Chefarzt: Uns gehen immer mehr Intensivbetten verloren

dpa/lsw Ludwigsburg. Personalmangel führt nach Angaben des ärztlichen Direktors der Ludwigsburger RKH Kliniken zu einem stetigen Verlust vom Intensivbetten. Vor eineinhalb Jahren habe es noch 20 Prozent mehr Betten gegeben als heute mit 2270, sagte Götz Geldner am Mittwoch. Seit August sei es noch einmal zu einem Aderlass beim Personal gekommen. Folge: noch mal 100 Betten weniger.

Täglich gingen etwa 10 Intensivbetten im Land außer Betrieb. „Die Leidtragenden sind dabei nicht die Covid-Patienten, sondern die anderen Patienten mit Tumoren, Herzinfarkt oder Verkehrsunfallopfer - sie werden von den zu 90 Prozent ungeimpften Covid-Patienten verdrängt und müssen Verschiebungen ihrer Operationen hinnehmen.“ Doch das habe auch Grenzen, so der Intensivmediziner. Einen Tumorpatienten könne man vielleicht noch ein paar Tage hinhalten, aber nicht drei Monate. Viele Kliniken hätten ihr elektives Programm - also nicht akute, aufschiebbare Behandlungen - heruntergefahren.

Die im Südwesten für die Alarmstufe festgelegte Marke von 390 mit Covid-Patienten belegten Betten habe eine Zahl von 1600 Beatmungsbetten zur Grundlage gehabt. Doch von diese Betten stünden mangels Personal nur noch 1500 zur Verfügung.

Geldner schloss nicht aus, dass man bei sich verschärfender Bettenknappheit abschätzen müsse, welcher Patient die höchsten Überlebenschancen habe und diesen anderen Anwärtern für die Intensivbehandlung vorziehe. Schon jetzt werde in den Kliniken unter den Standards hinsichtlich Zahl und Qualifikation der Pflege gearbeitet, die Untergrenzen für den Personalschlüssel würden überall unterlaufen.

Verlegungen von Patienten zwischen den sechs Clustern im Land oder innerhalb derer gebe es zwar. Doch da Baden-Württemberg dieses Mal gleichmäßig von der Pandemie betroffen sei, seien es nur fünf bis zehn Verlegungen pro Tag, sagte der Clusterkoordinator.

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