Christbäume aus der Region Backnang

Jörg Schaal aus Auenwald zieht Weihnachtsbäume unweit seiner Haustür in Unterbrüden hoch. Bei einer Veranstaltung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Rems-Murr erklärt der Landwirt, wie er zum Anbau gekommen ist und was er bei der Pflege der Kulturen beachten muss.

Christbäume aus der Region Backnang

Jörg Schaal (rechts) und sein Cousin Jürgen Baumann erklären, worauf man beim Christbaumkauf achten sollte. Foto: Alexander Becher

Von Florian Muhl

Auenwald. „Frost ist unser größter Feind!“ Den erlebte Jörg Schaal beispielsweise 2020. Das könne eine ganze Weihnachtsbaumgeneration unverkäuflich machen. In diesem Fall muss der 45-Jährige die Bäume auf seinem Acker in Unterbrüden noch ein oder zwei Jahre stehen lassen, bis die geschädigten Triebe wieder verwachsen sind. Großbetriebe könnten sich zum Schutz der Bäume bei Temperaturen weit unterhalb der Null-Grad-Marke eine Anlage zur Frostschutzberegnung leisten, die so funktioniert wie im Obstanbau: Durch die frei werdende Erstarrungswärme bei gefrierendem Wasser werden dort die empfindlichen Blütenorgane und jungen Früchte geschützt. Doch als Familienbetrieb habe er diese finanziellen Mittel nicht.

Weihnachtsbäume sind nur einer der Betriebszweige

Sehr informativ war gestern die Weihnachtsbaumveranstaltung, welche die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) – Kreisverband Rems-Murr seit 25 Jahren bei verschiedenen Produzenten veranstaltet, wegen der Pandemie mit zwei Jahren Unterbrechung, wie Gerhard Strobel bei der Begrüßung sagte. Was gehen uns Weihnachtsbäume an, stellte der SDW-Vorsitzende eine rhetorische Frage, die er direkt auch selbst beantwortete: „Ursprünglich sind die aus dem Wald geschlagen worden, mittlerweile hat sich’s aus dem Wald heraus verlagert. Aber wir sind trotzdem überzeugt davon, dass es Sinn macht, Weihnachtsbäume auf kurzem Wege zu vermarkten.“

Noch kürzere Wege als bei Jörg Schaal sind kaum vorstellbar. Seine Kulturen liegen nur fünf Gehminuten von der Haustür seines Hofs in Unterbrüden entfernt, wo er sie auch zum Verkauf anbietet. Allerdings sind die Weihnachtsbäume nur einer seiner Betriebszweige, stellt der Vollerwerbslandwirt klar. „Unser Hauptgeschäft ist die Milchviehhaltung mit Futterbau dazu“, erklärt der Vater zweier Kinder, der den Hof vor 24 Jahren von seinem Vater übernommen hat. „Angegliedert ist der Wald und dadurch hat sich die Weihnachtsbaumproduktion ergeben.“

Beim Aussuchen eines Baumes gibt’s schon mal kleinere Familientragödien

Bei dem ganzen Geschäft hilft Jürgen Baumann eifrig mit. „Drei Wochen vor Weihnachten geht’s hier richtig los, da verbringen wir wirklich sehr viel gemeinsame Zeit“, sagt der Cousin des Hofbesitzers. Und der wirft ein: „...das ganze Jahr nicht wie in den drei Wochen“. Baumann erklärt: „Vom Job her passt das ja auch bei mir, ich bin Förster und kann den Kunden ein bisschen über die Bäume erzählen.“ Was Baumann bei solchen Gesprächen vor Ort in den Kulturen schon erlebt hat, grenzt fast schon an kleinere Familientragödien. „Wenn der Vater einen schmalen möchte und die Mutter einen breiten, das sind die interessantesten Konstellationen“, sagt der Förster. „Da kommen sie her: Also ich möchte einen kleinen, schmalen Baum. Und was nehmen sie dann mit? Sowas.“ Baumann zeigt auf ein mächtiges, großes Exemplar, zudem sehr buschig und breit. „Das ist typisch. Und wenn man den Mann fragt, der sagt dann: ‚O, ich sag’ da gar nix, weil sonst hab’ ich nur 14 Tage Ärger und so.‘“ Der Cousin muss schmunzeln: „Das sind so die Sachen, die man erlebt beim Weihnachtsbaumverkauf, so richtige Menschenkunde. Das macht’s aber auch spannend und ist jedes Jahr anders.“ Baumann redet sich in Fahrt: „Was auch vorkommt ist, dass sich das Paar nicht entscheiden kann. Dann muss man beide Bäume hinhalten, beide drehen und so, und dann: Welcher ist’s? Dann sag’ ich: Der Trend geht zum Zweit- oder Drittbaum. Nehmen sie einfach beide mit, dann sind sie am besten aufgehoben. Einer für draußen, einer für drinnen.“

