Controller statt Lederball

Am Ende des Backnanger eSport-Cups setzen sich die Favoriten durch – 32 Teams liefern sich hochspannende Duelle an den Controllern

Millionen Fans auf der ganzen Welt schalten regelmäßig ein, wenn sich die besten eSportler der Welt in der Fußballsimulation FIFA, in Fortnite oder Counter-Strike miteinander messen. Beim 1. Backnanger eSport-Cup wird Fußball gespielt. Aber nicht real, sondern virtuell. Und das Ganze mit großem Ehrgeiz.

Controller statt Lederball

In der Schalterhalle der Backnanger Volksbank messen sich die eSportler im virtuellen Fußballspiel FIFA 20. Foto: A. Becher

Von Andreas Ziegele

BACKNANG. Es ist Samstagmittag und die Schalterhalle der Volksbank in Backnang ist mit Menschen gefüllt. Sie sitzen jeweils zu viert vor den Bildschirmen und sind von Zuschauern umringt. In ihren Händen halten sie sogenannte Controller, die mit wieselflinken Fingern bedient werden. Es geht um den eSport-Cup und damit auch um Preisgeld. Aber das allein ist nicht der Antrieb der jungen Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren, die sich hier im virtuellen Fußballspiel FIFA 20 messen. Es scheint eine männliche Domäne zu sein. Denn lediglich ein Mädchen war am Start.

„Der Vorschlag für den eSport-Cup kam von unserem Vorstand Jürgen Schwab“, erzählt Katja Schenz von der Marketingabteilung des Geldinstitutes. Schwab hat einen Sohn, der auch gerne mal „FIFA zockt“ und so entstand die Idee, eine solche Veranstaltung auszurichten. Schnell waren dann auch die 64 Starterplätze für die 32 Teams vergeben. Gespielt wurde in sieben Gruppen mit je vier Teams, die aus zwei Teilnehmern bestehen. Als klare Favoriten gehen Alessio Acri aus Waiblingen und Luigi Indrieri aus Hohenacker an den Start. Sie spielen seit dieser Saison gemeinsam in der Weekend League, und insbesondere der 23-jährige Indrieri kann fast schon als Profi bezeichnet werden. Er tritt auch als Einzelspieler an und hatte am Vortag nach 16 Stunden und 44 Spielen einen besonderen Erfolg zu vermelden: „Ich habe mich für die Play-Offs der virtuellen Bundesliga und damit für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert.“ Nicht ohne Stolz ergänzt er: „Im Monatsranking bin ich unter den Top 3 in Deutschland.“ Dabei hat er von 90 Spielen 88 gewonnen. Seit seinem 15. Lebensjahr spielt er die FIFA-Simulation und nimmt es sehr ernst mit diesem Sport. „Wichtig für ein solches Turnier ist, dass man fit ist“, sagt Indrieri und ergänzt: „Wer am Abend Party macht, wird am Turniertag nicht bei 100 Prozent sein. Das ist beim eSport nicht anders als beim echten Fußball.“ Ganz wichtig ist aus seiner Sicht, dass man auch regelmäßig zusammen mit seinem Teamkollegen trainiert. Das funktioniert dann im Online-Modus. „Denn man hat nicht immer die Zeit, sich zum Training zu treffen“, sagt der 24-jährige Acri. Auch deshalb, weil bei jeder neuen Version der FIFA-Simulation und den dazugehörigen sogenannten Patches neue Herausforderungen warten, auf die sich die Spieler dann einstellen müssen. Alessio Acri weist darauf hin, dass es ohne ein gewisses Fußballverständnis auch in der virtuellen Welt nicht funktioniert. Einen Traum hat Luigi Indrieri noch. Sollte ein Angebot eines Fußball-Bundesligisten eingehen, die mittlerweile fast alle einen eSport-Bereich haben, würde er nicht lange mit der Zusage zögern. „Ich finde das Interesse an dieser Sportart, das sich auch durch die Zahl der Zuschauer bei großen Turnieren zeigt, einfach nur genial“, sagt der junge Mann, und man kann ihm die Begeisterung im Gesicht ablesen.

Und die Kommandos während des Spiels ähneln denen auf einem Fußballplatz. „Spiel ab“ und „Geh drauf“ hört man genauso wie das Hadern mit dem Schiedsrichter über die Nachspielzeit oder wegen einer Gelben Karte. Einziger Unterschied: Der Schiedsrichter hört die Kommentare der eSportler nicht. Der Fist Bump, also der Faustgruß, kommt ebenfalls regelmäßig nach gelungenen Aktionen zum Einsatz. Umstellungen der Taktik und Auswechslungen werden unter den Teams besprochen und vorgenommen, um auf die aktuelle Spielsituation einzugehen.

Anders als beim realen Fußball gehen die Teams nach dem Spiel miteinander um. Da holen sich dann die Unterlegenen Tipps von den Siegern, und es wird über einzelne Tricks und das Passspiel diskutiert. „Es ist für mich auch ein Zeichen von Charakterstärke, wenn ich trotz großer Überlegenheit ein offenes Ohr für meinen Gegner habe“, so Indrieri, „deshalb kann man mich auch immer fragen und bekommt dann auch eine Antwort.“

Die Zweiplatzierten David Queck und Manuel Sigel aus Asperg haben mit ihrer Finalteilnahme überrascht und die Favoriten mächtig gefordert. Die beiden 16-Jährigen haben zum ersten Mal gemeinsam gespielt und sich in der Vorbereitung lediglich zweimal getroffen. Sie konnten das Finale über die normale Laufzeit mit einem 1:1 offen gestalten. Nach einem 1:2-Rückstand in der Verlängerung gelang dann in der 118. Minute der Ausgleich. Im anschließenden Elfmeterschießen spielten ihnen unter anderem die Nerven einen Streich. Mit zwei verschossenen Strafstößen mussten sie sich am Ende geschlagen geben. „Wir haben das auch zu wenig trainiert“, begründet David Queck die vergebenen Elfmeter. Während die Sieger Indrieri und Acri ein Preisgeld von 200 Euro unter sich teilen durften, trösten sich die Zweitplatzierten Queck und Sigel mit 150 Euro.

Info
Elektronischer Sport

Der Begriff eSport (elektronischer Sport) bezeichnet den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mithilfe von Computerspielen. In der Regel wird der Wettkampf mithilfe des Mehrspielermodus eines Computerspieles ausgetragen. Die Regeln des Wettkampfes werden durch die Software des Computerspieles und externe Wettkampfbestimmungen, wie dem Reglement des Wettkampfveranstalters, vorgegeben.

eSport wird sowohl auf Personal Computern als auch auf Spielkonsolen betrieben. Die Wettkampfteilnehmer werden eSportler genannt. Es gibt einen deutschen eSport-Verband und man kann bereits den Studiengang eines eSport-Managers belegen.

Ergebnisse: www.app.esport-event.de