BKZ-Wandertag: In Murrhardt durch Wald und wildromantische Klingen

BKZ-Wandertag Für die Sommeraktion in Murrhardt hat Bürgermeister Armin Mößner eine abwechslungsreiche Tour vom Zentrum zum Riesbergturm und zurück übers Felsenmeer ausgesucht. Stationen und Ausblicke bieten Gelegenheit, an Themen der Walterichstadt anzuknüpfen.

BKZ-Wandertag: In Murrhardt durch Wald und wildromantische Klingen

Auf der wiederaufgebauten Pilgerstaffel, zu deren Geschichte Bürgermeister Armin Mößner (vorne) einige Stichworte gibt, geht es zur Walterichskirche und später weiter durch den Stadtgarten in Richtung Wald. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Christine Schick

Murrhardt. Zur sechsten Auflage des BKZ-Wandertags haben sich 40 Frauen und Männer entschlossen, Murrhardt und Umgebung unter der Regie von Bürgermeister Armin Mößner zu erkunden, und sich vor dem Rathaus am Marktplatz eingefunden. Eine ganze Reihe kommt aus der Walterichstadt und Nachbargemeinden, einige sind aus der Backnanger Gegend und entpuppen sich später als treue Wiederholungstäterinnen und -täter. Wie sich ebenfalls noch herausstellen wird liegt der Schwerpunkt der anspruchsvollen Tour auf der Umgebung. Mößner, der die Gruppe gemeinsam mit der stellvertretenden BKZ-Redaktionsleiterin Lorena Greppo willkommen heißt, meint dazu: „Wo wandert’s sich schöner als im Schwäbischen Wald?“

Vor dem Start gibt er noch ein paar Stichworte zu seinem Amtssitz, der saniert werden soll. Nach dem Stadtbrand für damalige Einwohnerverhältnisse sehr großzügig geplant und 1784 erbaut, ist das Rathaus in die Jahre gekommen. In puncto Gebäudetechnik, insbesondere Elektrik, Brandschutz und beim energetischen Zustand muss einiges gemacht werden. Vorbei an einer ganz aktuellen Baustelle, bei der ein Altbau bis auf den ersten Stock abgetragen, neu aufgebaut und um ein weiteres Gebäude ergänzt wird, sodass moderne Innenstadtwohnungen entstehen, geht es durch den Stadtgarten zur Pilgerstaffel. Der Wiederaufbau der in der Nachkriegszeit abgetragenen Staffel aus Wallfahrtszeiten gestaltete sich angesichts steigender Umsetzungskosten und trotz großer Spendenbereitschaft nicht ganz einfach, gelang letztlich auch über eine Leaderförderung des Projekts.

Am Fuße des Kirchhügels befindet sich die zurzeit größte städtische Baustelle

An Walterichskirche und Friedhof angelangt, nutzt Mößner den Ausblick für ein paar weitere Stadtthemen. Am Fuße des Kirchhügels befindet sich die zurzeit größte städtische Baustelle: die künftige neue Turnhalle. Gegenüber kommen die Villa Franck und mit einem Schwenk das Siegelsberger Tal mit neuem Baugebiet in den Blick, das bis Sommer 2023 fertiggestellt sein soll. „Ich denke, dass das Interesse auch dann noch groß ist“, sagt Mößner, und dass der Quadratmeterpreis bei 300 Euro liegen wird. Im Vergleich zu Nachbarkommunen und den Bedingungen, welche die Stadt bieten kann, für ihn gerechtfertigt. Auch die lachsfarbene Michaelkirche lugt aus einem bewaldeten Hangstück. „Die Christengemeinschaft zieht sich aus Murrhardt zurück und die Stadt wird die Kirche aller Wahrscheinlichkeit nach kaufen.“ Im Hintergrund steht die Überlegung, das Ensemble von Parkwald, Gotteshaus und Villa Franck erhalten zu können, was möglicherweise nicht so einfach ist, wenn neben der Stadt und Villenbesitzer Patrick Siben ein weiterer Eigentümer hinzukommt.

