aufstellung die Gemeinde Auenwald mit einer Abwanderung von 63 Bürgern seit Ende 2011. Das entspricht einem Minus von 0,9 Prozent. Die Einwohnerzahl beträgt nun 6714. Im Jahr 2008 waren es sogar schon mal 7000 Einwohner. Warum dieser Schrumpfungsprozess in Auenwald? „Da gibt es vermutlich mehrere Antworten beziehungsweise Gründe“, sagt Bürgermeister Karl Ostfalk. „Nachdem Auenwald in den 80er- und 90er-Jahren im Vergleich zu den Nachbargemeinden überproportional gewachsen ist, hat der Gemeinderat die ersten zehn Jahre meiner Amtszeit bei der Ausweisung von Neubaugebieten voll auf die Bremse getreten. Dies wurde mir schon 2005 beim Amtsantritt mit auf den Weg gegeben“, erklärt der Rathauschef. Eine Umfrage in der Gemeinde Auenwald vor knapp fünf Jahren habe eindeutig ergeben, dass es einen Bedarf für über 50 Bauplätze gebe. Daraufhin hat die Gemeinde das Neubaugebiet Hauäcker in Hohnweiler erschlossen, auch gegen „den Widerstand einzelner Gemeinderäte und der Angrenzer“, wie Ostfalk anmerkt. „Durch die Neubebauung werden wir sicher wieder deutlich wachsen, da die 25 Ein-/Zweifamilienhäuser sowie die Mehrfamilienhäuser in Hauäcker sowie auf dem ehemaligen Volksbank-Areal und in der Ortsmitte in Oberbrüden neben der Kirche mit zirka 50 Wohnungen großteils von Auenwaldern bezogen werden.“

Was die neuen Zahlen vom Statistischen Landesamt auch verraten, ist, wo die jüngsten und wo die ältesten Leute im Kreisgebiet leben. Im Schnitt sind die Menschen zwischen Rems und Murr 44,2 Jahre alt und damit so alt wie noch nie. Dieser Trend, dass die Einwohner immer älter werden, wird sich weiter fortsetzen (siehe Infokasten).

Platz eins im Rems-Murr-Kreis teilen sich gleich zwei Gemeinden. Mit durchschnittlich 42,9 Jahren leben in Burgstetten und in Kirchberg an der Murr die jüngsten Menschen im Kreis. Ob dieser Nachricht zeigt sich Ursula Maierhöfer zunächst überrascht. Denn die Bauamtsleiterin von Burgstetten denkt an das Pflegeheim Haus Elim in Erbstetten, das den Altersschnitt in der Gemeinde doch eher in die andere Richtung auf der Jahresskala verändern würde. Doch dann nennt Maierhöfer Gründe für Platz eins: „Wir sind eine attraktive Gemeinde, haben einen S-Bahn-Anschluss, Kindergärten und Grundschulen in beiden Ortsteilen und ein gutes Angebot an Kinderbetreuung und sind dadurch sicher ein Anziehungspunkt für junge Familien.“

„Im Verhältnis zur Einwohnerzahl haben wir viele Pflegeheimplätze“

Dass Großerlach in der Tabelle den letzten Platz belegt, mit einem Durchschnittsalter von 47,7 Jahren, ist für Steffen Barth kein Wunder: „Die Gründe dafür sind ganz klar“, sagt der Hauptamtsleiter wenig überrascht. „Im Verhältnis zur Einwohnerzahl haben wir hier in Großerlach relativ viele Pflegeheimplätze.“ Da gebe es das Haus Kübler in Morbach und das Seniorenheim Kronenhof in Grab. Zudem habe die Einrichtung Erlacher Höhe ebenfalls ein Pflegeheim.

Und wie wird sich die Bevölkerung weiter entwickeln? Das Statistische Landesamt rechnet damit, dass die Bevölkerung Baden-Württembergs bis 2035 auf 11,4 Millionen Einwohner anwächst, was einem Wachstum von 3,1 Prozent entspricht. Von diesem Wachstum würden alle Stadt- und Landkreise profitieren.

Bevölkerung wächst und wird stetig älter

Info
Immer mehr ältere Menschen im Land

„Die Bevölkerung in Baden-Württemberg altert“, sagt Werner Brachat-Schwarz vom Statistischen Landesamt. Während aber deren Durchschnittsalter von Anfang der 1950er-Jahre bis um das Jahr 1970 praktisch unverändert bei knapp 35 Jahren lag, sei es in den 1970er-Jahren bis etwa 2010 enorm angestiegen. In den vergangenen Jahren habe sich der Anstieg abgeschwächt.

Besonders deutlich wird der Alterungsprozess der Gesellschaft anhand der Entwicklung der Hochbetagtenzahl: 1952 gab es knapp 18000 Männer und Frauen, die 85 Jahre oder älter waren; derzeit zählen 294000 Personen zu dieser Altersgruppe.

Um die Einwohnerzahl ohne Zuwanderung konstant zu halten, wäre eine Geburtenrate von 2,1 Kindern je Frau notwendig. Dieser Wert wurde im Land von 1952 bis 1970 ununterbrochen erreicht. Danach ging aber die Kinderzahl je Frau innerhalb weniger Jahre auf etwa 1,4 Kinder zurück, um dann wieder in den letzten Jahren auf immerhin knapp 1,6 Kinder je Frau anzusteigen.