Commerzbank entrümpelt ihre Bilanz

dpa Frankfurt/Main. Der neue Commerzbank-Chef räumt auf. Altlasten werden noch im alten Jahr abgeschrieben, die Vorsorge für Kreditausfälle nach oben geschraubt. Manfred Knof will das Institut möglichst unbelastet in eine hoffentlich bessere Zukunft führen.

Commerzbank entrümpelt ihre Bilanz

Das Schild einer Commerzbank-Filiale unweit der Konzernzentrale im Frankfurter Bankenviertel. Foto: Arne Dedert/dpa

Eine Milliardenabschreibung und weitere Vorsorge für mögliche Rückschläge in der Corona-Pandemie verhageln der Commerzbank das Krisenjahr 2020 vollends.

„Nach dieser bilanziellen Maßnahme sehen wir uns gut für den weiteren Weg gerüstet“, erklärte der seit 1. Januar des laufenden Jahres amtierende Vorstandschef Manfred Knof am Freitag. „Unser Ziel ist es, die Bank nachhaltig profitabler zu machen.“

Im Gesamtjahr 2020 rechnet der Frankfurter MDax-Konzern nun mit einer Risikovorsorge von mindestens 1,7 Milliarden Euro. Im Herbst hatte das Geldhaus noch eine Vorsorge für mögliche Kreditausfälle zwischen 1,3 Milliarden und 1,5 Milliarden Euro für 2020 prognostiziert.

In der nun höheren Summe seien bereits rund 500 Millionen Euro zusätzliche Vorsorge für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise im Jahr 2021 enthalten, teilte die Bank mit. Außerdem würden „mit dem höheren Risikoergebnis auch die derzeit erwarteten Auswirkungen des zweiten Lockdowns“ antizipiert.

Belastet wird das Jahresergebnis 2020 zudem dadurch, dass das Institut 1,5 Milliarden Euro abschreibt, weil sich übernommene Geschäfte von Dresdner Bank und der polnischen MBank nicht so gut entwickelten wie seinerzeit erhofft. Die Commerzbank begründete die Abschreibung dieses sogenannten Goodwills mit dem - seit geraumer Zeit extrem niedrigen - Zinsniveau im Euroraum und verschlechterten Bedingungen in Polen.

Die Abschreibung habe keine Auswirkungen auf die Eigenkapitalquote, betonte der Vorstand. Diese werde zum Jahresende 2020 weiterhin bei rund 13 Prozent erwartet. Eigenkapital ist für Banken ein wichtiger Puffer für Krisenzeiten.

Knof hat den Konzernumbau zur Chefsache erklärt. Im Laufe des ersten Quartals will der von der Deutschen Bank gekommene Manager eine neue Strategie vorstellen. Insider halten es für wahrscheinlich, dass dies bei der Aufsichtsratssitzung am 10. Februar der Fall sein wird - am Tag vor der Bilanzvorlage für das noch von Knofs Vorgänger Martin Zielke verantwortete Geschäftsjahr 2020. Analysten gehen davon aus, dass die Commerzbank erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird.

Seit Monaten wird bei dem Institut, dessen größter Anteilseigner seit der Finanzkrise 2008/2009 der deutsche Staat ist, um eine Verschärfung des im Herbst 2019 verkündeten Sparkurses gerungen. Erwartet werden angesichts fortschreitender Digitalisierung weitere drastische Einschnitte im Filialnetz sowie erneute Stellenstreichungen. Kurz nach Weihnachten hatten sich Management und Betriebsräte auf den Abbau weiterer 2300 Vollzeitstellen geeinigt. Dafür bildet das Geldhaus Rückstellungen in Höhe von 610 Millionen Euro im Schlussquartal 2020, die das Jahresergebnis ebenfalls belasten.

Knof hatte kurz nach seinem Amtsantritt im Intranet der Bank einen tiefgreifenden Konzernumbau angekündigt: „Das wird kein bequemer Weg sein, und ohne Zweifel wird die Transformation, die wir brauchen, auch mit noch mehr harten Entscheidungen und weiteren Restrukturierungsmaßnahmen verbunden sein. Aber sie sind nötig, und je schneller wir damit beginnen, desto besser!“

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