„Damals habe ich mir nichts dabei gedacht“

Das Interview: Dominik Kuhn alias Dodokay mit schwäbisch synchronisiertem Film zu Gast auf dem Hofgut Hagenbach

Im Radio ist er täglich als Superheld Schwäbman unterwegs, auf YouTube kennt man Dominik Kuhn alias Dodokay vor allem für die schwäbische Synchronisation diverser Clips. Mit „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ hat er sich nun eines Langfilms angenommen, der im Open-Air-Kino auf dem Hofgut Hagenbach als Vorpremiere lief.

„Damals habe ich mir nichts dabei gedacht“

An seiner Stimme werde er immer wieder erkannt, erzählt Comedian Dominik Kuhn alias Dodokay. Nun hat er einen ganzen Film auf Schwäbisch synchronisiert. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Für ihren Humor sind die Schwaben eigentlich nicht gerade berühmt. Sie nehmen die Schwaben und ihre Eigenarten aber auf Schwäbisch aufs Korn – und es funktioniert. Wie gelingt Ihnen das?

Das ist eine interessante Frage. Das kann ich gar nicht beurteilen. Mir hat vor vielen Jahren mal jemand gesagt, ich sei der Erste, der die schwäbische Sprache in einen globalen Zusammenhang bringt. Das kommt wohl durch die Filme. Wenn auf einmal der Darth Vader Schwäbisch redet, oder James Bond. Ich glaube, das finden die Leute gut. Aber das kommt wie gesagt von jemand anderem. Ich habe mir darüber nie so richtig Gedanken gemacht. Ich bin an die Sache ganz unanalytisch, aus Jux und Dollerei rangegangen.

Funktionieren Ihre Shows auch außerhalb des schwäbischen Sprachraums?

Ich habe mal im Saarland gespielt, mal im bayerischen Raum – das funktioniert sehr wohl, wenn auch nicht so wie bei uns. Es ist ein Experiment das eigentlich noch aussteht. Ich glaube, es wäre relativ sinnlos, so eine Soloshow in Frankfurt zu machen. Im Saarland etwa war das eine Mixedshow. Da waren neben mir noch fünf andere Kollegen dabei. Das war super. Da waren 600 Leute da, die auf Comedy gebürstet waren. Da bin ich überhaupt nicht abgefallen.

War es für Sie je eine Option, Comedy auf Hochdeutsch zu machen und damit ein größeres Publikum anzusprechen?

Das habe ich ganz am Anfang mal gemacht. Es gab da auf YouTube eine Star-Wars-Serie, die ich auf Hochdeutsch synchronisiert habe und die sehr erfolgreich war. Die wurde aber relativ schnell vom Copyright-Inhaber gelöscht. Das ist inzwischen elf Jahre her und ich habe es auch nie wieder verfolgt. Da ich im richtigen Leben auch noch einen anderen Beruf habe – ich bin immer noch Filmer – habe ich im Augenblick auch nicht den Plan, das zu tun. Aber man weiß ja nie.

Sie wurden für Ihre Verdienste um die schwäbische Mundart ausgezeichnet. Haben Sie sich bewusst dazu entschieden, den Dialekt zu fördern?

Überhaupt nicht. Ich habe das Ganze vor elf Jahren angefangen, als YouTube noch ganz neu war. Ich war zu der Zeit in erster Linie Werberegisseur, habe mein Leben lang viel mit Sprechern gearbeitet und Sounddesign gemacht. Ich hatte einfach mit der Branche zu tun. Und dann saß ich an einem Dienstagmittag im Studio und habe gedacht: Jetzt synchronisierst du mal einen Ausschnitt aus 24 – einer Anti-Terror-Serie – auf Schwäbisch und lädst es hoch. Heute glaubt mir das niemand, aber damals habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich hatte nicht den Plan, Comedian zu werden, und habe auch nicht geglaubt, dass das ein Erfolg wird. Das Video hatte aber nach zwei Wochen 25000 Klicks, was damals brutal viel war. Ein Jahr später habe ich den Todesstern-Film gemacht, der dann die Million überschritten hat. Aber auf der ganzen Strecke bis dahin habe ich nie darüber nachgedacht, was daraus mal wird.

Wie Sie selbst sagten, sind Sie vor allem durch kurze YouTube-Clips bekannt geworden. Nun haben Sie mit „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ einen Spielfilm auf Schwäbisch synchronisiert. Was ist dabei für Sie anders gewesen?