Die Bäume sind 12 bis 14 Jahre alt

Die Frage nach Mengenrabatt beantwortet Baumann mit einem Kopfschütteln: „Man darf einfach die Mühe nicht unterschätzen. Viele Leute glauben, so ein Weihnachtsbaum ist nur vier, fünf Jahre alt, das ist Nonsens, der Baum ist 12 bis 14 Jahre alt. Der kommt als vierjährige Pflanze her und steht dann bei uns acht oder zehn Jahre.“ Die Nordmanntannen im Bild oben sind 2013 in Unterbrüden gepflanzt worden, sind aber vierjährig als Pflanzen gekommen. „Wir kaufen zu, von Baumschulen Pflanzen aus Deutschland und Dänemark“, erläutert Schaal. „Der Samenbaum wiederum steht in Russland oder Georgien. Je nach Höhe, wo der Samenbaum steht, hat der unterschiedliche Eigenschaften, das hängt mit der Nadellänge zusammen, mit der Nadelstellung und vorwiegend mit der Frosthärte.“ Umso höher sich das Gebiet befindet, in dem die Bäume beerntet werden, das ist etwa in 1200, 1400 Metern Höhe, umso frostempfindlicher sind sie, „weil die bei uns zu bald austreiben“, so der Landwirt. „Das heißt, um so tiefer die Ernte ist, desto spätaustreibender sind sie bei uns.“

Schaal berichtet, dass früher viele Fichten als Weihnachtsbäume verkauft wurden. Doch der Geschmack hat sich geändert. „Wir verkaufen mittlerweile 95 bis 98 Prozent Nordmanntannen.“ Nicht zuletzt wegen ihrer Vorteile. Die Nordmanntanne hat einen gleichmäßigen Wuchs und weist die für einen Christbaum typische Buschigkeit und Dichte auf. Mit ihren weichen Nadeln können auch Kinder unproblematisch beim Schmücken des Baumes helfen. „Nur der typische Nadelbaumduft fehlt ihr noch“, sagt Baumann. Aber daran würden Züchter bereits arbeiten. Und was kostet nun so ein Baum? „Der laufende Meter um die 20 Euro, eine Zwei-Meter-Nordmann also rund 40 Euro“, sagt Schaal, „inklusive Beratung.“

Vom Klimawald über den Wertholzplatz und das Waldbaden bis hin zur Waldwanderung für Singles

Veranstaltungen Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) – Kreisverband Rems-Murr engagiert sich als gemeinnütziger Verein für den Schutz und die Erhaltung eines gesunden und leistungsfähigen Waldes und bietet zahlreiche Veranstaltungen an (nachfolgend Auszüge):

„Klimawald! Wald im Wandel!“ in Kooperation mit der VHS Backnang am 28. Februar um 19 Uhr an der VHS Backnang, Vortrag von Gerhard Strobel

Wertholz aus dem Schwäbischen Wald, Besichtigung des Lagerplatzes Eselshalde am 10. März von 13.30 bis 15 Uhr

Waldbaden – Wald mit allen Sinnen genießen am 20. März, 23. Juni, 9. Juli und 22. Oktober bei Winnenden-Bürg

Wildpflanzenexkursionen am 26. März von 9 bis 12 Uhr und am 17. September von 9 bis 12 Uhr, Treffpunkt: Parkplatz am Plattenwaldspielplatz Backnang

Baumpflanzungen am 24. April um 11 Uhr in Oppenweiler mit Bürgermeister Bernhard Bühler, am 25. April um 11 Uhr in Althütte mit Bürgermeister Reinhold Sczuka

Single Trail – Waldwanderung für Singles am 8. April von 10 bis zirka 13 Uhr, Treffpunkt: Murrhardt am Parkplatz beim Freibad, mit Gerhard Strobel

Mit dem Förster im Wald am 23. April um 9.30 Uhr, Treffpunkt: Murrhardt, Parkplatz Waldkindergarten, mit Revierförster Dieter Seitz

„Mit Bernhard auf dem Drixlerweg“ – Wanderbare Geschichten im und um den Naturpark in Kooperation mit der VHS Murrhardt am 30. April um 9 Uhr, Treffpunkt: beim Gasthof Silberstollen in Großerlach, mit Ex-Naturpark-Geschäftsführer Drixler

Anmeldung über die Internetseite: www.sdw-rems-murr.de