Das Thema Klimaneutralität bewegt die Backnanger sehr

Gemeinderatsfraktionen stehen Bürgerinnen und Bürgern bei Podiumsdiskussion zu den Themen Umwelt und Verkehr Rede und Antwort. Eingeladen hat das Demokratienetzwerk „Backnang verbindet“ dazu in das Technikforum. Es gibt Lob und Tadel für das bereits Erreichte. Zahlreiche neue Ideen kommen aus den Reihen der Zuhörerinnen und Zuhörer.

Das Thema Klimaneutralität bewegt die Backnanger  sehr

Wie sieht’s mit dem Radwegenetz in Backnang aus? Eines von zahlreichen Themen bei der Podiumsdiskussion. Foto: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Backnang. Was bewegt Backnanger Bürger zu den Themen Umwelt und Verkehr? Vor allem ist es wohl die Klimaneutralität. Diese hatten zumindest die Teilnehmer einer Podiumsveranstaltung am Mittwochabend im Technikforum gewählt. Im Jahr 2019 hatte „Backnang verbindet“ kurz vor der letzten Gemeinderatswahl schon einmal zu einer thematisch entsprechenden Veranstaltung eingeladen. Nun sollte der Zwischenstand geprüft werden. Wieder standen die Gemeinderatsfraktionen Rede und Antwort.

Sechs Gemeinderatsmitglieder nahmen am Podium teil. Armin Holp erklärte die Spielregeln. In den Fragerunden hatte jedes Podiumsmitglied die Möglichkeit, zu antworten. Zuerst einmal wurde die Veranstaltung des Jahres 2019 in Erinnerung gerufen. Jürgen Ehrmann vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Backnang) erinnerte daran, dass damals versprochen wurde, den ADFC in die Planungen einzubeziehen. Das sei auch geschehen. Ehrmann vertrat auch den Nabu (Naturschutzbund Backnang) für die erkrankte Anja McGrath. Andreas Brunold vom BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) in Backnang sah allerdings die Bürgerpartizipationen weniger erfüllt.

Rückblick auf angestoßene Projekte

Dann durften die Podiumsteilnehmer verkünden, was sie seit der letzten Gemeinderatswahl angestoßen oder umgesetzt haben. Willy Härtner (Bündnis 90/Die Grünen) sah die Planung im Bereich Obere Walke positiv im Sinne der Klimaneutralität. „Die Zwei-Euro-Fahrkarte haben wir nicht geschafft, aber immerhin eine Drei-Euro-Fahrkarte in der Stadt“, berichtete Armin Dobler (SPD). Er habe sich sogar für eine Ein-Euro-Fahrkarte ausgesprochen, ergänzte Volker Dyken (Backnanger Demokraten).

Steffen Degler (AfD) verwies auf zusätzlich aufgestellte Mülleimer in den Randbezirken. Wie möchte man zur Klimaneutralität beitragen. Die SPD will in der Grabenstraße den Verkehr stark reduzieren (Dobler) und ist neugierig auf die Vorschläge der neuen Klimamanagerin Simone Lebherz, die die Diskussion übrigens im Publikum interessiert verfolgte. „Je weniger Ressourcen verbraucht werden, desto besser“, fasste Steffen Degler zusammen. Vielen Bürgern sei es wohl gar nicht bewusst, dass man mit jeder Autofahrt der Umwelt schadet (Meike Ribbeck). Die Bürger müssen aber mitgenommen werden (Sabine Kutteroff). Willy Härtner regte an, im Abwassersammelkanal eine Wärmepumpe einzusetzen.

Wieder kamen Vertreter besonderer Gruppen zu Wort. Jugendvertreter Paul Harm bewegte die Frage: „Was tut man, damit unser Planet lebenswert bleibt?“ Jutta Rieger-Ehrmann vom Frauenforum stellte in den Raum, dass man an verschiedene Gruppen denken müsse: „Frauen fühlen sich nachts im Auto sicherer als auf der Straße.“ Muhammet Türk wollte als Migrantenvertreter erfahren, wie man denn Menschen mit anderer Muttersprache und Migranten für die Themen erreichen will.

Diskussion über Artenschutz kommt in Gang

Andreas Brunold erinnerte an die Problembereiche Frischluftschneisen, Flächenverbrauch und Lärmschutz und bot an: „BUND ist Vermittler in Umweltfragen.“ Meike Ribbeck gab zu bedenken, dass der Flächenverbrauch kaum zu stoppen sei. Sabine Kutteroff erinnerte daran, dass mit Konversionsmaßnahmen bereits versiegelte Flächen umgenutzt werden können. Armin Dobler sprach sich für eine Nachverdichtung statt Neubaugebiete aus und stellte die Frage in den Raum: „Wie weit soll die Stadt wachsen?“

Durch die Mahnung von Jürgen Ehrmann, dass bei geschützten Arten noch ein Manko besteht, kam eine Diskussion in Gang: „Ausgleichsflächen müssen sinnvoll sein“, betonte Sabine Kutteroff. Willy Härtner führte gleich das Beispiel eines nicht geglückten Biotops für Amphibien an. Zum Thema Radwege entspann sich die nächste Diskussion. Jürgen Ehrmann, der nun für den ADFC sprach, gab zu bedenken: „Während der neue Wärmeplan der Stadt eine lange Zeitschiene hat und viel Geld kostet, kann nachhaltige Mobilität mit kurzfristigen Lösungen schnell erreicht werden.“ Wichtig sei, dass man ein durchgängiges Radwegenetz schaffe.

Sabine Kutteroff erinnerte daran, dass jedes Jahr 125000 Euro für Radwege im städtischen Haushalt vorhanden seien. 250000 Euro seien besser (Härtner). Außerdem müsse man endlich an eine Schnellradwegverbindung nach Waiblingen und nach Kirchberg denken. Armin Dobler meinte zerknirscht: „Ich versuche seit Jahren, den Radweg in die südlichen Stadtteile zu verbessern.“ Steffen Degler erntete für seine Idee einer Fahrradsteuer zur Mitfinanzierung der Radwege Kopfschütteln bei den Podiumskollegen. Besser kam seine Forderung sicherer Radwege an.

Viele Ideen und Wünsche der Bürger

Und was erhoffte sich das Publikum für die Zukunft? Da kamen zahlreiche Wünsche auf. So wurde eine Stadt der kurzen Wege angeregt. Bei Großveranstaltungen könnte der Linienbusverkehr kostenlos sein. Es gab die Idee einer Parkraumverknappung. Ein Teilnehmer wünschte sich Barrierefreiheit am Bahnhof. Ein anderer Teilnehmer regte Stellplätze für Elterntaxis an, ergänzte aber sofort: „Noch besser wäre es, die Kinder würden zu Fuß gehen.“

Sichere Schulwege waren denn ein weiteres Thema. Einige der Wünsche griffen die Gemeinderäte in der letzten Runde sogar auf, wie den Radweg zwischen Bürgerhaus und Bahnhof (Kutteroff), Pfandflaschenringe an Mülleimern (Dobler) und Abstellmöglichkeiten für Lastenfahrräder. Eher als dauerhafte Aufgabe sieht Armin Dobler, auf seine Schüler einzuwirken, dass man eventuell auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Schule erreichen könnte.