Bolivien stoppt Lithium-Projekt mit deutscher Firma

dpa La Paz/Zimmern ob Rottweil. Boliviens Regierung hat nach Angaben eines Regionalpolitikers ein Joint Venture zur Lithiumgewinnung mit einem deutschen Unternehmen annulliert. Der Gouverneur des Departements Potosí erklärte am Sonntag (Ortszeit) laut der Nachrichtenagentur ABI, die Regierung von Präsident Evo Morales habe das Projekt per Dekret gestoppt. Die Gründe dafür blieben zunächst unklar.

Das beteiligte Unternehmen ACI Systems aus Baden-Württemberg erklärte am Montagnachmittag, zunächst nur aus der Presse von diesem Schritt erfahren zu haben. „Eine offizielle Information von bolivianischer Seite ist bisher nicht erfolgt und für uns ist es auch nicht nachvollziehbar“, teilte Firmenchef Wolfgang Schmutz mit. Bis vor wenigen Tagen sei noch alles planmäßig gelaufen. „Wir werden daher erst einmal wie geplant am Projekt weiterarbeiten.“

Das deutsch-bolivianische Gemeinschaftsprojekt war erst vor einem Jahr ins Leben gerufen worden. Das im vergangenen Dezember in Berlin vereinbarte Joint Venture des Staatsunternehmens YLB und der Firma ACI Systems aus Zimmern ob Rottweil zielte darauf ab, Lithium aus dem Salzsee Uyuni zu gewinnen. Schmutz erklärte, das Joint Venture sei erst am 28. Oktober ins bolivianische Handelsregister eingetragen worden.

Im Departement Potosí, in dem der Salzsee liegt, war es zu Protesten gegen das Projekt gekommen, weil die lokale Bevölkerung nach Ansicht der Demonstranten keinen guten Schnitt gemacht hätte.

Im Salzsee Uyuni werden die weltweit größten Lithium-Vorkommen vermutet. Der Rohstoff wird unter anderem zur Produktion von Batterien für Elektroautos benötigt. Dem Abkommen zufolge sollte YLB 51 Prozent der Anteile am Joint Venture halten. Geplant war von 2022 an eine Förderung von 30 000 bis 40 000 Tonnen Lithiumhydroxid im Jahr, mit Investitionen von 300 bis 400 Millionen Euro. Damit ließen sich Hunderttausende E-Autos mit Lithium-Batterien ausstatten.