Die Frist für den Aktientausch läuft bis zum dritten Dezember. Die ehemaligen Konkurrenten wollen in Zukunft gemeinsam forschen und entwickeln.
Ugur Sahin, Vorstandsvorsitzender von Biontech
Von Ulrich Schreyer
Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech hat sein Umtauschangebot an die Aktionäre von Curevac in Tübingen gestartet. Wie Biontech mitteilt, können die Anteilseigner von Curevac ihre Papiere in Biontech-Aktienhinterlegungsscheine (Amerikan Depository Shares) umtauschen. Eine Curevac-Aktien wird nach den Angaben von Biontech dabei mit 5,46 US-Dollar (4,71 Euro) bewertet. Curevac wird damit mit einem Firmenwert von 1,25 Milliarden US-Doller bewertet. Beide Unternehmen sind an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert. Die Umtauschfrist läuft bis zum dritten Dezember. Der Umtauschwert kann sich in dieser Zeit noch ändern und wird endgültig fünf Tage vor dem Ende der Frist festgelegt. Das Bundeskartellamt sieht in der Übernahme keine Gefahr für den Wettbewerb und hat dieser vor zwei Wochen zugestimmt.
Die einstigen Konkurrenten wollen gemeinsam forschen
Cureevac galt einst als großer Hoffnungsträger bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19. Anders als die Mainzer waren die Tübinger dabei nicht erfolgreich und brachten keinen derartigen Impfstoff auf den Markt. Jetzt wollen die beiden einstigen Konkurrenten gemeinsam Forschung und Entwicklung stärken. Im Mittelpunkt steht dabei die Krebsbekämpfung auf der Basis der mRNA-Technologie. Einen Patentstreit hatten die beiden Unternehmen im Sommer beigelegt.
Biontech beschäftigt rund 6800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Umsatz ging im vergangenen Jahr von 3,8 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro zurück. Zudem wurden rote Zahlen geschrieben. Das Mainzer Unternehmen mit seinem Firmensitz An der Goldgrube Biontech hat aber noch ein dickes Finanzpolster.
Beobachter schätzen die Übernahme von positiv ein
Bei Curevac arbeiten nach der Streichung von jeder dritten Stelle noch etwa 800 Beschäftigte. Nach einer ganzen Reihe von Verlustjahren brachte der Verkauf von Lizenzen an den britischen Pharmakonzern GSK (ehemals Glaxo Smith Kline) 400 Millionen Euro in die Kasse und ein Plus beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von knapp 178 Millionen Euro. Der Umsatz war, auch durch den Lizenzverkauf, auf 535 Millionen Euro gestiegen – ein Einmaleffekt.
Beobachter meinen, dass die Übernahme von Curevac durch Biontech durchaus positiv sein könnte. So etwa Steffen Hüttner. Hüttner ist , Chef von HB Technologies in Tübingen, einem Hersteller von Software für Medizin- und Biotechnikfirmen sowie Vorsitzender des Biomedtech-Vereins mit mehr als 100 Mitgliedern. Der Zusammenschluss muss seiner Ansicht nach „nicht schlecht“ sein, sagt Hüttner. Auch wenn es vielleicht an einigen Stellen zu Straffungen kommen sollte meint er, „die unterschiedlichen Projekte laufen weiter“.