Coronakrise löst weitere Dax-Talfahrt aus

dpa Frankfurt/Main. Die beispiellose fast vierwöchige Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hat sich am Mittwoch fortgesetzt. Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sorgt nach wie vor für immense Unsicherheit. Der Dax rauschte um 5,56 Prozent auf 8441,71 Punkte abwärts.

Coronakrise löst weitere Dax-Talfahrt aus

Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Die Stabilisierung am Vortag ist damit schon wieder Makulatur. Die Verluste seit Beginn des Börsen-Crash im Februar summieren sich mittlerweile auf über 5100 Dax-Punkte oder fast 40 Prozent.

„Mittlerweile scheint der Abstieg in die Rezession unausweichlich. Somit könnte das heimische Börsenbarometer schon bald die 8000-Punkte-Marke erreichen“, sagte Marktanalyst Timo Emden. Der Super-Gau wäre ein Szenario wie in der Euro-Peripherie, wo der Alltag nahezu zum Erliegen gekommen ist. „Ein Stillstand der europäischen Wirtschaft dürfte weitere einschneidende negative Ketteneffekte auslösen und einer Exportnation wie der Bundesrepublik große Probleme bereiten.“

Auch die Strategen der Deutschen Bank verweisen auf die wirtschaftlichen Gefahren durch die Pandemie. Peter Hooper sprach von „historisch beispiellosen Ereignissen“. Die Wachstumsraten könnten in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres so stark einbrechen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Zugleich seien alle Prognosen derzeit aber mit hohen Unsicherheiten behaftet.

Der MDax fiel zur Wochenmitte um 5,51 Prozent auf 17.909,40 Punkte. Erstmals seit fast vier Jahren war der Index der mittelgroßen Börsenwerte am Montag wieder unter die Marke von 20.000 Punkten gesunken. Europaweit und in den USA sah es nicht besser aus als hierzulande: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 5,72 Prozent auf 2385,82 Punkte ein. Sehr schwach schlossen auch die Börsen in London und Paris. In den USA verlor der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 7,4 Prozent.

Erneut gab es überwiegend Verlierer: So brachen die Aktien von MTU am Dax-Ende um 15,7 Prozent ein, womit sie seit Beginn des Crashs knapp 60 Prozent eingebüßt haben. Die virusbedingte zunehmende Aussetzung des internationalen Flugverkehrs belastet den Triebwerkhersteller schwer. Die Airbus-Aktien sackten im MDax um 21,6 Prozent ab und waren dort der größte Verlierer.

Die Papiere der Deutschen Bank indes hielten sich mit minus 0,1 Prozent stabil. Die Anteile der Commerzbank büßten vergleichsweise moderate 1,4 Prozent ein. Sie waren allerdings - wie auch die Aktien der Deutschen Bank - erst am Montag auf ein Rekordtief gefallen. Die Geldhäuser in Deutschland sollen künftig auf einen Kapitalpuffer für Krisenzeiten zugreifen können.

Unter den Autoherstellern verloren die Aktien von BMW 3,0 Prozent. Die Münchener stellen wegen der Viruskrise die Produktion in Europa für vier Wochen ein und erwarten 2020 nun einen schwächeren Absatz und eine geringere Ertragskraft als bisher.

Dagegen konnten sich die Konsumgüterhersteller Henkel mit plus 1,7 Prozent und Beiersdorf mit plus 6,1 Prozent erfolgreich gegen den Abwärtsdruck stemmen. Im MDax verringerten die Anteile der Kupferhütte Aurubis ihre heftigen Verluste auf nur noch 1,1 Prozent, nachdem ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt worden war.

Eindrucksvoll war auch das Kursplus der Aktien von Heidelberger Druck, die den SDax am Freitag nach Börsenschluss verlassen müssen. Sie sprangen um 12,5 Prozent nach oben, nachdem der schwer angeschlagene Hersteller von Druckmaschinen seine Schulden mit Hilfe einer kräftigen Finanzspritze abbauen und verlustbringende Produkte einstellen will. Die Aktien von Shop Apotheke legten als ein Profiteur der Coronakrise um 3,4 Prozent zu.

Am Rentenmarkt kam es zu einem regelrechten Ausverkauf, der Rentenindex Rex fiel um 0,64 Prozent auf 144,07 Punkte. Die Umlaufrendite stieg entsprechend von minus 0,50 Prozent am Vortag auf minus 0,36 Prozent. Der Bund-Future gab um 1,37 Prozent auf 168,70 Punkte nach.

Der Eurokurs büßte ebenfalls weiter ein und wurde am Abend mit 1,0811 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs zuvor auf 1,0934 (Dienstag: 1,0982) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9146 (0,9106) Euro.