Der Macher vom Sonnenhof

Hotelier Uli Ferber feiert heute seinen 60. Geburtstag – Als Spielerberater und Ehemann von Andrea Berg wurde er prominent

Hotelier, Agenturchef, Spielerberater, Fußballfunktionär, Ehemann von Andrea Berg – Uli Ferber hat viele Rollen. Doch egal, was er anpackt, es wird fast immer ein Erfolg. Heute feiert der Aspacher seinen 60. Geburtstag.

Der Macher vom Sonnenhof

Dass der Fußball im Leben von Uli Ferber eine besondere Rolle spielt, sieht man schon beim Blick in sein Büro. Vor 20 Jahren startete der erfolgreiche Hotelier eine zweite Karriere als Spielerberater. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

ASPACH. Die vier Uhren, die hinter Uli Ferbers Schreibtisch hängen, zeigen die Zeit in Rio, New York, Berlin und Moskau an. Als Spielerberater hat er schon Fußballer aus all diesen Ländern vertreten. Dafür ist er regelmäßig in der ganzen Welt unterwegs. Gelebt hat er aber nie woanders als in Aspach. Hier ist er geboren und aufgewachsen. Hier hat er als Kind auf dem Bauernhof seiner Großeltern bei der Heuernte geholfen. Hier hat er die Hauptschule besucht und im elterlichen Betrieb eine Bäcker- und Konditorlehre gemacht. Hier hat er seine ersten Investitionen als Unternehmer getätigt. Und hier lebt er noch heute, zusammen mit seiner Frau, der Schlagersängerin Andrea Berg. „Es hat mich nie weggezogen“, sagt Ferber, der bei allem Erfolg ein sehr heimatverbundener Mensch geblieben ist. Von den Hotelgästen wird er oft darauf angesprochen, wie schön doch die Gegend ist. „Wer immer hier lebt, sieht das oft gar nicht mehr.“

Erfolgreiche Unternehmer werden gerne als „Macher“ bezeichnet, doch auf wenige passt dieser Begriff so gut wie bei Uli Ferber. Wenn er von einer Sache überzeugt ist, dann packt er sie an, selbst wenn sie riskant, schwierig oder gar aussichtslos erscheinen mag. Das war schon als junger Mann so. Das Hotel Sonnenhof gab es schon damals. Die Eltern hatten es 1966 mit 13 Gästezimmern auf einer Wiese außerhalb von Kleinaspach gebaut, und das Geschäft lief gut. Die Leute strömten, um die größten Kuchenstücke weit und breit zu essen und am Wochenende zu Livemusik zu tanzen.

Die Eltern waren damit zufrieden, der Sohn war es nicht. Deshalb nahm er zusammen mit seinem Bruder Klaus einen Kredit auf und baute neben dem Hotel das Restaurant Sonnenhofstuben. Eine Investition, der noch viele weitere folgen sollten: Als die Ferber-Brüder 1986 die Geschäftsführung übernahmen, hatte der Sonnenhof rund 160 Betten, heute sind es 550. „Wir haben uns nie zurückgelehnt und immer neue Ideen entwickelt“, sagt Ferber, der nie eine betriebswirtschaftliche Ausbildung oder gar ein Studium absolviert hat.

Dabei hatte er immer ein klares Ziel vor Augen: den Betrieb auf möglichst viele Standbeine zu stellen. Ob Tagungsgäste oder Sportvereine, ob Wellnessurlauber oder Partyvolk, ob kleines Budget oder dicker Geldbeutel – der Sonnenhof spricht unterschiedlichste Zielgruppen an. So schafft es der Betrieb heute auf mehr als 100000 Übernachtungen pro Jahr – und das in einer Gegend, die eigentlich gar keine Urlaubsregion ist.

Als die SG ein Stadion braucht, lässt Ferber eines bauen

Denselben Ehrgeiz, der ihn zu einem erfolgreichen Hotelier gemacht hat, zeigt Uli Ferber auch beim Fußball. Als Spieler schaffte er es mit dem FC Viktoria Backnang unter Trainer Ralf Rangnick immerhin in die Landesliga, doch noch erfolgreicher war er als Funktionär. Mit Freunden gründete er 1986 den FC Sonnenhof Kleinaspach. Das Team startete zunächst in der Freizeitliga. Eigentlich logisch, dass einem wie Uli Ferber das aber schon bald zu wenig war. Und so ging es – ab 1994 als SG Sonnenhof Großaspach – Schritt für Schritt nach oben bis hinauf in die Dritte Liga, wo sich der Dorfklub nun schon seit fünf Jahren hält – auf Augenhöhe mit Traditionsvereinen wie dem 1. FC Kaiserslautern oder dem MSV Duisburg.

