Das Geschäft summt und brummt

Die „Imkerei am Turm“ in Allmersbach im Tal ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Nun bezieht Meike Höfliger mit ihrem Unternehmen einen Neubau, zu dem auch ein großer Hofladen gehört.

Das Geschäft summt und brummt

Ihren Honig verkauft Imkerin Meike Höfliger jetzt im eigenen Hofladen. Auch eine Ecke mit unverpackten Produkten gehört zum Sortiment. Fotos: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Allmersbach im Tal. Als Meike Höfliger vor zwölf Jahren die Imkerei als Hobby für sich entdeckte und mit vier Bienenvölkern im heimischen Garten startete, da ahnte ihr Sohn schon, worauf das hinauslaufen würde. „Die Mama kann nicht klein. Da wird bestimmt mal eine große Imkerei draus“, prophezeite der damals Zehnjährige. Er sollte recht behalten: Wenn die studierte Wirtschaftspsychologin und ehemalige Unternehmensberaterin etwas anpackt, dann macht sie es richtig.

Bereits vor sechs Jahren wurde aus dem Hobby eine eigene Firma, die seitdem stetig gewachsen ist. Dass sie als Ehefrau von Markus Höfliger, dem Hauptgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzenden der Maschinenbaufirma Harro Höfliger, in einer privilegierten Situation ist, ist der Unternehmerin bewusst. So hat sie das nötige Kapital für Investitionen und keinen großen wirtschaftlichen Druck. Trotzdem ist die Firma keineswegs ein Beschäftigungsprojekt für eine gelangweilte Unternehmergattin. Mit drei angestellten Mitarbeitern, 130 Bienenvölkern und bis zu zehn Tonnen Honig pro Jahr ist die „Imkerei am Turm“ inzwischen eine der größten im Land. Mit der Eröffnung ihres eigenen Hofladens geht Meike Höfliger nun den nächsten Schritt.

Im alten Richtfunkturmwurde es bald zu eng

Ihren Namen hat die „Imkerei am Turm“ von dem Richtfunkturm am Allmersbacher Ortseingang. Früher testeten die Firmen ANT, Bosch Telecom und Marconi dort ihre Antennen. Nachdem die Anlage 2008 stillgelegt worden war, kaufte Markus Höfliger das auffällige Betongebäude zum Schnäppchenpreis. Auch eine zwei Hektar große Ackerfläche gehörte mit dazu, die damals brach lag. „Das war ein totes Gelände voller Müll“, erinnert sich Markus Höfliger. Seine Frau verwandelte dieses Grundstück in ein blühendes Biotop, wo es im Sommer summt und brummt. Auch Wachteln und Hühner hält sie auf dem Gelände.

Im Erdgeschoss des Turms fing Meike Höfliger an, ihren Honig zu schleudern und abzufüllen, immer am Samstagvormittag empfing sie dort auch ihre Kunden. Die Nachfrage sei von Anfang an größer gewesen als erwartet, erinnert sich die 53-Jährige. Und so zeigte sich bald, dass die Räume für eine Imkerei nicht ideal sind. Es fehlte zum Beispiel an Lagerfläche, um die Bienenkästen über den Winter einzulagern. Und es gab auch keinen richtigen Verkaufsraum. Meike Höfliger musste ihren Honig deshalb auf Tischen im Flur präsentieren.

Neues Betriebsgelände mit eigenem Hofladen

Vor zwei Jahren beschlossen sie und ihr Mann deshalb, ein Grundstück direkt nebenan im Gewerbegebiet Wasenfeld zu kaufen und dort ein neues Betriebsgebäude mit einem eigenen Hofladen zu bauen. Morgen wird der Neubau offiziell eingeweiht. Meike Höfliger hat in den vergangenen zwei Jahren viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt gesteckt. In dem neuen Laden mit dem Namen „Naturreich“ wird sie neben dem eigenen Honig künftig auch andere Lebensmittel anbieten. Zum Sortiment gehören zum Beispiel Eier von den eigenen Hühnern und Wachteln, hochwertiges Olivenöl und Wein. Zu allen Produkten habe sie einen persönlichen Bezug, erklärt die Inhaberin. So verkauft sie zum Beispiel einen Balsamico-Essig aus Italien, den sie privat seit vielen Jahren verwendet, und der Wein stammt von einer Winzerfamilie, mit der die Höfligers befreundet sind.

Auch eine kleine Ecke mit Unverpacktprodukten gibt es in dem neuen Laden. Die Regale und Gefäße hat die Inhaberin Stefan Krämer abgekauft, der seinen Unverpacktladen in der Backnanger Innenstadt im Juli schließen musste (wir berichteten). Wer möchte, kann an einer kleinen Bar auch einen Cappuccino oder ein Glas Sekt trinken. Auch für Veranstaltungen will Meike Höfliger ihre Räume künftig vermieten.

Naturpädagogische Angebote für Kindergärten und Schulen

Neben der Verkaufsfläche und einer Lagerhalle gehört zu dem Neubau auch ein großer Schulungsraum, in dem Meike Höfliger ihr Wissen über Bienen und die Natur an Kinder weitergeben möchte. „Das ist mein Herzensprojekt“, sagt die Unternehmerin und zeigt auf eine Pinnwand mit Kinderzeichnungen von Bienen. Schon in der Vergangenheit waren regelmäßig Kindergärten und Grundschulklassen in ihrer Imkerei zu Gast, künftig will sie dieses Angebot noch ausbauen. Denn als Mutter einer elfjährigen Tochter weiß sie, dass viele Kinder die Bedeutung der Insekten gar nicht kennen und oft sogar Angst vor den nützlichen Tierchen haben. In der Imkerei können sie die Bienen ganz aus der Nähe beobachten, malen, basteln und zum Abschluss ein Stück Hefezopf mit Honig genießen.

Finanziert wird das Angebot von Firmen, die die Imkerei als „Bienenpaten“ unterstützen. Die Unternehmen erhalten dafür Honig – auf Wunsch sogar mit einem eigenen Etikett –, den sie an Kunden oder Mitarbeiter verschenken können.

Gewinnmaximierung steht für Meike Höfliger allerdings nicht an erster Stelle. Sie wolle mit ihrem Betrieb „mit einer Null rauskommen“, sagt die Unternehmerin, in erster Linie gehe es ihr aber um Nachhaltigkeit und die Liebe zur Natur.