Abtreibungen sind in England und Wales illegal. An dieser Einstufung ändert sich nichts - und dennoch ändert sich für Frauen viel, ihnen droht nun keine Strafe mehr.
In England und Wales werden sich die Gesetze bezüglich Abtreibungen ändern (Symbolbild).
Von KNA
Nach einer Entscheidung des britischen Unterhauses werden Frauen in England und Wales künftig nach Abtreibungen nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Dabei handele es sich um die größte Änderung der Abtreibungsgesetze seit fast 60 Jahren, meldete die BBC am Dienstagabend aus London. Bisher drohten Frauen strafrechtliche Folgen, wenn sie ihr Kind nach der 24. Schwangerschaftswoche abtrieben. Die Labour-Abgeordnete Tonia Antoniazzi hatte den Änderungsantrag im Parlament eingebracht.
Grundsätzlich gilt eine Abtreibung in England und Wales weiter als illegal. Bislang blieb sie aber für Frauen bis zur 24. Woche straffrei, nach dem neuen Gesetz nun auch darüber hinaus. Eine ähnliche Regelung gilt aktuell auch in Deutschland: Hier sind Schwangerschaftsabbrüche illegal, jedoch bis zur 14. Woche straffrei, bei Gefahr für das Leben der Mutter auch darüber hinaus. In England und Wales kann eine Abtreibung auch zu Hause durch die Einnahme entsprechender Medikamente durchgeführt werden, jedoch nur bis zur 10. Schwangerschaftswoche.
Nach den nun verabschiedeten Änderungen können hingegen Ärzte, die bei einer Frau nach der gesetzlich vorgeschriebenen Frist, also nach der 24. Woche, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen, weiterhin strafrechtlich belangt werden. Auch bleiben geltende Beratungsregeln und -fristen bestehen.
Der Änderungsantrag ist Teil eines größeren Gesetzentwurfs der Regierung zur Strafjustiz. Die liberaleren Regeln für Schwangerschaftsabbrüche treten nur in Kraft, wenn der Gesetzentwurf in seiner Gesamtheit verabschiedet wird. Die Beratungen dazu gehen am Mittwoch weiter.
Unterstützt wurde der Antrag laut BBC von allen großen Abtreibungsanbietern und 50 Organisationen, etwa der Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG). Deren Präsidentin, Ranee Thakar, begrüßte die Entscheidung des Parlaments. Die Entscheidung spiegele die Einstellung der Gesellschaft wider, die mit großer Mehrheit das Recht der Frauen unterstütze, vertraulich und ohne Angst vor Verfolgung Zugang zu Abtreibungsverfolgung zu erhalten.
Die Anti-Abtreibungsorganisation Society for the Protection of Unborn Children kritisierte die Gesetzesänderung hingegen scharf. Damit würde eine Frau, selbst wenn sie kurz vor der Geburt ihr Kind abtreiben würde, keine Straftat mehr begehen, sagte Sprecherin Alithea Williams. „Jetzt wird sogar der sehr begrenzte Schutz, den das Gesetz bietet, weggenommen.“
Der Änderungsantrag einer anderen Labour-Abgeordneten fand hingegen keine Mehrheit. Stella Creasey forderte, alle Klauseln zum Thema Abtreibung aus dem Gesetz zu streichen und zugleich Schwangerschaftsabbrüche als Menschenrecht zu verankern.