„Bürgermeister – jetzt oder nie“

Bürgermeisterwahl Auenwald: Matthias Bacher will gestalten, mit und für die Bürger. Der 58-Jährige begibt sich auf Zuhör-Tour, besucht jeden Haushalt, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. Eines der zentralen Themen des Ingenieurs ist die Klimaneutralität.

„Bürgermeister – jetzt oder nie“

Die Vereine liegen Matthias Bacher besonders am Herzen und er will sich für eine lebendige Gemeinde mit Kultur und Lebensqualität einsetzen. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

AUENWALD. Weil er sich „ein lebendiges und zukunftsfähiges Auenwald“ wünscht, kandidiert Matthias Bacher für den Bürgermeisterposten. Der 58-Jährige ist bereits bestens mit der Gemeinde Auenwald vertraut. Ein Jahr, nachdem er geheiratet hat, ist er zusammen mit seiner Frau nach Mittelbrüden gezogen. Das war vor 28 Jahren. Allerdings kennt er den Flecken schon von Kind auf. Denn seine Eltern hatten 1969 ein Ferienhaus am Trailberg oberhalb von Oberbrüden. „Meine Kinderjahre hab ich an den Wochenenden und in den Ferien dort oben verbracht. Und ich war viel in Lippoldsweiler, weil mein Onkel dort gewohnt hat. Seitdem kenne ich Auenwald“, blickt Bacher zurück, und fügt an: „Weil’s meiner Frau und mir so gut gefallen hat, sind wir nach Mittelbrüden gezogen.“ Zu der Zeit habe es noch Gaststätten, Metzger, Bäcker gegeben, „und unsere Frau Bleyle, wo wir Lebensmittel kaufen konnten“, sagt Bacher. „Und heute? Alles weg“, stellt er fest.

Der Maschinenbauingenieur (FH), der mit einem Ingenieurbüro für Wärmetauscher und Energiesysteme in Backnang selbstständig ist, hatte schon vor acht Jahren wegen einer Kandidatur mit sich gehadert. Denn aus seiner Sicht müsse sich die Gemeinde viel schneller und konsequenter Richtung Klima- und Umweltschutz bewegen. Doch vor acht Jahren war seine Selbstständigkeit genau der Grund, der ihn von einer Bewerbung abgehalten hatte. „Aber jetzt bin ich 58, die Amtsperiode läuft acht Jahre, jetzt kann ich mich ganz locker zum Bürgermeister bewerben und auch Bürgermeister werden und die Amtszeit endet dann mit Rentenbeginn“, erläutert der 58-Jährige, und ergänzt: „Das heißt, ich habe keine Bauchschmerzen, die Firma jetzt zu schließen. Meine Lebenssituation lässt mir meine Entscheidung offen – jetzt oder nie.“

„Ich gehe wirklich von Haustür zu Haustür und klingel überall.“

Bacher nimmt seine Kandidatur nicht auf die leichte Schulter, sondern der Familienvater meint es ernst. Am Wahltag in gut einer Woche reichen ihm keine 10 oder 20 Prozent der Stimmen, sondern er hat die 100-Prozent-Marke im Visier. Das hat er auch auf seinen Wahlkampf-Flyer geschrieben: „Ihr neuer Bürgermeister aus Auenwald – 100 % für Auenwald.“ Bacher möchte gestalten, „mit den Menschen und für die Menschen“, sagt er, „sonst wäre ich nicht sechs Jahre lang Elternbeirat gewesen, sonst würde ich mich nicht im Nabu engagieren“.

Um sich in der Gemeinde auch den Bürgern vorzustellen, die ihn noch nicht kennen, und um zu erfahren, wo eventuell der Schuh drückt, begab und begibt sich der Bürgermeisterkandidat auf Zuhör-Tour, wie er sagt. „Ich gehe wirklich von Haustür zu Haustür und klingel überall, jeden Tag ab zirka 16 Uhr bis zum Dunkelwerden gegen 18/18.30 Uhr.“ Angefangen hat er im Trailhof und Trailhöfle über Rottmannsberg, dann Lippoldsweiler und Däfern. Bis zur Wahl will er im ganzen Gemeindegebiet unterwegs gewesen sein. Dabei hört er vieles, was im Argen liegt, und nennt seine Beweggründe für seine Kandidatur.

Aus Sicht des Unternehmers entwickeln sich viele Dinge in der Gemeinde viel zu langsam. Als ein Beispiel nennt er die Erweiterung des Gewerbegebiets in Mittelbrüden, deren Realisierung sich aus seiner Sicht zu lange hingezogen hat. Das habe in den Nachbargemeinden viel besser geklappt. Bacher nennt ein zweites Beispiel. Er blickt auf das Angebot für Jugendliche und Heranwachsende: „Wie kann es sein, dass ein Gemeinderat bereits im Oktober 2018 einen Chillplatz für Jugendliche beschließt und wir jetzt im März 2021 immer noch nichts von diesem Platz sehen können?“

