Daniel Bogner sieht sein gutes Wahlergebnis als Verpflichtung

Bürgermeisterwahl Weissach im Tal Mit satten 54,34 Prozent der Stimmen hat Daniel Bogner schon den ersten Wahlgang um das Rathaus der Tälesgemeinde für sich entschieden. Der 28-jährige Kämmerer der Stadt Lorch war „überwältigt“ von seinem Wahlerfolg. Der Gemeinderat war von einem zweiten Wahlgang ausgegangen.

Daniel Bogner sieht sein gutes Wahlergebnis als Verpflichtung

Von dem deutlichen Wahlergebnis sei er „überwältigt“, so der frisch gewählte Daniel Bogner nach der offiziellen Bekanntgabe. Seine zwei Konkurrenten Daniel Gutmann (am Fenster) und Lena Weller (rechts) gingen enttäuscht aus dem Abend. Foto: J. Fiedler

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Schon um kurz nach 19Uhr zeichnete es sich gestern Abend deutlich ab: Daniel Bogner wird der neue Bürgermeister von Weissach im Tal. Obwohl das Ergebnis erst eine knappe Stunde später offiziell verkündet werden sollte, gratulierten dem 28-jährigen Leiter der Stadtkämmerei Lorch im Sitzungssaal des Unterweissacher Rathauses bereits offen die ersten Umstehenden. Von seiner Partnerin Larissa Schacherl, Hauptamtsleiterin von Benningen am Neckar, gab’s ein Glückwunsch-Küsschen, Weissachs stellvertretender Bürgermeister Jörg Schaal wies an, schon einmal den Sekt bereitzustellen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit genau 54,34 Prozent der Stimmen konnte sich Daniel Bogner bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit sichern. 1698 Wählerinnen und Wählern wollten ihn als neuen Schultes sehen. Auf seine Konkurrenten Daniel Gutmann und Lena Weller entfielen 8,9 Prozent beziehungsweise 36,48 Prozent der Stimmen – 278 Personen wählten also Gutmann, 1140 votierten für Weller. Die Wahlbeteiligung lag bei 53Prozent: Von den insgesamt 5913 Wahlberechtigten hatten 3134 Wählerinnen und Wähler per Briefwahl oder vor Ort, in einem der drei Wahlbüros, abgestimmt.

Dass das Rennen um den Chefsessel im Rathaus der Tälesgemeinde schon im ersten Wahlgang entschieden werden würde, damit hatten nicht einmal die Gemeinderäte gerechnet. „Ich habe den Ältestenrat gefragt, ob wir eine zweite Wahl brauchen, da wurde mehrheitlich gesagt: wahrscheinlich schon“, sagte Jörg Schaal bei der offiziellen Ergebnisverkündigung. „Deswegen haben wir jetzt keine musikalische Umrahmung.“ Ein Glas Sekt gab es aber schon, mit dem der Wahlgewinner und alle Anwesenden anstoßen konnten.

Das Interesse am Wahlausgang war groß. Vor Ort waren neben den drei Kandidaten unter anderem der ehemalige Weissacher Bürgermeister Ian Schölzel, Landrat Richard Sigel, Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, Patrizia Rall (Bürgermeisterin von Allmersbach im Tal), Kai-Uwe Ernst (Bürgermeister von Auenwald), Bernhard Bühler (Bürgermeister von Oppenweiler) und Jochen Haußmann (FDP-Landtagsabgeordneter). Auch die ehemalige Hauptamtsleiterin Madelaine Fischer ließ es sich nicht nehmen, aus erster Hand zu erfahren, für wen die Weissacherinnen und Weissacher sich entschieden haben.

Um 19.50 Uhr konnte sie mitanhören, wie Wahlleiterin Anne Karpf das Ergebnis verkündete, was auch per Livestream auf Youtube übertragen wurde. Er sei von dem Wahlergebnis „überwältigt“, sagte Daniel Bogner, nachdem er die Wahl angenommen und einen Blumenstrauß in den Gemeindefarben Blau und Weiß von Jörg Schaal überreicht bekommen hatte. Bei seiner anschließenden Rede bedankte sich Bogner bei allen Wählerinnen und Wählern und sagte, er sehe sein gutes Ergebnis als eine „unglaubliche Verpflichtung und unglaubliche Motivation für die nächsten acht Jahre gemeinsam mit Ihnen die kommenden Herausforderungen anzugehen.“

Ganz insgeheim habe er schon mit einem Erfolg im ersten Wahlgang gehofft, gab Bogner bei einem späteren kurzen Gespräch zu. „Ich habe mir vorab mal ausgerechnet: Das Maximum, das ich erreichen kann, sind 55 Prozent“, erklärte der Stadtkämmerer. „Seelisch und moralisch“ habe er sich aber bereits auf einen zweiten Wahlgang eingestellt. „Es war ein super fairer Wahlkampf“, fügte Bogner hinzu. Sein Dank gelte seiner Partnerin Larissa Schacherl, seiner Familie, seinen Freunden und Bekannten und allen, die ihn im Wahlkampf unterstützt haben.

