Das Zelten ist gemeinsame Papa-Kind-Zeit

Weil der Alltag Vätern und ihren Kindern oft wenig Raum für gemeinsame Aktionen lässt, bietet ihnen das evangelische Jugendwerk jedes Jahr ein Freizeitwochenende an. Der Starenkastenbau ist Vater-Kind-Beziehungspflege, aber es gibt auch Gespräche darüber, was die Väter bewegt.

Das Zelten ist gemeinsame Papa-Kind-Zeit

Zelten, Starenkästen bauen und andere Aktivitäten: Väter und Kinder haben es genossen, auf dem Waldzeltplatz Baierbacher Hof ein schönes Wochenende gemeinsam zu verbringen. Foto: Norbert Barthold

Von Nina Willführ

Spiegelberg/Michelfeld. „Wenn ich Kindern etwas Gutes tun kann, tut mir das auch gut“, sagt Norbert Barthold, der die Grundschule in Spiegelberg leitet und sich seit vielen Jahren als ehrenamtlicher Freizeitleiter engagiert. Dies sei ein Grund, weshalb er auch in diesem Jahr wieder das Vater-Kind-Zeltlager geleitet hat, das das evangelische Jugendwerk Backnang für Väter und ihre Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren organisiert und angeboten hat. Das Lager hat am vergangenen Wochenende unter dem Motto „Heimat“ auf dem Waldjugendzeltplatz Baierbacher Hof in Michelfeld stattgefunden. Die Planungen seien aufgrund von Corona erst sehr kurzfristig abgeschlossen gewesen, weshalb Norbert Barthold nur 20 Teilnehmer statt die üblichen 40 empfangen konnte. Allerdings sei es eine schöne Abwechslung gewesen, in einem kleineren Kreis zu sein, berichtet er. „Es war alles sehr gemütlich und am Ende kannte jeder jeden. Das gab es vorher auch noch nicht.“

Ins Leben gerufen wurde das Vater-Kind-Zeltlager vor vielen Jahren mit der Idee, junge Familien wieder stärker einzubinden. „Vom evangelischen Jugendwerk aus gab es schon immer Jungscharprogramme oder auch Freizeitprogramme für Teenager. Aber junge Familien mit schreienden Kindern waren früher in Kirchen nicht immer beliebt, weshalb sie dann oftmals wegblieben. Daher kam die Idee, diese Familien, insbesondere die Papas, für welche es kaum bis gar keine Angebote gab, wieder besser zu integrieren“, sagt Norbert Barthold rückblickend. „Schon von Anfang an bestand sehr großes Interesse.“

Er selbst, Vater von drei Kindern, habe die Leitung des Zeltlagers damals übernommen, da er den Papas die Möglichkeit bieten wollte, auf diese Weise mit ihren Kindern etwas Besonderes zu erleben. „Als Papa möchte man seinen Kindern auch etwas bieten. Man stellt sich Sachen vor, wie dem Kind Fahrradfahren beizubringen oder auch, wie man einen Bogen schnitzt. Aber oftmals schafft man im Alltag einfach nicht, was man sich vorgestellt hat. Daher möchte ich anderen Papas, die es im Alltag vielleicht auch nicht schaffen, die Möglichkeit bieten, ein schönes Wochenende zusammen mit ihren Kindern zu verbringen.“ Seine Kinder seien früher immer mit ins Zeltlager gegangen, zwei von ihnen sind inzwischen allerdings zu alt. Seinen Jüngsten hofft er, auch einmal ins Zeltlager mitnehmen zu können.

Ausgezeichnet hat das diesjährige Zeltlager eine gewisse Intensität, beschreibt Barthold die Stimmung. „Es hat sehr viele Gespräche darüber gegeben, wo die momentanen Probleme der Papas liegen oder was die Papas gerade bewegt – wie zum Beispiel der Krieg in der Ukraine oder Erziehungsfragen, wie man etwa mit dem Thema Handy heutzutage umgeht. Das habe ich die letzten Jahre so nicht erlebt“, sagt Barthold. Viele der Väter haben ihm berichtet, dass ihnen die Möglichkeit, sich mit anderen Papas derart auszutauschen, im Alltag fehle, weshalb sich einige Teilnehmer bereits das Zeltlager für das nächste Jahr vorgemerkt hätten. Auch sonst habe er nur positive Rückmeldungen erhalten.

Für den Zeltlagerleiter ist das Wochenende wie im Flug vergangen. Dabei zeigt er sich sichtlich zufrieden: Besonders habe ihm das Miteinander der Papas gefallen. „Als wir Holz gesammelt haben, haben manche Papas ihre Sägen ausgepackt, eine größer als die andere. Daraus wurde ein richtiges Projekt. Als würde der Vater selbst wieder zum Kind werden. Holz haben wir jetzt für die nächsten Gruppen im Überfluss“, schildert Norbert Barthold. Auch die gemeinsamen Aktivitäten, die für die Papas zusammen mit ihren Kindern auf dem Programm standen, seien einfach schön mit anzusehen gewesen. „Wenn dann der Papa die Finger wegzieht, weil seine Tochter beim Bau eines Starenkastens mit dem Hammer loslegt, das ist schon witzig.“ Durch das diesjährige Zeltlager fühlt sich Barthold bestätigt: „Ich habe das gute Gefühl, den anderen Papas etwas mitgeben zu können.“

Den Vatertag verbringt Norbert Barthold dieses Jahr auf einem Familienausflug in Österreich. Mit Bier und Bollerwagen durch die Lande zu ziehen, das sei eher etwas für den ersten Mai, findet er. Am Vatertag wandert er lieber mit seiner ganzen Familie.

Das Zelten ist gemeinsame Papa-Kind-Zeit

„Als Papa möchte man seinen Kindern auch etwas bieten. Aber oft schafft man im Alltag nicht, was man sich vorgestellt hat.“