PFC-Müll soll nicht auf Deponie in Gaggenau-Oberweier

dpa/lsw Gaggenau. Die Bürger in Gaggenau-Oberweier können aufatmen: Auf der dortigen Deponie wird wohl keine chemisch belastete Erde abgekippt. Das Problem wird damit an andere Kommunen weitergereicht. Der Streit um den Deponie-Ausbau geht unterdessen weiter.

Chemisch belastete Erde kommt wohl nicht auf die Deponie in Gaggenau-Oberweier. Das geht aus einem Beschlussvorschlag hervor, den der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises Rastatt dem Kreistag für dessen Sitzung am 6. Juli vorgelegt hat. In dem am Donnerstag auf der Website des Landkreises veröffentlichten Dokument heißt es in der Empfehlung wörtlich: „Von der Einrichtung eines PFC-Bereichs auf der Deponie Hintere Dollert wird abgesehen.“

Dafür rücken andere Standorte in den Fokus. Ein Gutachten hat den Angaben zufolge ergeben, dass zwei Flächen in Rheinmünster-Stollhofen sowie eine Fläche in Bühl-Nord am ehesten in Frage kommen für die Lagerung von Erde, die mit den gesundheitsschädlichen per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC, belastet ist. Damit wäre die Deponie Hintere Dollert aus dem Rennen.

PFC sind in der Natur kaum abbaubar. Ein Umweltskandal rund um diese Stoffe bewegt Mittelbaden seit Jahren; der Streit um die Deponie schwelt seit vergangenem Oktober.

Damals hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet und sich vehement gegen die Pläne des Landratsamtes gestemmt. „Als Oberweierer freue ich mich natürlich, wenn das wirklich vom Tisch ist““, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Dietrich Knoerzer. Allerdings müsse es ein faires-landkreisweites Verfahren geben, wo PFC-belasteter Müll sonst hin soll.

Gegen den weiterhin geplanten Ausbau der Deponie kämpfe man im übrigen weiter. Aus Sicht der Initiative lagern auf der Deponie unbekannte Müll-Altlasten. Erst müsse der Deponiekörper saniert werden, bevor ein Ausbau überhaupt in Betracht gezogen werden könne.

Der Betriebsausschuss des Kreistages soll am Dienstag kommender Woche über den Beschlussvorschlag abstimmen. Das gilt als Vorentscheidung für die endgültige Entscheidung des Kreistages am 27. Juli.

Der Umweltskandal um PFC in Mittelbaden geht auf einen Kompostunternehmer zurück. Er soll bis Ende 2008 PFC-verseuchten Kompost auf Felder vor allem in den Kreisen Baden-Baden und Rastatt gebracht haben. Betroffen sind weit über 1000 Hektar Ackerland in Nord- und Mittelbaden; die Schadstoffe gelangten später auch ins Grundwasser. Brunnen wurden geschlossen und bis heute laufen Prozesse.

Im Zusammenhang mit dem Skandal hatten sich Anfang Juni auch 17 mittelbadische Kommunen an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gewandt und um Hilfe gebeten. In einer von der Stadt Rastatt veröffentlichten Resolution zur Grundwasserverunreinigung durch PFC fordern sie den Ministerpräsidenten zum Handeln auf. Eine Antwort darauf gibt es nach Worten einer Stadtsprecherin bisher nicht.

© dpa-infocom, dpa:210701-99-217932/3