Das Ziel sind 500 neue Mietwohnungen

Kreisbau startet Wohnbauinitiative im Rems-Murr-Kreis – Kooperationen mit Kommunen und privaten Bauträgern

Die Wohnungsnot aus Stuttgart ist längst auch im Rems-Murr-Kreis angekommen. Die Kreisbaugruppe reagiert darauf mit einer Wohnbauoffensive. 500 neue, bezahlbare Mietwohnungen in den nächsten zehn Jahren sind das Ziel. Der Landkreis als Hauptgesellschafter unterstützt die Bemühungen mit einer kräftigen Eigenkapitalspritze.

Von Kornelius Fritz

WAIBLINGEN/BACKNANG. Wenn es um die Kreisumlage geht, ist der Landkreis oft Zielscheibe der Kritik. Auch der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper holt da gerne mal die verbale Keule raus. Deshalb nutzte Landrat Richard Sigel die Jahrespressekonferenz der Kreisbaugruppe gestern auch, um zu betonen, dass die Kommunen dafür vom Landkreis etwas zurückbekommen – zum Beispiel bezahlbare Wohnungen, die sie sonst womöglich selbst bauen müssten. „Die Städte und Gemeinden haben dadurch einen echten Mehrwert“, erklärte der Landrat, der zugleich dem Aufsichtsrat der Kreisbau vorsteht.

Nach einem Beschluss des Kreistags wird das Wohnbauunternehmen, das zu 92 Prozent dem Landkreis gehört, in den kommenden Jahren rund 125 Millionen in den Mietwohnungsbau investieren. Spätestens in zehn Jahren will die Kreisbau ihren Bestand an Mietwohnungen von derzeit 718 auf 1250 erhöht haben. Die 1000er-Marke soll schon Ende 2020 erreicht werden. Diese Ziele seien aber nur im Schulterschluss mit den Städten und Gemeinden zu erreichen, erklärten die Kreisbau-Geschäftsführer Dirk Braune und Johannes Berner. Etwa indem die Kommunen Baugrundstücke zinsfrei in Erbbaupacht zur Verfügung stellen. Angesichts der hohen Grundstückspreise wäre es sonst gar nicht möglich, Wohnungen zu vergünstigten Mieten anzubieten, sagte Berner.

Auch mit privaten Bauträgern arbeitet die Kreisbau bereits bei mehreren Projekten zusammen und will diese Kooperationen noch ausbauen: „Wir verstehen uns nicht nur als Investor, sondern auch als Drehscheibe zu anderen investitionsbereiten Partnern“, sagte Braune. Denn die Kapazitäten der Kreisbau mit ihren 92 Mitarbeitern sind begrenzt. Und natürlich darf angesichts der vielen Neubauprojekte auch der Bestand nicht vernachlässigt werden.

Gewinne fließen in

neue Bauprojekte

Bereits im vergangenen Jahr stieg die Bilanzsumme der Kreisbaugruppe von 207,6 auf 219,7 Millionen Euro. Und das Unternehmen will seinen Wachstumskurs fortsetzen: „2018 wird unsere Bilanzsumme an die Viertelmilliarde heranreichen“, prognostiziert Dirk Braune. Weil das ehrgeizige Investitionsprogramm (siehe Infobox) eine entsprechende Eigenkapitaldecke voraussetzt, hat der Kreistag seinem Tochterunternehmen bereits eine Finanzspritze von bis zu zehn Millionen Euro zugesichert. Außerdem sollen alle erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen bleiben.

Im vergangenen Jahr erzielte die Kreisbaugesellschaft einen Jahresüberschuss von 1,8 Millionen Euro (Vorjahr 3,9 Millionen), das Tochterunternehmen Rems-Murr Gesundheit machte 200000 Euro Gewinn. Doch diese Zahlen haben für Landrat Sigel eher eine untergeordnete Bedeutung: „Uns geht es bei keinem unserer Projekte um Gewinnmaximierung, sondern darum, das Bestmögliche für den Landkreis und seine Bevölkerung herauszuholen“, sagte Sigel. Als Beispiel nannte der Landrat die Gesundheitszentren in Backnang, Winnenden und Schorndorf. Alle drei seien für die Kreisbaugruppe ein Zuschussgeschäft, leisteten aber einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung vor Ort.

Neben ihren eigenen verwaltet die Kreisbau auch noch knapp 3000 Immobilien anderer Eigentümer. Ein Geschäftszweig, den das Unternehmen laut Geschäftsführer Berner gerne noch ausbauen würde: „Das ist für uns ein wichtiges Standbein, denn dieser Bereich ist krisensicher.“ Der Neubauboom könnte dagegen irgendwann vorbei sein, etwa wenn die Zinsen wieder steigen.