Das Weissacher Verbundprojekt Prima Klima endet

Nach vier Jahren geht am 30. September der Förderzeitraum des Verbundprojekts Prima Klima zu Ende. Daran beteiligt waren die Gemeinde Weissach im Tal, der Verein Weissach Klimaschutz konkret und der Verein Kubus. Die Akteurinnen und Akteure ziehen ein gemischtes Fazit.

Das Weissacher Verbundprojekt Prima Klima endet

Bürgermeister Daniel Bogner, Claudia Fischer (im Fahrradanhänger), Michaela Loth (Zweite von rechts) und Silke Müller-Zimmermann posieren vor dem Teekesselchen in Unterweissach. Der Laden ist die neue Weissacher Anlaufstelle für Klima- und Umweltfragen. Foto: Jörg Fiedler

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Ohne Corona, sagt Silke Müller-Zimmermann, wäre vieles einfacher gewesen beim Verbundprojekt Prima Klima. Zum Startschuss am 1. Oktober 2018 sei ein Großteil der Maßnahmen auf Beteiligung ausgelegt gewesen. Die Pandemie allerdings wirbelte die Pläne kräftig durcheinander. Nichtsdestotrotz konnten die Akteurinnen und Akteure einiges erreichen: Sie haben zum Beispiel einen Brötchenlieferservice eingerichtet, um individuelle Fahrten zur Bäckerei zu vermeiden, E-Bikes und ein Lastenrad zum Entleihen angeschafft und ein Kochbuch mit Rezepten aus regionalen und saisonalen Zutaten erarbeitet.

Doch von vorne. Angefangen hat die Geschichte von Prima Klima – dem Verbundprojekt der Gemeinde Weissach im Tal, des Vereins Weissach Klimaschutz konkret und des Vereins Kubus, das mit vollem Namen „Klima Wandeln – Prima Handeln“ heißt – mit einem Vorschlag von Jochen Schneider und Jan Hutzenlaub. Die beiden regten an, sich bei der Initiative „Klimaschutz im Ländlichen Raum“ zu bewerben.

Die Gesamtfördersumme für das Projekt beträgt rund 500.000 Euro

„Klimaschutz im ländlichen Raum – das klang gut“, sagt Silke Müller-Zimmermann, die für den Verein Weissach Klimaschutz konkret bei Prima Klima war. Weniger gut klang für sie, dass ein völlig neues Projekt entstehen musste, um die Förderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zu erhalten. Doch gemeinsam zogen die Gemeinde Weissach im Tal, der Verein Weissach Klimaschutz konkret und der Kreisjugendring, der damals noch mit Projektleiter Roland Rauleder dabei war, die insgesamt rund 500.000 Euro schwere Förderung an Land.

Um diese zu bekommen, musste allerdings ein Antrag gestellt werden, in dem konkrete Vorhaben bereits benannt wurden. „Das war der Knackpunkt der Geschichte“, sagt Müller-Zimmermann, „dass man daran so gefesselt war.“ Etwa 15 Monate habe es gedauert, bis der Antrag ausgearbeitet war.

Die Bürger der Gemeinde haben ihre eigenen Ideen eingebracht

Im Dezember 2018 wurden auch die Weissacherinnen und Weissacher bei einer Bürgerbeteiligung nach ihren Ideen gefragt. „Aus ungefähr 250 Vorschlägen haben wir einen Aktionsplan mit 48 Maßnahmen generiert“, berichtet Michaela Loth, die sich vonseiten der Gemeinde bei Prima Klima engagierte. Dazu gehören zum Beispiel die Teilnahme am Projekt Stadtradeln oder ein Angebot für Urlaub in der eigenen Gemeinde.

Die Maßnahmen sollten vielfältig sein, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Das Ziel lautete, den CO2-Verbrauch der Bürgerinnen und Bürger, der vor der Aktion bei je zehn bis elf Tonnen pro Jahr lag, um zwei Tonnen zu senken. Ob das geschafft wurde, können Müller-Zimmermann, Loth und Claudia Fischer vom Verein Kubus aber nicht sagen. Dazu fehlen die Angaben der Bürgerinnen und Bürger. „Auf die Waage stellt sich halt auch niemand gerne“, vergleicht Müller-Zimmermann. Manches habe sie sich im Vorfeld einfacher vorgestellt.

„Jedes Puzzleteil bringt etwas“

Trotzdem findet sie, dass Prima Klima mit seinem Angebot etwas erreicht hat, „auch wenn nicht der große Wurf dabei war, weil PV-Anlagen oder Freifahrten im öffentlichen Nahverkehr nicht gefördert wurden“. Und auch wenn sich meist diejenigen aus der Gemeinde beteiligten, die sich ohnehin schon für Klima- und Umweltschutz interessieren. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass jedes Puzzleteil etwas bringt“, betont Müller-Zimmermann. Das Projekt habe dazu beigetragen zu zeigen, dass Klimaschutz nicht immer nur Verzicht bedeutet, sondern auch Spaß machen kann.

2019 kam über einen Antrag der Gemeinde Weissach im Tal noch das Invest-Förderprogramm „Klima Sport für alle!“ hinzu, das auf dem Aktionsplan mit 48 Maßnahmen von Prima Klima beruht, aber eine separate Projektförderung darstellt und nur von der Kommune gestemmt wird.

Ein sogenannter „Klimatisch“ soll weiter fortbestehen

Auch die Nachbarkommunen Auenwald und Allmersbach im Tal wurden bei Prima Klima mit ins Boot geholt. Sie wurden etwa bei Klimagesprächen hinzugezogen. Ein sogenannter „Klimatisch“ zum regelmäßigen Austausch, Vernetzen und Handeln im Täle soll über das Projektende hinaus bestehen bleiben. Außerdem ist eine Website eingerichtet worden, auf der Informationen, Videos und Veranstaltungen eingetragen sind und auf der man sich vernetzen kann (www.primaklimaimtaele.de).

„Die Seite soll lebendig sein und weiter wachsen“, sagt Müller-Zimmermann. Darüber hinaus soll ihr Laden, das Weissacher Teekesselchen, zur Anlaufstelle für Klimafragen werden. Zu einem Ort, um eigene Ideen einzubringen und um sich inspirieren zu lassen. Zwei Schulklassen seien schon da gewesen, so Müller-Zimmermann. Sie hofft, dass viele weitere Besucherinnen und Besucher folgen.