„Das vergnüglichste Gehirnjogging“

Linientanz-Event der Landfrauen in der Auenwaldhalle findet regen Zuspruch

Man braucht keinen Tanzpartner, allein ist man trotzdem nicht: Beim Linientanz geht’s weniger darum, den Körper zu fordern, sondern mehr darum, sein Gehirn zu trainieren. Die Landfrauen im Rems-Murr-Kreis treffen sich jährlich, um das zu feiern. Nun fand das gemeinsame Tanzen in der Auenwaldhalle statt.

„Das vergnüglichste Gehirnjogging“

Spaß und Sport: Das 5. Linientanz-Event der Landfrauen Rems-Murr-Kreis geht in diesem Jahr in Auenwald über die Bühne. Foto: J. Fiedler

Von Carmen Warstat

AUENWALD. Jochen Basmann bezeichnet sich als Tanzlehrer on Tour und hat sich dem Linientanz verschrieben. Er absolvierte – den damals skeptischen Eltern zum Trotz – eine vierjährige Tanzlehrer-Ausbildung in Stuttgart und unterrichtet in Waiblingen auch nach wie vor einige Stunden Standard und Latein. Sein Hauptgeschäft aber ist der Linientanz. Seit zehn Jahren tourt er durch die Ortschaften des Rems-Murr-Kreises und darüber hinaus, um den Landfrauen diesen populären Sport zu vermitteln und mit ihnen gemeinsam Spaß zu haben. Irgendwann entwickelte er den Traum, alle seine Tänzerinnen in einem Saal zu versammeln und gemeinsam zu feiern, und so wurde vor fünf Jahren in Korb die Tradition der Linientanz-Events der Landfrauen des Rems-Murr-Kreises geboren. Seither wechseln sich die Ortsvereine als Gastgeber ab. Jetzt also war man in Auenwald. Der dortige Verein zählt aktuell 265 Landfrauen, von denen einige unter der Anleitung der Basmann-Schülerin Nicola Richter trainieren. Treffpunkt ist immer dienstags um 17 Uhr im Foyer der Auenwaldhalle.

Die Tradition will es, dass der gastgebende Ortsverein einen Eröffnungstanz vorbereitet. Nicola Richter hatte da eine ganz besondere Idee: Gemeinsam mit acht Schülerinnen der Backnanger Tanzschule Christian Seidel und der dortigen Tanzlehrerin Christiane Spannbauer (Choreografie und Musikschnitt) wurde ein Flashmob zu Melodien aus dem Musicalfilm „Grease“ einstudiert und fand besten Anklang. In familiärer Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen verfolgten die Gäste den außergewöhnlichen Begrüßungstanz, bevor auch sie das Tanzbein schwangen. Fast 200 Damen und auch einige wenige Herren setzten sich in Bewegung, als ihr Tanzlehrer die Bühne betrat, um die Musik zu starten und die Menge zu instruieren.

Man begann „ganz einfach und gemütlich“. Es folgten ein Charleston-Schritt und „etwas Karibisches“. Der 45-jährige Jochen Basmann konnte nur schwärmen: Jedes Mal wieder sei er begeistert davon, „wie toll das von der Bühne aus aussieht“. Und in der Tat schaut man in ganz viele lächelnde Gesichter.

Der Reiz des Linientanzes liegt unter anderem in seiner Schlichtheit. Er ist körperlich nicht so anstrengend, aber geistig anspruchsvoll, fördert er doch die Gedächtnisleistung. „Es ist das vergnüglichste Gehirnjogging, das ich kenne“, bemerkt Argula Bollinger, die Kreisvorsitzende der Landfrauen Rems-Murr, die selbst in der Ortsgruppe Burgstetten tanzt. Ein Vorteil auch: Man benötigt keinen Tanzpartner und ist trotzdem nicht allein. Viele Single-Frauen und Witwen wissen das zu schätzen und genießen die Gesellschaft Gleichgesinnter. Folgerichtig sind die meisten Tänzerinnen nicht mehr ganz jung. Und natürlich, bei den Landfrauen ist Nachwuchs immer gern gesehen. Sybille Hönnige vom Vorstandsteam des Auenwalder Vereins weiß, dass viele (und besonders die jungen) vom Klischee der jede Dorfveranstaltung versorgenden und ewig Kuchen backenden Frauen abgeschreckt werden. Dabei sei das nur eine Randerscheinung zur Finanzierung von Bildungsangeboten. „Wir haben einen klaren Bildungsauftrag.“

Nichtsdestotrotz kommt natürlich der Spaß keineswegs zu kurz. Das gilt nicht nur, aber natürlich auch für die Linientanz-Events. Übrigens: Vom amerikanischen Begriff Linedance distanziert man sich bewusst, ohne die Wurzeln dieses Gesellschaftstanzes verleugnen zu wollen. Zum einen „tät’s nicht passen zu uns Landfrauen“ (Sybille Hönnige), zum anderen möchte man sich musikalisch nicht auf Country und Western beschränken, sondern auch zu Schlager und Pop oder karibischen und Latino-Rhythmen tanzen. Der Ausdruck „Linientanz ist einfach von der Kommunikation her geschickter“, so Jochen Basmann.