Bundesbank: Banken konnten „Strafzinsen“ kompensieren

dpa Frankfurt/Main. Über die „Strafzinsen“ der EZB wurde und wird viel geklagt. Womöglich zu Unrecht? Die Bundesbank kommt in einer Gesamtschau zu einem bemerkenswerten Ergebnis.

Bundesbank: Banken konnten „Strafzinsen“ kompensieren

Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich in der Glasfassade der Europäischen Zentralbank (EZB). Foto: Boris Roessler/dpa

Für die deutschen Banken in Summe sind die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Erkenntnissen der Bundesbank unter dem Strich keine Belastung.

Erste Datenanalysen deuteten darauf hin, dass die Geldhäuser die verbleibenden Belastungen durch den negativen Einlagenzins der EZB „mindestens kompensieren konnten“, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling laut vorab veröffentlichtem Redetext am Montag bei einer Online-Veranstaltung der Bundesbank-Hauptverwaltung Bayern.

Seit Juni 2014 müssen Geschäftsbanken im Euroraum Zinsen zahlen, wenn sie Gelder bei der EZB parken. Derzeit werden 0,5 Prozent Zinsen fällig. Seit einiger Zeit gewährt die Notenbank Freibeträge für bestimmte Summen, um die Institute bei den Kosten zu entlasten.

Profitiert hat die Branche zusätzlich durch Teilnahme an den zinsgünstigen Kreditprogrammen der EZB (TLTRO). Einige Häuser konnten aus diesen Geschäften positive Effekte in ihren Bilanzen verbuchen. Über Gebührenerhöhungen sowie die Weitergabe der EZB-Negativzinsen an Firmen- wie Privatkunden entlastet sich die Branche zudem.

„Die niedrigen Zinsen drücken natürlich auf das Bankgeschäft“, räumte Wuermeling ein. „Belastend ist jedoch vor allem die sinkende Zinsmarge im Kreditgeschäft, weniger die zu zahlenden Negativzinsen.“ Er wolle „nicht von der Hand weisen, dass negative Zinsen eine Herausforderung für das Kreditgeschäft sind“, versicherte Wuermeling. „Aber ebenso wenig wie niedrige Zinsen die einzige Ursache niedriger Profitabilität sind, ist das Zinsgeschäft nicht die einzige Stellschraube, um die Profitabilität zu erhöhen. Hier sind die Kreditinstitute gefordert.“

Die Belastungen für Deutschlands Banken durch die Einführung strengerer Kapitalregeln („Basel III“) hält Wuermeling für verkraftbar. „Für den überwiegenden Teil der deutschen Institute, vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken, erwartet die Bundesbank verhältnismäßig überschaubare Auswirkungen: Für Institute, die ausschließlich den Standardansatz für die Berechnung ihrer Mindestkapitalanforderungen nutzen, werden die Kapitalanforderungen nur um durchschnittlich etwa drei Prozent steigen. Bei einigen dieser Banken werden die Kapitalanforderungen sogar sinken.“

Für den gesamten deutschen Bankensektor würden die Kapitalanforderungen durch die Basel-Reform um etwa zwölf Prozent steigen. Dies hatte Wuermeling zuvor bereits dem „Handelsblatt“ (Montag) gesagt. Eigenkapital soll mögliche Schieflagen abfedern, seit der Finanzkrise 2008/2009 mussten Banken weltweit diesen Krisenpuffer bereits deutlich verstärken.

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