Bürgermeister: Braunsbach hat Chancen nach Sturzflut genutzt

dpa/lsw Braunsbach. In Braunsbach sind die zerstörten Häuser wieder aufgebaut, Straßen saniert und Geröllfänge installiert. Eine solch zerstörerische Flut wie vor vier Jahren soll sich nicht wiederholen.

Bürgermeister: Braunsbach hat Chancen nach Sturzflut genutzt

Der Bürgermeister von Braunsbach, Frank Harsch (CDU), steht in der Ortsmitte. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Vier Jahre nach der Unwetter-Katastrophe sind in Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) noch nicht alle Flutschäden behoben. „Wir brauchen noch Zeit. Nebenstraßen und Zuleitungen müssen noch gemacht werden“, sagt der Bürgermeister Frank Harsch (CDU). Auf 60 bis 70 Millionen Euro beziffert er die öffentlichen Schäden, auf 20 bis 25 Millionen die privaten Schäden. Verursacht wurden sie durch „gigantische Mengen an Wasser“, die am 29. Mai 2016 den Orlacher Bach, sonst ein Rinnsal, in eine reißende Sturzflut verwandelten.

„Der Mittlere Neckar“ sei damals heruntergekommen, berichtet Harsch. Alles, was im Wege stand, wurde mitgerissen: Teile von Häusern, Autos und Bäume, 50 000 Tonnen Geröll - die Menge entspricht dem Gewicht von fast 300 Jumbo-Jets.

Die Sturzflut brachte die 2500 Einwohner zählende Gemeinde Braunsbach in die Schlagzeilen, national wie international. Doch mit Städten, die als Synonym für Amokläufe oder Terroranschläge genannt werden, sei seine Gemeinde nicht zu vergleichen, sagt Harsch: „Der große Vorteil war, dass hier niemand ums Leben gekommen ist. Und dass die Katastrophe nicht von Menschenhand verursacht war. Alles was bei uns kaputt gegangen ist, konnte man wieder richten“, sagt der Bürgermeister. „Niemand ist bei uns unter die Räder gekommen, es gab keine Verlierer, aber es gab Gewinner.

Pech und Leid seien nicht die richtigen Vokabeln für die Katastrophe. „Es war ein Wetterphänomen. Wir haben uns danach nur auf unsere Chancen konzentriert, diese auch für uns genutzt und Braunsbach schöner gemacht.“

Dazu trug auch die große Unterstützung bei. Das Land kam für nahezu 100 Prozent der öffentlichen Schäden auf, die Versicherungen hätten Kommune und Bürger im Rahmen des bestehenden Versicherungsschutzes korrekt entschädigt, und Spenden in Höhe von 1,7 Millionen Euro seien als unmittelbar Soforthilfe nach Richtlinien ausbezahlt worden.

Über die Hilfsbereitschaft von damals ist der Bürgermeister immer noch dankbar. Er habe es nie für möglich gehalten, dass so viele Menschen ehrenamtliche Hilfe anboten. Glück im Unglück sei gewesen, dass alles auf Braunsbach zentriert gewesen sei, die „komplette Aufmerksamkeit und Hilfe“. Deshalb stehe Braunsbach, das noch nie reich gewesen sei, „heute nicht schlechter da als vorher“.

Kann sich ein solche Katastrophe wiederholen? Bürgermeister Harsch, der sich die Flut von 2016 „nicht einmal ansatzweise“ habe vorstellen können, will sich dazu nicht festlegen. Zumal die quadratkilometergroßen Ackerflächen oberhalb von Braunsbach auf der Hohenloher Ebene immer noch vorhanden sind, von denen Starkregen abfließen muss. Es seien aber Vorkehrungen getroffen und Geröllfänge installiert worden. Ein erneutes Naturphänomen werde sicher nicht mehr das Ausmaß von 2016 haben.