Ein weiteres Thema, wo es aus seiner Sicht in der Gemeinde viel zu langsam vorangeht, ist die Digitalisierung. Im Rahmen seiner Zuhör-Tour begegnete ihm in den kleineren Teilorten und Gehöften zum Teil Unmut, weil die Internetverbindungen nicht gut funktionieren würden. „In Zeiten, in denen es immer mehr Homeoffice geben wird und in denen unsere Kinder immer mehr digitale Anbindungen an Schulen, Hochschulen und Universitäten benötigen, sollte eine schnelle und stabile Internetverbindung kein Luxus sein, sondern eine Selbstverständlichkeit“, sagt der Unternehmer fordernd. Das gelte flächendeckend, in jedem Haushalt und jedem Teilort, egal wo. Denn mit einer ruckelnden und hängenden Internetverbindung könne man nicht nur schlecht arbeiten, sondern dann seien auch keine ordentlichen Schulabschlüsse möglich. „Das können und dürfen wir uns nicht leisten.“

Ein zentrales Thema für Bacher ist auch der Klima- und Umweltschutz, oder die Frage: „Wie wird Auenwald klimaneutral?“ Auch hier nennt er – aus seiner Sicht – Versäumnisse der Gemeinde: „Wir haben in Auenwald nicht eine einzige E-Lade-Station, im Fuhrpark der Gemeinde gibt es kein einziges E-Auto und es existiert kein langfristiges Konzept, wie die Gemeinde Auenwald das erreichen will.“ Klimaneutral zu sein, sei kein Hype und auch keine Modeerscheinung, das sei vielmehr eine Notwendigkeit. Um aber Klimaneutralität schaffen zu können, sei Klima- und Umweltschutz unumgänglich. Bacher, der sich viele Jahre im Nabu engagiert hat, nennt als wichtige Faktoren die Landwirte, Streuobstwiesen, Biotope und deren Vernetzung sowie Arten- und Insektenschutz. Aber dazu gehöre auch der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Zudem müsse sich die Gemeinde mit den Themen Nahwärmeversorgung, Biogasanlagen und ähnlichen Technologien beschäftigen. Er fordert eine Agenda, wie die Gemeinde das erreichen will. Im Fall seiner Wahl kündigt Bacher jetzt schon an, dass alle Entscheidungen im Gemeinderat und jede Investition stets hinterfragt werden: Werden wir dadurch ein Stück klimaneutraler? Der Unternehmer kritisiert, dass die Chance, das Neubaugebiet Hauäcker in Hohnweiler mit einer Nahwärmeversorgung auszustatten, vertan worden sei.

„Ich habe eine Hochschulausbildung und ich habe das Lernen gelernt.“

Als Diplom-Ingenieur fehlt Bacher die Verwaltungserfahrung. Trotzdem will er Gemeindeoberhaupt werden? „Ich habe keine Angst davor und keine Befürchtungen. Ich habe eine Hochschulausbildung und ich habe das Lernen gelernt“, sagt Bacher selbstbewusst. Der 58-Jährige führt weitere Argumente an: „Außerdem bin ich selbstständig. Da bin ich sowieso jeden Tag vor die Herausforderung gestellt, neu zu denken und mich neu auf alles einzustellen.“ Er überlegt und sagt dann: „Wenn ich die Fähigkeit nicht hätte, dann dürfte ich gar nicht antreten.“ Das sei nichts, was er nicht lernen könne, und nichts, was ihn in irgendeiner Art und Weise abschrecke. Dafür würde er ganz andere Qualitäten mitbringen. Bacher kündigt an: „Die Verwaltung wird mit Sicherheit etwas unternehmerischer geführt, was für die Gemeinde Auenwald gar nicht schlecht sein wird.“

Hat er, Bacher, auch Fehler? „Vielleicht bin ich manchmal etwas direkt – aber so bin ich, jeder hat seine Macken. Direkt frei raus, auch wenn’s mal vielleicht weh tut, aber...Wahrheit tut weh.“

Matthias Bacher ist telefonisch erreichbar unter 0173/3910464.


Weitere Kontaktmöglichkeiten:


E-Mail: MBfuerBM@web.de


facebook.com/matthias.bacher.75


instagram.com/matthias_bacher_auenwald/

Zur Person

Matthias Bacher (58) ist im Oktober 1962 in Stuttgart geboren und nach dem Umzug 1969 nach Waiblingen dort in die Grund- und Hauptschule gegangen. Seine Mittlere Reife erwarb er an der Berufsfachschule Metall, sein Abitur 1984 am Technischen Gymnasium Waiblingen. Anschließend absolvierte er seinen zwölfmonatigen Grundwehrdienst in Mittenwald und Ulm.

Von 1985 bis 1990 studierte Bacher Maschinenbau an der Fachhochschule Karlsruhe mit Abschluss Diplom-Ingenieur (FH).

Von 1990 bis 1997 war Bacher Geschäftsführer im elterlichen Unternehmen in Waiblingen. Anschließend war er bis 2004 als Projektingenieur für Osteuropa bei einem Anlagenbauer in Frankfurt am Main tätig. Danach bis zum Jahr 2010 war Bacher Vertriebsleiter bei einem Wärmetauscherhersteller im Raum Stuttgart. In dieser Zeit ließ er sich zum Schweißfachingenieur in Fellbach ausbilden.

Seit Anfang 2010 ist Bacher mit einem Ingenieurbüro für Wärmetauscher und Energiesysteme in Backnang selbstständig.

Matthias Bacher ist seit 1992 verheiratet. Das Ehepaar wohnt seit 28 Jahren in Auenwald-Mittelbrüden und hat vor 14 Jahren den heute 15-jährigen Sohn Jean-Robert aus Haiti adoptiert.