Dax leidet unter schwachen Konjunkturdaten

dpa Frankfurt/Main. Enttäuschende Konjunkturdaten haben den Dax wieder klar ins Minus gedrückt.

Dax leidet unter schwachen Konjunkturdaten

Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Nach einem zweieinhalbprozentigen Plus am Vortag fiel der deutsche Leitindex nun um 1,15 Prozent auf 10.606,20 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte gab um 0,15 Prozent 23.082,78 Punkte nach.

Die Anleger mussten zur Wochenmitte eine Reihe belastender Wirtschaftsnachrichten verdauen: In den USA etwa baute die Privatwirtschaft im April mehr als 20 Millionen Arbeitsplätze ab.

In Deutschland brachen im März die Auftragseingänge aus der Industrie weitaus kräftiger als erwartet ein, und auch die Umsätze im Einzelhandel der Eurozone sackten im März stärker als vorhergesagt ab. Zudem fiel die Stimmung der Dienstleister in der Eurozone, die durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der Corona-Krise besonders hart getroffen sind, im April auf ein Rekordtief. Nicht zuletzt ist auch die Prognose der EU-Kommission düster: Wegen der Virus-Krise dürfte die Wirtschaft der Eurozone in diesem Jahr um 7,7 Prozent schrumpfen.

Ungeachtet der extrem negativen Wirtschafts- und Stimmungsdaten liege der Fokus vieler Anleger aktuell auf einer schnellen Beendigung des Lockdowns und einer noch schnelleren Rückkehr zum Normalzustand, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Doch die neue Normalität werde nicht mehr die altgewohnte sein, warnten Lipkow sowie auch Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK: „Es gibt ein sehr reales Risiko, dass die längerfristigen Konsequenzen der Veränderungen unterschätzt werden.“

Unternehmensseitig ging die Berichtssaison weiter. Im Dax nahmen die Aktien von BMW mit einem Minus von mehr als fünf Prozent den vorletzten Platz ein. Der Autobauer hatte im ersten Quartal spürbar unter den Folgen der Corona-Krise gelitten und seine Gewinnprognose für 2020 gekappt. Am Index-Ende verloren die sehr schwankungsanfälligen Papiere des Zahlungsabwicklers Wirecard rund sechs Prozent. Deka-Vertreter Ingo Speich hatte in der „Wirtschaftswoche“ den Rücktritt von Unternehmenschef Markus Braun gefordert.

Die Anteilscheine des Krankenhaus- und Medizinkonzerns Fresenius und die der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) legten um rund ein beziehungsweise anderthalb Prozent zu. Fresenius hält vorerst an seinen Wachstumszielen fest, allerdings ohne Corona-Folgen einzubeziehen. Die von FMC gemeldeten Geschäftszahlen fielen etwas besser aus als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Zudem bestätigte auch der Dialyse-Spezialist seine Jahresziele.

Aus der zweiten Reihe zog unter anderem Fraport die Blicke auf sich. Die Aktien sackten am MDax-Ende um knapp sieben Prozent ab. Die Corona-Pandemie hat auch den Frankfurter Flughafen voll erwischt. Mit dem weitgehenden Stopp der internationalen Passagierflüge war die Betreibergesellschaft Fraport umgehend in die roten Zahlen gerutscht und erwartet jetzt auch für das Gesamtjahr einen Verlust.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,12 Prozent auf 2843,76 Zähler. Der Cac 40 in Paris verzeichnete ähnlich hohe Verluste, während der FTSE 100 in London minimal zulegte. Der britische Leitindex profitierte offenbar von dem schwachen Pfund, das wiederum unter enttäuschenden Stimmungsdaten aus der Bauwirtschaft litt. Ein nachgebendes Pfund kann die Exporte erleichtern und so den Aktienmarkt stützen. In den USA gab der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss leicht nach.

Am Rentenmarkt betrug die Umlaufrendite wie am Vortag minus 0,54 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 145,34 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,55 Prozent auf 173,29 Punkte. Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0807 (Dienstag: 1,0843) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9253 (0,9223) Euro.