Über Friedhof und Stadtgarten setzt die Gruppe ihren Weg fort, biegt in den Franzenklingenweg ein. Das klingt nicht nur vielversprechend und Mößner gibt noch den Hinweis, auf dem schmalen Weg mit teils abfallender Kante achtzugeben. Im Wald geht es vorbei an hochgewachsenem Grün und orchideenhaft anmutenden Stauden entlang eines kleinen Bachs bergan durch die Franzenklinge. Auf dem Weg hält sich an der einen oder anderen Stelle noch Feuchtigkeit. „Ein seltener Anblick dieser Tage“, so Mößner, wobei die zugehörigen Namen Brunnenhalde und Schwammberg für sich sprechen. Nicht wenige zücken Smartphone oder Kamera und halten immer wieder Eindrücke auf dem idyllischen Weg fest. Eine Mitstreiterin macht Mountainbikespuren auf einer matschigen Stelle aus, wundert sich anerkennend über den hoffentlich professionellen Mut. Ein Schild gibt Auskunft über den Premiumwanderweg „Waldklingen“ und die Wassergeister inklusive ihrer Verbindung zur Narrenzunft Murreder Henderwäldler und ihrer Figuren.

Einige Höhenmeter werden zurückgelegt

Nach einer steilen Hangtreppe arbeitet sich die Gruppe serpentinenartig weiter in die Höhe und eine Frau sagt mit einer Mischung aus Überraschung und Respekt, nachdem sie sich umblickt: „Wow, das sieht ja spektakulär aus, beim Hochgehen hab ich mir da gar nicht so Gedanken gemacht.“ Im Laufe der Wanderung werden gemessen am höchsten Punkt von ungefähr 500 Metern über dem Meeresspiegel und dem Startpunkt beim Rathaus mit 288 Metern schon einige Höhenmeter zurückgelegt.

Beim oberen Parkplatz am Riesberg ist der Weg rechter Hand mit einem großen Banner abgesperrt. Es weist auf Baumfällarbeiten hin. Murrhardt ist abgesehen vom Staat im Rems-Murr-Kreis die Kommune mit dem größten Waldbesitz, erläutert Mößner. Ein Pfund in Zeiten, in denen mehr mit Holz geheizt und gebaut werden soll. Gleichzeitig waren in den Hitzejahren 2018/2019 wie auch andernorts Schäden zu beklagen und es gilt, eine gute Balance zwischen Nutzung und Pflege auch dieser vom Menschen gestalteten Landschaft zu finden – jenseits eines überzogen romantischen Bildes vom deutschen Wald, der am besten nicht angerührt werden sollte, so Mößner.

Am Riesbergturm angekommen, machen sich die Ersten sofort zur Besteigung auf, um Murrhardt aus luftigen Höhen zu betrachten. In der Runde kommen Aspekte der Stadtentwicklung zur Sprache, beispielsweise in Sachen Schweizer-Areal, das nach Insolvenz der Schweizer Group nun mit einem modernen Mix aus Wohn- und Gewerbenutzung neu gestaltet werden soll.

Ein geselliger Ausklang rundet die dreistündige Tour ab

Der Rückweg und Abstieg durchs Felsenmeer ist anspruchsvoll und bietet beeindruckende Bilder aus einem verschlungenen Miteinander von Felsformationen, Bäumen und schmalen Wegen durch die Wald- und Klingenlandschaft. Der Römersee verweist auf die Römerfestspiele, die ab 1925 vier Jahre lang regelmäßig von Murrhardtern aufgeführt wurden, für Mößner aus heutiger Sicht aber das Germanentum zu sehr verherrlichten. In der Stadt zurück gibt er an einer Infotafel noch ein paar Stichworte zu Römern und Limes und ihrem Einfluss, der bis heute währt, beispielsweise als beim Bau des Ärztehauses ein Römerbad entdeckt wurde oder ganz aktuell in Bezug auf das Neubaugebiet in Siegelsberg, das, vom Limes durchzogen, entsprechend Aussparungen vorsieht.

Ein geselliger Ausklang im Garten des Gasthauses Eiche rundet die dreistündige Tour ab, und unter anderem werden schon die nächsten Wanderungen thematisiert. Da ist noch viel Lust auf mehr...

Die nächste Wanderung

Wandertag Am kommenden Freitag, 19. August, macht der BKZ-Wandertag Station in Burgstetten. Los geht es um 14 Uhr, Start und Ziel ist am Park&Ride-Parkplatz am Bahnhof in Burgstall.

Tour Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz hat eine etwa 5,2 Kilometer lange Tour ausgewählt. Auf teils schmalen, verwunschenen Pfaden und Wegen wandert die Gruppe nach Erbstetten. Dort tauchen die Wanderer in die Geschichte der vormals selbstständigen Gemeinden Burgstall und Erbstetten mit Kirschenhardthof ein. Zurück geht es vorbei an Streuobstwiesen bergab ins idyllische Murrtal. Dem Fluss folgend erreichen alle wieder den Ausgangspunkt. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.