Glücksklee und Butterbrezeln neben Arbeitsunterlagen da kann doch im neuen Jahr nichts mehr schieflaufen bei Ulrich Goll und Jochen Haußmann von der FDP. Foto: G. Habermann
Von Pia Eckstein
WEINSTADT. Was will die FDP im Neuen Jahr erreichen? Kritik- und Schwerpunkte äußerten gestern Ulrich Goll und Jochen Haußmann. Goll, einst Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident, hat, nachdem diese Ämter Geschichte sind, sehr viel Freiheit. Und nutzt sie. Es bringe ihn „in Wallung“, schimpft er und zieht übers neue Polizeipräsidium in Aalen her. Jeder fasse sich an den Kopf angesichts dieses größten Schildbürgerstreichs: „Stuttgart 21 ist nix dagegen“, im Gegenteil, da komme wenigstens noch ein hochmoderner Bahnhof raus. Aalen dagegen werde „ein Fass ohne Boden“ mit seinen 14 Millionen, dabei hätten in Waiblingen wenige 100000 Euro gereicht für ein Haus auf dem neuesten Stand. Und während in Aalen „Millionen in die Luft geschossen werden“, müssten die Polizisten mit Material herumlaufen, da sei „jedes Kinderzimmer besser ausgestattet“. Es gebe kaum Smartphones oder Laptops. Die Polizisten dürften zwar ihre privaten Smartphones nicht benützen, täten das aber natürlich doch, etwa um Bilder zu machen. Um sie dann auch zu verschicken, seien sie aufs öffentliche WLAN der Gemeinden angewiesen. Da, sagt Ulrich Goll, müsse was passieren. Die zurzeit diskutierten Taser? „Ich stehe dem nicht ablehnend gegenüber“. Denn sonst werde unter Umständen geschossen.
Mehr Fahrzeuge für die Remsbahn, doch Anschluss ab Schorndorf hakt
Ach, sagen Ulrich Goll und Jochen Haußmann, ebenfalls Landtagsabgeordneter aus dem Kreis, beim Gespräch zum Neuen Jahr, die Themen von diesem seien eigentlich dieselben wie die vom letzten Jahr. Aber man will ja kein Dauernörgler sein: „Es hat sich im Kreis etwas verbessert. Punkt.“ Ulrich Goll meint die Notfallrettung. Bei der allerdings die neu ausgebildeten Notfallsanitäter endlich gesetzlich auch dazu ermächtigt werden sollten, das zum Wohle der Patienten zu tun, was sie tun können, aber noch nicht tun dürfen. Und da bei der AOK die Kosten für alle Fahrten von Rettungs- und Notarztwagen in ganz Baden Württemberg im Jahr nur 2,5 Prozent des Gesamtetats ausmachten, würden, rein rechnerisch gesehen, mehr Autos, die mehr Fahrten machten, die Bilanz nicht verhageln.
Mehr Fahrten will auch Jochen Haußmann, nämlich bei der Remsbahn. Und sieht sich bei seiner Kritik in Bezug auf den Nahverkehr bestätigt: Für die Remsbahn wurden zehn weitere Fahrzeuge nachbestellt. Die aber landen bislang noch an der Grenze zum Nirwana. Denn Schorndorf, einer der größten Bahnhöfe in Baden Württemberg, habe die schlechtesten Anschluss- und Umsteigemöglichkeiten im ganzen Land. Tendenz nach noch weiter unten. Denn die Bahn stellt ihren Service ein, mit dem die Anschlusszüge koordiniert wurden. Überhaupt der Öffentliche Nahverkehr: am Rand der Überlastung. Nach wie vor teuer? Mit einem 365-Euro-Jahresticket ist, wenns nach der FDP geht, nicht zu rechnen. Das Geld solle lieber in Qualität und Ausbau gesteckt werden. Die S-Bahn sollte eine zweite Tunnelröhre haben. Und es sollte mehr ganz lange S-Bahnen geben. Und weil sie wahrscheinlich trotzdem den Ansturm kaum meistern können, soll auch der Radschnellweg nach Stuttgart kommen. Und natürlich der Bus von Waiblingen nach Stuttgart. Und Firmen könnten mit Apps ihren Mitarbeitern die Bildung von Fahrgemeinschaften erleichtern. Oder das Homeoffice noch mehr etablieren. Denn jeder, der nur einen Tag nicht auf der Strecke sei, mache ein bisschen Platz frei.
Wobei womöglich ab Sommer einige sehr unfreiwillig die Straße räumen werden: Rund 25000 Diesel mit Euro-Norm 5 müssen schon jetzt in Stuttgart Ausweichstrecken fahren. Und was ist, wenn Stuttgart die gesamte Umweltzone dicht machen muss? Das sei und Ulrich Goll schimpft wieder ein „solcher Blödsinn“, mit dem man nur „marginale Ergebnisse“ erhalte. Der „Euro-5-Diesel ist ein sauberes Auto“.