Buntmetalldiebe ohne jeden Skrupel

Die gestohlenen Messingabdeckungen über den Wassergraben am Backnanger Adenauerplatz werden durch Granitplatten ersetzt

Die Abdeckplatten über den Wassergraben am Backnanger Adenauerplatz, die im Herbst gestohlen worden sind, werden in den nächsten Wochen ersetzt. Derzeit ermöglichen verzinkte Stahlbleche einen Übergang, künftig werden es Granitplatten sein. Der Auftrag für die Herstellung wurde dieser Tage erteilt.

Buntmetalldiebe ohne jeden Skrupel

Ein Provisorium aus Stahlblech sorgt derzeit für den sicheren Übergang des Wassergrabens beim Adenauerplatz in Backnang. Nachdem die seitherigen Platten aus Sondermessing gestohlen wurden, werden künftig Granitplatten zum Einsatz kommen. Der Auftrag ist bereits vergeben. Fotos: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Buntmetalldiebe haben keine Skrupel. Das haben sie in Backnang gleich in zweifacher Hinsicht untermauert. Erst haben sie im Mai vergangenen Jahres auf dem Backnanger Stadtfriedhof insgesamt 14 Bronzetafeln, auf denen die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs standen, mit brachialer Gewalt aus ihren Verankerungen gerissen und gestohlen. Und im Herbst dann mehrere kunstvoll gefertigte Abdeckplatten des Wassergrabens vom Adenauerplatz. Wie immer in diesen Fällen ist der Schaden ein Mehrfaches höher als der Materialwert. Zudem hat der frevelhafte und verabscheuungswürdige Diebstahl speziell im Fall der Gedenktafeln nicht nur bei den Hinterbliebenen für Empörung gesorgt. So sagte Roland Idler vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Diebstahl der Bronzetafeln komme einer Grabschändung gleich. Die Soldaten hätten nicht nur auf dem Schlachtfeld ihr Leben verloren, „man hat ihnen nach dem Tod nun auch noch den Namen geraubt“.

Großer ideeller Schaden ist auch bei dem Diebstahl am Adenauerplatz entstanden. Die drei geschwungenen Abdeckplatten unterschiedlicher Länge waren mittels mehrerer Schlitze aufgelockert. Zudem waren sie mit dem Backnanger Stadtwappen versehen. Der frühere Stadtplaner Reginald Kunzelmann hatte die kunstvollen Platten im Zuge der Neugestaltung des Adenauerplatzes in Auftrag gegeben. Die Roste waren aus Sondermessing gefertigt und haben 1992 insgesamt etwa 10700 Mark gekostet. Hergestellt und geliefert wurden die Roste von der Firma Paulssen Aluminiumguss GmbH aus Weimar.

Nach dem Diebstahl standen lange Zeit nur Warnbaken im Bachbett

Seit dem Diebstahl der Gussabdeckungen im Spätherbst ist der Graben provisorisch abgesichert. Erst standen wochenlang nur Baken im Bachbett, dann sorgte ein schnödes, verzinktes Stahlblech für den Übergang, später dann wurde es gar an die Aussparung angepasst. Doch auch diese Variante dient nur dem Übergang. Künftig sollen Granitplatten den Übergang ermöglichen. Sie werden in Stahlrahmen gefasst, damit sie beim Überfahren nicht brechen oder beschädigt werden. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn Rettungs- oder Lieferfahrzeuge in dem Bereich unterwegs sind. Der Auftrag für die Granitplatten an die Backnanger Steinmetz-Firma Wenzler und Vogt ist bereits vergeben. Die Kosten werden auf 2100 Euro geschätzt.

Laut Rudolf Biehlmaier kommt es immer wieder zu Buntmetalldiebstählen. Die Langfinger schlagen vorzugsweise an abgelegenen Orten wie etwa Friedhöfen, Kläranlagen oder Kleingartenanlagen sowie in noch nicht bezogenen Neubaugebieten zu. Der Grund hierfür ist, dass die Täter schlichtweg viel Zeit benötigen, um das Material zu demontieren. Und dass die Arbeiten zuweilen auch Krach machen. Einen Schwerpunkt für die Aktivitäten der Buntmetalldiebe kann Biehlmaier derzeit nicht ausmachen, auch wenn Backnang zuletzt mehrfach betroffen war.

Buntmetalldiebe ohne jeden Skrupel

Die ungesicherten Messingplatten waren ein gefundenes Fressen für die Buntmetalldiebe.

Info
Bis zu 66 Diebstähle pro Jahr im Landkreis

Im zweiten Halbjahr 2018 hat das Polizeipräsidium Aalen im Rems-Murr-Kreis 16 Fälle von Buntmetalldiebstahl registriert. In den vergangenen fünf Jahren schwankte der Wert zwischen 31 und 66 Diebstahlsfällen pro Jahr. Derzeit sind solche Diebstähle laut Angaben des Polizeipräsidiums Aalen nicht häufiger zu verzeichnen als sonst auch.

Gestohlen werden zum Beispiel Dachrinnen oder Stromkabel aus Kupfer, vorzugsweise von Baustellen. Wenn bereits installierte Kabel oder Materialien gestohlen werden, ist der Sachschaden immens, weil dann auch die bereits geleisteten Lohnkosten zu Buche schlagen.