Borkenkäfermanagement im Schwarzwald macht Schule

dpa/lsw Baiersbronn. Die Sorgen waren groß, dass Borkenkäfer über den nicht mehr bewirtschafteten Wald im Nationalpark herfallen könnten. Und damit auch eine Gefahr für umliegende Bäume werden. Ein ausgeklügeltes System soll das verhindern - und findet Nachahmer.

Borkenkäfermanagement im Schwarzwald macht Schule

Ein Borkenkäfer krabbelt beim Schliffkopf im Schwarzwald über eine Ein-Cent-Münze, die auf einer Fichtenrinde liegt. Foto: picture alliance / Uli Deck/dpa/Symbolbild

Das Borkenkäfermanagement im Nationalpark Schwarzwald, das vor allem angrenzende Wirtschaftswälder vor dem Schädling schützen soll, setzt sich nach Angaben der Regierung durch. „Das Verfahren hat eine so große Akzeptanz gefunden, dass die Landesforstverwaltung/Forst BW es in seinen Grundzügen in einer etwas extensivierten Form auf der ganzen Landesfläche anwendet“, heißt es in einer Antwort des baden-württembergischen Umweltministeriums auf einen Antrag des FDP-Landtagsabgeordneten Klaus Hoher.

Mit Ferngläsern schauen Fachleute zum Beispiel, ob Sägemehl, das beim Einbohren des Tieres in den Baum entsteht, in die Rinde gerieselt ist. Auch prüfen sie, ob unterhalb der Baumkrone Löcher des Spechtes zu sehen sind, der nach den Schädlingen pickt. Ist das der Fall, wird der Baum per GPS markiert, gefällt und weggebracht. Verantwortlich sind ForstBW, die Stadt Baden-Baden und der Nationalpark.

„Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei die digitalisierte Erfassung, Umsetzung und Kontrolle der Logistikkette“, erklärte das Ministerium und betonte die Professionalität des an sich in Baden-Württemberg einmaligen Systems. „Eine weitere Säule dieses erfolgreichen Verfahrens ist die rechtzeitige Sicherung von Arbeitskapazitäten, um schnell und effektiv befallenes Holz aufarbeiten zu können.“ Entscheidend sei zudem, dass das Holz schnell vermarktet oder konserviert wird, um ein Ausfliegen der Käfer zu verhindern.

Vor der Eröffnung des Nationalparks im Jahr 2014 waren die Sorgen groß, die Tiere könnten sich in dem dann nicht mehr bewirtschafteten Wald herfallen und von dort auf Bäume übersiedeln, die wirtschaftlich genutzt werden. Eine 500 Meter breite Pufferzone soll das verhindern.

Der gesetzlich definierte Streifen erfüllt nach Einschätzung des Ministeriums seinen Zweck. In den letzten drei Jahren habe sich die Käferpopulation durch warme Witterung und wenig Regen kontinuierlich aufgebaut. Es habe sich gezeigt, „dass der Pufferstreifen seine Borkenkäferschutzfunktion unter diesen extremen Bedingungen erfüllt“.

Bei einer drohenden Massenvermehrung sollen auch sogenannte kurative Eingriffe in Erwägung gezogen werden, um Zeit für eine Verbesserung der Funktion des Pufferstreifens zu gewinnen. Zudem werde im Moment das Borkenkäfermanagement überarbeitet, um neue naturschutzfachliche und -rechtliche Aspekte besser zu berücksichtigen.

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