IHK-Bezirkskammerpräsident Claus Paal (links) und Christian Herzog von Baden-Württemberg International diskutieren mit Moderator Michael Antwerpes (rechts) über die Herausforderungen für die Wirtschaft. Foto: IHK Rems-Murr
Von Kornelius Fritz
Fellbach. Inflation, Ukrainekrieg, gestörte Lieferketten und Fachkräftemangel – für die Unternehmen in der Region sind es keine einfachen Zeiten. Trotzdem sieht Claus Paal, Präsident der Bezirkskammer Rems-Murr bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), für die Zukunft nicht schwarz. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber es gibt in Baden-Württemberg auch Zehntausende Unternehmen, die Lösungen haben“, sagte Paal am 25. April beim IHK-Frühjahrsempfang in Fellbach. Er wünsche sich deshalb mehr Optimismus: „Wir brauchen Vorfahrt für Fortschritt und Innovation, die Bedenkenträger sollten in die zweite Reihe treten.“
Der Frühjahrsempfang mit rund 300 Gästen ersetzte dieses Jahr den traditionellen Neujahrsempfang, der sonst immer im Januar stattfand. Die IHK nutzte die Verschiebung, die noch der Coronapandemie geschuldet war, um auch das Konzept der Veranstaltung gründlich zu entstauben. Statt staatstragender Reden gab es eine lockere Talkrunde, die von Fernsehmoderator Michael Antwerpes moderiert wurde; außerdem verblüffte der Mentalmagier Andy Häussler das Publikum mit seinen Tricks.
IHK-Bezirkskammer will beim Klimaschutz Vorreiter sein
Neu war auch der Veranstaltungsort: Fand der Neujahrsempfang bisher immer abwechselnd in den Stadthallen der Großen Kreisstädte statt, begrüßten Claus Paal und IHK-Geschäftsführer Markus Beier die Gäste diesmal im sogenannten Goldbergwerk in Fellbach. Ein stimmungsvoller und durchaus passender Ort für ein Treffen der regionalen Wirtschaft: Der sanierte Backsteinbau war früher eine Gießerei der Firma Mahle.
Im Gespräch mit Michael Antwerpes ging Claus Paal auf aktuelle Themen und Entwicklungen ein, die die IHK und die Firmen im Rems-Murr-Kreis beschäftigen. Da ist zum Beispiel der Fachkräftemangel, der sich laut Paal mittlerweile zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel auswächst. Die IHK versucht hier, mit zahlreichen Aus- und Weiterbildungsprogrammen gegenzusteuern. Auch für Geflüchtete aus der Ukraine engagiert sich die Kammer, etwa wenn es um die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse in Deutschland geht.
Im Kampf gegen den Klimawandel will die Bezirkskammer Rems-Murr zum Vorreiter werden. Als erste IHK in der Region Stuttgart wolle man klimaneutral werden, erklärte Claus Paal. Auch beim Frühjahrsempfang wurde deshalb auf die CO2-Bilanz geachtet: So gab es beim anschließenden Buffet überwiegend regionale Produkte und die Gäste mussten vorher angeben, mit welchem Verkehrsmittel sie anreisen. Für die dadurch freigesetzten Treibhausgase leistet die IHK einen Ausgleich.
Intensivere Kontakte nach Indonesien und Vietnam
An der Gesprächsrunde nahm neben Claus Paal auch der Geschäftsführer von Baden-Württemberg International (BWI), Christian Herzog, teil. Die landeseigene GmbH unterstützt Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen. Moderator Michael Antwerpes fragte ihn unter anderem nach der Rolle Chinas. Herzog warnte einerseits davor, die Verbindungen nach China von heute auf morgen zu kappen. Das könne sich Baden-Württemberg nicht leisten. Gleichzeitig sei es aber wichtig, dass sich das Land beim Export breiter aufstellt. Die BWI intensiviere deshalb gerade die Kontakte in andere asiatische Länder wie Indonesien oder Vietnam.
Mindestens ebenso wichtig wie das offizielle Programm sind bei den IHK-Empfängen die anschließenden Gespräche am Buffet. Dort war natürlich auch das neue Format der Veranstaltung Thema und die Resonanz fiel durchweg positiv aus. Das zeigte auch ein Blick auf die Pinnwand am Ausgang, auf der die Gäste über ihren künftigen Wunschtermin abstimmen durften. Eine überwältigende Mehrheit votierte dafür, den Termin im Frühling beizubehalten.