Der Mann von der Zeitung

Als er seinen ersten Arbeitstag hatte, waren einige seiner heutigen Kollegen noch gar nicht geboren. Nach 37 Jahren bei der Backnanger Kreiszeitung verabschiedet sich der stellvertretende Redaktionsleiter Armin Fechter jetzt in den Ruhestand.

Der Mann von der Zeitung

Journalist mit Leib und Seele: Fast vier Jahrzehnte lang hat Armin Fechter die Zeitung mitgeprägt, nun verabschiedet er sich. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Armin Fechters Zeitungskarriere begann mit einem klassischen Fehlstart. Von einer Bundesverdienstkreuzverleihung sollte er als Volontär berichten und, wie das damals so üblich war, auch selbst fotografieren. Fechter, 27 Jahre jung, schnappte sich die Redaktionskamera und schoss fleißig Bilder. Doch nach dem Entwickeln in der Dunkelkammer kam das böse Erwachen: Alle Fotos waren unterbelichtet. „Der Blitz war falsch eingestellt, aber das wusste ich nicht“, erinnert er sich. So musste sein erster Artikel mit einem Foto aus dem Archiv erscheinen. Wer weiß, wie sehr sich Armin Fechter bis heute über jedes falsche Komma in der Zeitung ärgert, kann erahnen, wie ihn diese Panne gewurmt hat.

„Ganz nah dran“ heißt der Slogan der Backnanger Kreiszeitung, und der passt bei wenigen Redakteuren so gut wie bei Armin Fechter. Sein ganzes Leben hat er in Backnang verbracht und kennt die Stadt wie seine Westentasche. Nach dem Abitur am Max-Born-Gymnasium wollte er eigentlich Lehrer werden und studierte Anglistik und Geschichte. Auch die Zusage für ein Referendariat am Gymnasium in der Taus hatte er schon. Doch die Berufsaussichten für junge Lehrer waren Anfang der 1980er-Jahre düster. Deshalb kam Fechter auf die Idee, sich bei der Zeitung zu bewerben. „Ich habe genau eine Bewerbung geschrieben und es hat sofort geklappt“, erzählt er. Die Entscheidung für den Journalismus und gegen die Schule habe er nie bereut, sagt er rückblickend. Am 1. Juli 1983 begann sein Volontariat in der BKZ-Redaktion.

Preisgekrönter Journalist mit einem Faible für Geschichte.

Die bestand damals nur aus drei Redakteuren und zwei Volontären. Auch sonst war vieles anders als heute, nicht nur, weil die Journalisten an ihren Arbeitsplätzen rauchten und literweise Kaffee tranken. Seine ersten Artikel schrieb Fechter noch mit der mechanischen Schreibmaschine. Im technischen Betrieb wurden die Texte dann auf Folien belichtet und die Seiten zusammengesetzt. Musste gekürzt werden, nahm man dafür die Schere. Zweimal am Tag sei damals die Post gekommen, erzählt Fechter. Danach kamen in der Regel keine neuen Berichte mehr rein, es sei denn, es klingelte an der Redaktionstür und ein Mitarbeiter brachte noch persönlich ein Manuskript vorbei.

Schon mit der Einführung des Faxgeräts änderte sich das: Plötzlich gingen den ganzen Tag über Nachrichten ein, auch wenn es damals mehrere Minuten dauerte, bis eine Seite versandt oder empfangen war. Heute ist die Redaktion fast rund um die Uhr im Einsatz, denn neben der gedruckten Zeitung muss sie auch noch die Website und die sozialen Medien mit Informationen füttern.

„Die Aktualität ist viel größer geworden“, sagt Fechter. Für die Leser sei das gut, für die Redakteure manchmal aber auch nervenaufreibend. Trotzdem hat er alle Veränderungen aus Überzeugung mitgemacht: „Eines der ersten Dinge, die ich in diesem Beruf gelernt habe, ist, dass die Technik immer voranschreitet.“

Seine journalistische Neugier und den Spaß am Beruf hat sich Armin Fechter bewahrt: „Es gibt immer wieder neue Themen, in die man sich einarbeiten muss. Da wird es nie langweilig.“ In den 80er-Jahren waren zum Beispiel der Lärm durch tieffliegende Militärflugzeuge und der Protest gegen die Volkszählung große Aufreger, später wurde im Weissacher Tal kontrovers über die Zukunft des Bildungszentrums gestritten. Armin Fechter hat diese Diskussionen kompetent und mit der nötigen journalistischen Distanz begleitet. Während seiner 37 Berufsjahre hat er verschiedene Gemeinden im Verbreitungsgebiet der BKZ betreut. Zuletzt war er lange Jahre für die Gemeinde Weissach im Tal und für die Kreispolitik zuständig.

