Chaos bei der Bahn

Wegen Bauarbeiten in den Sommerferien: Fahrplanänderungen, verwirrende Anzeigen, Verspätungen

Chaos bei der Bahn

Die Fahrgäste müssen sich auch bei der S3 auf Änderungen einstellen. Foto: G. Habermann

Von Alexander Roth

WAIBLINGEN. Vergangene Woche bei der S-Bahn: Züge verschwinden aus der App. Anzeigen an der Bahn widersprechen der Anzeigetafel am Gleis. Züge stehen vor dem Bahnhof und fahren nicht weiter. Im Feierabendverkehr ist die S-Bahn völlig aus dem Takt. Falsche Ansagen. Verpasste Anschlüsse. Signalstörungen. Verspätungen. Chaos. Die „erste Bauphase“ im großen Modernisierungsplan der Bahn hat viele S-Bahn-Fahrer verwirrt und verärgert. Ob Gespräche in den Zügen, beim Mittagstisch oder Anrufe in der Redaktion: Fragen, Fragen, Fragen. Was war da los?

Über die Sommerferien wird gleich an mehreren wichtigen Punkten des Netzes gebaut. In Stuttgart-Vaihingen und in Stuttgart-Rohr werden Gleise und Weichen erneuert, im Hauptbahnhof ist die S-Bahn-Rampe zeitweise wegen S-21-Bauarbeiten gesperrt. Warum alles gleichzeitig? „In der langfristigen Planung war das so nicht vorgesehen“, erklärt ein Bahn-Sprecher auf Nachfrage. Die Arbeiten an der Rampe hätten zum jetzigen Zeitpunkt bereits beendet sein sollen. Die Sommerferien habe man nun aber bewusst für die Bauarbeiten gewählt, weil dort weniger Pendler und Vielfahrer unterwegs seien. „So betreffen die Beeinträchtigungen eine geringere Anzahl von Fahrgästen.“

Diese standen vergangene Woche dafür einigen Problemen gegenüber. Takt und Streckenverlauf wurden während der Bauarbeiten geändert. Um das deutlich zu machen, hat die Bahn die Linien S2 und S3 kurzerhand in „Baustellenlinien“ umbenannt. Das Problem für Bahnfahrer im Kreis: Die Namensgebung richtete sich ausschließlich nach dem Abfahrts-, nicht aber nach dem Zielort. Beispiel: die S2 nach Schorndorf. Sie „entfällt“ während Bauphase eins, hieß es bei der Bahn.

Dafür gebe es dann aber die S32. Wie die S2 startete sie in Filderstadt. Fuhr aber nicht nach Schorndorf, sondern nach Backnang. „Wenn wir den normalen Linienverlauf beibehalten hätten, wären wir unpünktlich geworden“, so der Sprecher der Bahn. Und: „Der Puls der S-Bahn wird durch die Stuttgarter Innenstadt bestimmt.“ Das bekam man im Rems-Murr-Kreis zu spüren. Pendler, die zwischen dem Kreis und der Region Stuttgart unterwegs waren, trafen die Änderungen besonders schwer. Züge standen oft mehrere Minuten vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof, während der Anschlusszug sich schon davonmachte. Im Feierabendverkehr gerieten die S-Bahnen völlig aus dem Takt. Und selbst die beste Planung hält einer Signalstörung nicht stand. Aber auch wenn man jegliche Fahrplanänderung irgendwann verinnerlicht und die Wartezeiten akzeptiert hatte – es gab noch genügend Gründe zur Verwirrung. Ein Beispiel: Morgens am Bahnsteig. Die Anzeigetafel sagt: Die S2 kommt. Der Blick auf die App sagt: Die S12 kommt. An der Bahn selbst steht wieder S2. Was nun? Einsteigen? Warten? „Für die Probleme mit den Anzeigen bitten wir um Entschuldigung“, sagt der Bahn-Sprecher. Die Bahn hätte nicht genügend Zeit gehabt, um die Informationen in das Fahrgastinformationssystem einzuspeisen. Bis zum 17. August, mitten in der zweiten Bauphase, soll dann aber alles synchron laufen – App, Bahnanzeige und die Tafel an der Haltestelle. Wenig Gründe also, sich auf die zweite Bauphase zu freuen. Sie beginnt am Sonntag, 11. August, und kommt erneut mit einem völlig neuen Fahrplan daher. Doch es gibt auch einen Lichtblick am Ende des S-Bahn-Tunnels: Die angekündigten Änderungen sind für Fahrgäste aus dem Kreis ein kleines bisschen intuitiver als die in Phase eins. Ein klitzekleines bisschen.