Der Gehweg kommt nicht, aber ein Lärmgutachten

Die gefährliche Strecke entlang der Ortsdurchfahrt in Lutzenberg könnte entschärft werden, wenn es gelingt, eine Tempo-30-Zone einzurichten.

Der Gehweg kommt nicht, aber ein Lärmgutachten

In Lutzenberg macht man sich Hoffnung auf eine Tempo-30-Zone. Archivbild: Alexander Becher

Von Annette Hohnerlein

Althütte. Den Plan gibt es schon lange, in der Ortsdurchfahrt Lutzenberg einen Gehweg zwischen der Einmündung Heckenweg und der Bushaltestelle zu bauen. Außerdem war ein Zebrastreifen bei der Bushaltestelle vorgesehen. Durch diese Maßnahmen sollte die Sicherheit der Fußgänger verbessert werden. Bei der konkreteren Planung stellte sich nun heraus, dass das Projekt mit rund 232000 Euro nicht nur teuer käme, sondern den Zweck wohl auch nicht erfüllen würde.

Wegen der Bebauung entlang der Straße wäre auf einem Teil der Strecke nur ein 1,5 Meter breiter Gehweg möglich, der zudem direkt am Fahrbahnrand verläuft. „In Verbindung mit dem Schwerlastverkehr aus Althütte kommend wird eine neue Gefahrenquelle für potenzielle Fußgänger geschaffen“, heißt es in der Vorlage der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Zudem würde ein Gehweg eine freiere Sicht im Kurvenbereich schaffen, was den einen oder anderen Autofahrer dazu verleiten könnte, Gas zu geben, so die Vermutung von Bürgermeister Reinhold Sczuka. Auch ein Fußgängerüberweg im Bereich der Bushaltestelle wird von der Verwaltung als problematisch angesehen, weil die Sichtweite für den Verkehr aus Richtung Kallenberg nicht ausreichend sei. Die Verantwortlichen im Rathaus hatten auch das Gespräch mit den direkten Anwohnern eines möglichen Gehwegs gesucht, diese sprachen sich aber nicht einstimmig für die Baumaßnahme aus. Aus diesen Gründen lag jetzt der Vorschlag auf dem Tisch, das Projekt nicht mehr weiter zu verfolgen.

Gleichzeitig wurde den Gemeinderäten eine Möglichkeit aufgezeigt, das Problem auf andere Weise anzugehen. In der Sitzungsvorlage heißt es dazu: „Das Thema Maßnahmen zur Verkehrslärmreduzierung entlang von Ortsdurchfahrten erhält eine immer größere Bedeutung. In einzelnen Kommunen im Rems-Murr-Kreis konnten bereits Geschwindigkeitsreduzierungen auf Tempo 30 oder 40 oder andere Maßnahmen zur Lärmreduzierung durchgesetzt werden.“ Wenn in Lutzenberg nur noch Tempo 30 erlaubt wäre, so die Überlegung der Verwaltung, dann würde nicht nur der Verkehrslärm reduziert, sondern Fußgänger wären dort auch deutlich sicherer unterwegs. Da die Backnanger Straße in Lutzenberg aber eine Landesstraße ist, kann die Gemeinde selbst kein Tempolimit verfügen, dafür ist die Straßenverkehrsbehörde in Backnang zuständig. Der Bürgermeister wollte keine zu großen Hoffnungen machen, meinte aber: „Es gibt Bereiche, wo wir denken, wir haben Chancen.“

Das Ziel ist es nun, ein Lärmgutachten – Kostenpunkt rund 10000 Euro – für die Ortsdurchfahrten auf dem Gemeindegebiet zu erstellen. Eventuell sollen die Maßnahmen, die sich daraus ergeben, in einem Lärmaktionsplan (weitere rund 10000 Euro) festgeschrieben werden. Hintergrund ist auch, dass es in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden von Bürgern über den zunehmenden Verkehrslärm gab, besonders im Bereich der Ebniseestraße in Althütte und der Oststraße in Sechselberg. Die Straßenverkehrsbehörde wäre zwar durch einen solchen Lärmaktionsplan nicht gebunden, da in Althütte das Verkehrsaufkommen unter 8200 Fahrzeugen liegt. So ist die gesetzliche Vorgabe. Aber die Behörde kann nach eigenem Ermessen über Maßnahmen wie etwa ein Tempolimit entscheiden.

Rudi Beck von der Freien Wählervereinigung (FWV) hat als Anlieger der Backnanger Straße in Lutzenberg schon wiederholt kritische Situationen beobachtet, wenn Fahrzeuge aus einer Ausfahrt in die Durchgangsstraße einbiegen, auf der andere Fahrzeuge schnell unterwegs sind. „Das ist brandgefährlich“, stellte er fest. Thomas Kuntz (Bürgerliste) machte sich für den Vorschlag der Verwaltung stark: „Der Gehweg und die Querung würden nicht gebraucht, wenn dort eine Tempo-30-Zone wäre.“ Peter Heinle (FWV) verwies auf die Lösung in Fautspach, wo schon Tempo 30 gilt, und meinte: „Eine 30er-Zone ist viel einfacher als einen Gehweg zu bauen.“

Auf Nachfrage von Björn Fuchs vom Forum Althütte 2000 bekräftigte Hauptamtsleiter Pascal Schwinger, dass ein Lärmgutachten sämtliche Ortsdurchfahrten auf dem Gemeindegebiet umfassen solle. Am Ende der Debatte stellte Gabriele Gabel (FA 2000) klar: „Der Lärmaktionsplan hat erst mal den Lärm im Fokus, aber auch die Sicherheit wird dadurch verbessert.“

Die Abstimmung ergab ein einstimmiges Votum für den Vorschlag der Verwaltung, das Projekt Gehweg Lutzenberg nicht weiterzuverfolgen und ein Lärmgutachten sowie einen Lärmaktionsplan vorzubereiten.