Zuerst einmal knallen die YouTube-Dinger mit zwei Minuten viel mehr. Da schnippel ich auch oft daran herum, sodass es dichter wird und noch mehr Gags kommen. Das geht in 90 Minuten nicht. Der Film hat sehr wohl eine Handlung, in die man auch eintaucht. Ich brauche auch viel Dialog, nur um die Handlung zu erzählen – Witze hin oder her. In den 90 Minuten muss man dann auch mit dem Kopf dabei bleiben. Zudem ist es ein Schwarz-Weiß-Film. Ich habe mir lange die Frage gestellt, was für einen Film ich synchronisieren will. Da spielen unheimlich viele Faktoren eine Rolle. Da hätte man auch sagen können, ein Farbfilm wäre besser gewesen. Aber der Film hat sich einfach insgesamt sehr gut geeignet. Aber aus heutiger Sicht wird ein Schwarz-Weiß-Film von vielen als schwierig wahrgenommen.

Warum haben Sie sich genau für diesen Film entschieden?

Ich habe die Tochter Artur Brauners, der den Film damals produziert hat, vor anderthalb Jahren kennengelernt. Alice Brauner ist inzwischen in die Firma eingestiegen und wir haben uns relativ schnell gut verstanden. Sie hat mir angeboten, aus deren Katalog etwas auszusuchen. Ich konnte also einen Film der Firma CCC-Film wählen. Es gab viele Möglichkeiten – unter anderem einen Winnetou-Film – aber das war einfach die beste. Man mag’s kaum glauben, aber Old Shatterhand und Winnetou reden im Film gar nicht so viel. Es gibt Szenen, da reiten die minutenlang nebeneinander her durch die Wüste, ohne etwas zu sagen. Da braucht man auch nichts synchronisieren. In diesem Film dagegen wird von 89 Minuten 80 geredet.

Wie oft müssen sie eine Szene – oder in diesem Fall den Film – schauen, um die passende Synchronisation zu finden?

Kann ich gar nicht sagen. Oft. Ich habe den Film in 48 Szenen zwischen zwei und vier Minuten zerlegt. Dann mache ich eine Rohversion der Synchro. Ich setze mich davor und rede einfach mal was drauf. Dann ergibt das irgendwann – die Arbeit am Film hat insgesamt drei Monate gedauert – ein Gesamtgemälde. Ich schreibe zum Beispiel aber kein Drehbuch, das geht bei so einem Film nicht. Es entsteht während der Synchronisation. Bis vor vier Wochen wusste ich noch nicht, wie der Film ausgeht. Das hat manche Leute nervös gemacht, aber mich nicht. Das ist bei mir immer so.

In Ihren verschiedenen Rollen kommen auch verschiedene Stimmen zum Einsatz. Fließen die auch mal in Ihren Alltag ein? Bestellt beim Bäcker auch mal der Schwäbman ein Laugaweckle?

Nein, das macht er nicht. Es ist eher andersherum. In dem Film gibt es eine Figur – die spielt Wolfgang Völz – bei der ich mit unverstellter Stimme spreche. Andersherum ist das aber nicht so.

Werden Sie denn im Alltag an Ihrer Stimme erkannt?

Ja, oft sogar. Es ist verrückt, aber ich scheine doch eine markante Stimme zu haben. Es sprechen mich immer mehr Leute darauf an. Vor allem in den letzten beiden Jahren ist es mehr geworden. Wenn ich beim Bäcker stehe, dreht sich plötzlich jemand um und sagt: Sie sind doch der Dodokay!

Neben der Synchronisation und der Comedy sind Sie noch in vielen anderen Bereichen tätig: als Produzent, Regisseur, Schauspieler, Musiker, Übersetzer, Hochschuldozent. Was steht denn als nächstes Projekt an? Hat es überhaupt mit Comedy zu tun?

Es gibt immer etwas. Ich schreibe gerade eine neue Liveshow, die dritte Bühnenshow. Sie heißt „Genau mein Ding“ und kommt ab Oktober. Dann habe ich noch eine Band, die im Herbst auch mal spielt. Und für das nächste Jahr steht unter anderem – so es mit der Finanzierung klappt – ein richtiger Spielfilm an. Das ist keine schwäbische Comedy, wie das wahrscheinlich alle von mir erwarten würden, aber das ist auch auf ganz anderen Wegen entstanden. Der Film heißt „Metal Train“ und ist eine romantische Komödie an Bord eines Heavy-Metal-Zugs, den es übrigens wirklich gibt. Irgendwann drehe ich bestimmt noch mal eine schwäbische Comedy, aber eins nach dem anderen.

Der Film „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ kommt am 30. August in die deutschen Kinos. Am Tag davor, also am Mittwoch, 29. August, kommt Dominik „Dodokay“ Kuhn erneut nach Backnang ins Universum-Kino.