Daniel Gutmann, der sich als Erster für den vakanten Chefsessel im Weissacher Rathaus beworben hatte, war von seinem vergleichsweise niedrigen Wahlergebnis bedrückt. „Bescheiden“, antwortete er auf die Frage, wie es ihm gehe. „Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Einstellig – damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Die Rückmeldungen bei meinen Infoständen waren immer sehr gut.“ Für Gutmann geht es nun wie gewohnt mit der Arbeit weiter. Der 31-Jährige ist Filialleiter einer Elektrogerätehandlung in Weinstadt-Endersbach.

Lena Weller sagte nach der Wahl, sie sei „wahnsinnig dankbar für alle, die mir heute ihr Vertrauen geschenkt haben.“ Ihren Dank richtete sie auch an all diejenigen, die sie in ihrem Wahlkampf unterstützt haben „Natürlich hätte ich die Dinge, über die ich in den letzten Wochen gesprochen und von denen ich erfahren habe, gerne umgesetzt“, sagte sie. „Aber das ist Demokratie.“ Daniel Bogner wünschte Weller für sein neues Amt „alles, alles Gute“. Die 26-jährige Leiterin eines staatlichen Schulamts in Sachsen möchte nach wie vor mit ihrem Partner nach Weissach im Tal oder in die Umgebung ziehen. Sie wird sich nun nach einer passenden Arbeitsstelle umsehen.

Der ehemalige Bürgermeister der Tälesgemeinde, Ian Schölzel, erklärte, er habe „tatsächlich mit knapp über 50 Prozent für Daniel Bogner gerechnet.“ Die Weissacher, meinte er, hätten eine gute Wahl gehabt und dem Fachmann den Vorzug gegeben. „Ich bin guter Dinge, dass es gut weitergehen wird hier in Weissach“, sagte er. Für Landrat Richard Sigel war der deutliche Wahlausgang eine Überraschung. „Ich bin davon ausgegangen, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird“, sagte er. „Es ist schön, dass es jetzt gleich weitergehen kann.“ Bei der Wahl habe er sich über das gute Bewerberfeld am meisten gefreut: „Das zeigt, dass Weissach eine attraktive Gemeinde ist.“

Das sieht sicherlich auch Daniel Bogner so, der sich schon auf seine neue Tätigkeit freut. In den kommenden Wochen wird er bereits erste Gespräche in der Tälesgemeinde führen, kündigte er an, daneben gelte es aber auch Einiges in der Kämmerei in Lorch aufzuarbeiten. Heute darf Bogner sich aber über einen freien Tag freuen. „Meine Partnerin und ich werden uns einen ruhigen Tag in der Therme gönnen“, erzählte er.

Kommentar
Auf Nummer sicher

Von Kornelius Fritz

Viele hatten mit einem zweiten Wahlgang gerechnet, doch die Weissacherinnen und Weissacher haben schon im ersten Durchgang für klare Verhältnisse gesorgt: Daniel Bogner ließ seine beiden Mitbewerber gestern deutlich hinter sich. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, denn alle drei Kandidaten hatten einen engagierten Wahlkampf geführt und bis zuletzt um jede Stimme gekämpft. Dass der 28-jährige Bogner am Ende eine deutliche Mehrheit hinter sich versammeln konnte, hat er wohl in erster Linie seiner Rathauserfahrung zu verdanken. Trotz seines jungen Alters kann er immerhin schon sechs Berufsjahre als Kämmerer in Simmersfeld und Lorch vorweisen. Damit war er für viele im Ort die sicherste Wahl. Ihm trauen sie zu, dass er das Rathaus und die Gemeinde führen kann.

Lena Weller hatte sich sicherlich mehr erhofft: Im Wahlkampf trat sie eloquent auf und präsentierte einige interessante Ideen. In einer Gemeindeverwaltung hat sie allerdings noch nie gearbeitet, und auch ihr parteipolitisches Engagement für die SPD hat ihr wohl mehr geschadet als genutzt. Daniel Gutmann konnte mit seiner offenen und bodenständigen Art in Weissach zwar Sympathiepunkte sammeln. Um Bürgermeister zu werden, reicht es aber nicht, ein netter Kerl zu sein. Es gehört auch Fachkenntnis dazu, die der Filialleiter eines Elektromarkts kaum haben kann.

Daniel Bogner tritt in große Fußstapfen: Vorgänger Ian Schölzel war und ist in Weissach äußerst beliebt und hat in der Gemeinde viel bewegt. Das macht es für den neuen Bürgermeister nicht leicht, zumal Bogner im Wahlkampf manchmal den Eindruck machte, dass er lieber selbst redet, als anderen zuzuhören. Aber mit 28 Jahren kann er sich noch weiterentwickeln. So wie es auch Ian Schölzel in den vergangenen 15 Jahren getan hat.

k.fritz@bkz.de