Der Redakteur mit dem Kürzel „inf“ war aber viel mehr als nur Chronist. Als passionierter Wanderer hat er die Tourentipp-Serie ins Leben gerufen, die unseren Lesern bis heute jeden Sommer Lust auf Ausflüge in der Region macht. Mit besonderer Leidenschaft hat sich der studierte Historiker auch um geschichtliche Themen gekümmert, etwa für die Sonderbeilage zum 950. Backnanger Stadtjubiläum. Und für eine Serie zur Kriminalprävention, die er 1990 zusammen mit dem aus Backnang stammenden Polizeipressesprecher Rüdiger Felber und einem Team der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle konzipiert hat, wurde er sogar mit einem bundesweiten Journalistenpreis ausgezeichnet. Mit seiner Erfahrung und seinem Detailwissen war Fechter, der am 2014 erschienenen Backnang-Lexikon mitgearbeitet hat, für die jüngeren Kollegen ein wichtiger Ratgeber und selbst schon fast ein wandelndes Lexikon. Seit 2017 war er auch einer von zwei Stellvertretern des Redaktionsleiters.

In der Stadt zu leben, über die man schreibt, habe allerdings auch Nachteile gehabt, erzählt der 64-Jährige. Denn selbst wenn er privat unterwegs war, war er immer „der Mann von der Zeitung“. „Meine Töchter wollten schon gar nicht mehr mit mir auf den Wochenmarkt gehen, weil ich ständig angesprochen wurde und überall stehen bleiben musste“, erzählt er. Und wenn er mal zum Feiern auf ein Fest gehen wollte, hatte er oft große Mühe, dem Veranstalter klarzumachen, dass er nicht gekommen sei, um einen Artikel zu schreiben.

Diese Diskussionen entfallen nun, denn ab sofort ist Armin Fechter nur noch privat unterwegs. Auf den bevorstehenden Ruhestand freut er sich, weil er froh ist, nicht mehr unter Zeitdruck arbeiten zu müssen. Den täglichen Kontakt mit den Kollegen werde er hingegen vermissen: „Der hat mir dieses Jahr schon gefehlt“, sagt der Journalist, der sein letztes Berufsjahr zum Teil im Homeoffice verbringen musste. Auch eine standesgemäße Verabschiedung musste wegen Corona ausfallen. Aber vielleicht ist der Abschied ja auch gar kein endgültiger. Hin und wieder einen Artikel über ein historisches Thema zu schreiben, das ihn interessiert, kann sich Armin Fechter nämlich durchaus vorstellen. Die BKZ-Leser und die Kollegen würde es freuen.

Ansonsten gebe es jede Menge zu tun in Haus und Garten, sagt Fechter. Und in der Küche, wo der 64-Jährige seiner noch berufstätigen Frau den Rücken freihalten will. Seine vier inzwischen erwachsenen Töchter haben sicher nichts dagegen, denn für sie ist schon lange klar: „Die Lasagne vom Vater ist die beste.“

Der Mann von der Zeitung

Melanie Maier

Der Mann von der Zeitung

Lorena Greppo

Personelle Veränderungen in der Redaktion

Als Nachfolgerin von Armin Fechter beginnt zum 1. Januar Melanie Maier in der Redaktion. Die 33-Jährige stammt vom Bodensee. Nach dem Abitur studierte sie Romanistik und Interkulturelle Europa-Studien in Bonn, Regensburg und Madrid. Parallel dazu sammelte sie erste journalistische Erfahrungen. Ab 2014 absolvierte sie ein zweijähriges Volontariat in der Gemeinschaftsredaktion von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, anschließend arbeitete sie dort als Redakteurin im Ressort Leben. Ab 2018 reiste Melanie Maier ohne Flugzeug um die Welt und schrieb Reisereportagen für verschiedene Medien.

Die frei gewordene Position in der Redaktionsleitung übernimmt Lorena Greppo, die seit 2017 bei der BKZ arbeitet. Ab Januar wird sie, gleichberechtigt mit Matthias Nothstein, Stellvertreterin von Redaktionsleiter Kornelius Fritz und trägt die Verantwortung für die digitalen Angebote der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung. Außerdem wird sie künftig die Gemeinde Aspach betreuen.
Lorena Greppo ist 33 Jahre alt und kommt aus Ostfildern. Sie hat in Osnabrück und Passau ein Bachelor- und Masterstudium „European Studies“ absolviert und bei der Eßlinger Zeitung volontiert.