Auch wenn dieser Erfolg natürlich viele Väter hat – ohne Uli Ferber wäre Drittliga-Fußball in Aspach schon deshalb nicht möglich, weil der Verein dann gar kein Stadion hätte. Ab der Regionalliga verlangt der DFB ein Stadion mit mindestens 5000 Plätzen. Doch das gab es in Aspach nicht, und Ferber war klar, dass die kleine Gemeinde auch niemals eines bauen würde. „Da gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man findet sich damit ab oder man versucht, etwas zu entwickeln.“ Für Ferber war klar, was zu tun ist. Dank seiner persönlichen Kontakte überzeugte er 13 private Investoren, insgesamt 15 Millionen Euro für ein neues Stadion aufzubringen, das jetzt übrigens nicht 5000, sondern 10000 Zuschauer fasst. Viele hätten ihn damals für verrückt erklärt, erinnert sich Ferber, und auch er selbst habe manchmal gedacht: Was tust du dir da an? Aber als das Stadion im August 2011 mit einem Freundschaftsspiel gegen den VfB Stuttgart eingeweiht wurde, wusste er, dass er wieder mal alles richtig gemacht hatte: „Wir haben ein Aushängeschild für die ganze Region bekommen.“

Der Fußball war zu diesem Zeitpunkt längst zu Uli Ferbers zweitem Beruf geworden, denn der Aspacher besitzt seit 1999 die offizielle Fifa-Lizenz für Spielerberater. Stolz kramt er den Ausweis aus seinem Geldbeutel. Zu seinem Zweitjob kam Ferber eher zufällig. „Wir hatten viele Fußballvereine zum Trainingslager bei uns im Hotel“, erzählt er. Einmal war der griechische Erstligist Olympiakos Piräus für vier Wochen zu Gast im Sonnenhof. Im Gespräch erzählte der Vereinspräsident, dass man Interesse am ungarischen Nationalspieler Lajos Détári habe, der damals bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga spielte. Und er fragte Ferber, ob er nicht den Kontakt vermitteln könne. Der Hotelier hatte zwar noch keine Ahnung vom Profigeschäft, machte sich aber trotzdem ans Werk und fädelte den Spielerwechsel ein. Knapp acht Millionen Mark bezahlten die Griechen damals an Frankfurt – der bis dahin teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte.

Die Ablöse für Aljaksandr Hleb bezahlt er aus eigener Tasche

Der erste Spieler, den Ferber als Berater unterstützte, war dann der Weißrusse Aljaksandr Hleb. Auch er war Gast im Sonnenhof, mit der weißrussischen U-18-Nationalmannschaft. Ferber erkannte das Ausnahmetalent, witterte seine Chance und bezahlte aus eigener Tasche 300000 Mark an dessen weißrussischen Verein, um Hleb in die Bundesliga zu vermitteln. Dann hätte er ihn aber fast nicht losbekommen. Noch gut erinnert sich Ferber daran, wie er Hleb bei 1860 München vorstellte und der übellaunige Trainer Werner Lorant ihn mit den Worten „Was soll ich mit dem dünnbeinigen Russen?“ abkanzelte. Nur dank der Freundschaft zum damaligen Trainer Rangnick gelang es ihm, ein Probetraining beim VfB zu organisieren. Rangnick testete Hleb in einem Freundschaftsspiel und wollte ihn danach nicht mehr hergeben. Später machte Hleb eine Weltkarriere und spielte unter anderem beim
FC Arsenal und beim FC Barcelona.

Aktuell stehen bei Ferbers Agentur Fair-Sport 35 Fußballer unter Vertrag, darunter die aktuellen Nationalspieler Joshua Kimmich und Bernd Leno sowie VfB-Star Mario Gomez. Alle drei kennt Ferber schon, seit sie Teenager sind. Seine Aufgabe sieht er nicht nur darin, möglichst gut dotierte Verträge für seine Schützlinge auszuhandeln, sondern er sieht sich als Berater in allen Lebenslagen. „Aljaksandr Hleb hat im ersten Jahr sogar bei mir gewohnt“, erzählt er. Auch um die Vermögensverwaltung seiner Spieler kümmert sich Ferber, weshalb etliche Fußballstars Immobilien im Backnanger Raum besitzen.

Wie er es schafft, zwei Vollzeitjobs gleichzeitig zu machen? „Man braucht gute Leute“, sagt Ferber, der Menschenkenntnis zu seinen größten Stärken zählt. Daneben führt er seit 2003 auch noch ein Privatleben im Rampenlicht. Damals kam Andrea Berg für einen Auftritt in den Sonnenhof. Der Hotelier und der Schlagerstar lernten sich kennen und lieben. Seit 2007 sind sie verheiratet. Seitdem muss sich Uli Ferber, der zwei Söhne aus erster Ehe hat, daran gewöhnen, dass er von Fremden gerne mal als „Herr Berg“ angesprochen wird und dass es nicht mehr so einfach ist, ungestört durch Backnang zu schlendern oder in einem Restaurant essen zu gehen.

Aber auch das trägt der Unternehmer mit Fassung: „Wir sind beide viel unterwegs. Wir versuchen deshalb, die gemeinsame Zeit zu genießen.“ Das will er auch heute an seinem 60. Geburtstag tun, den er mit seiner Familie und guten Freunden feiert – natürlich im Hotel Sonnenhof. Ab morgen wird dann wieder gearbeitet, denn an den Ruhestand verschwendet Uli Ferber noch keinen Gedanken: „Solange es Spaß macht und ich gebraucht werde, bleibe ich dabei.“