Der Max-Eyth-See stinkt zum Himmel: Tonnenweise tote Fische

dpa/lsw Stuttgart. Der Klimawandel setzt Flachgewässern besonders zu. Der Stuttgarter Max-Eyth-See ist ein trauriges Beispiel dafür.

Der Max-Eyth-See stinkt zum Himmel: Tonnenweise tote Fische

Ein toter Fisch schwimmt im Max-Eyth-See. Foto: Sebastian Gollnow

Spaziergänger am Stuttgarter Max-Eyth-See müssen sich derzeit die Nase zuhalten. Dort stinken tonnenweise tote Fische zum Himmel. Zum vierten Mal in fünf Jahren gibt es ein hitzebedingtes großes Fischsterben. 50 000 tote Rotaugen, Zander, Hechte und Barsche haben Angler mit Keschern eingesammelt. Was zum Boden sank, wird noch eine Weile die Geruchsnerven strapazieren. Über die Gründe für und die Maßnahmen gegen das Drama im beliebten Naherholungsgebiet der Landeshauptstadt streiten Angler und Stadt sich nun.

Der Württembergische Anglerverein wirft der Stadtverwaltung Unfähigkeit vor. „Wenn die Stadt mit ihren hoch bezahlten und gut ausgebildeten Mitarbeitern so etwas über Jahre nicht in den Griff bekommt, dann muss sie sich fragen, ob sie die richtigen Leute hat“, sagte Vereinschef Hans-Hermann Schock am Freitag. Vorkehrungen der Stadt der letzten Jahre wie eine Renaturierung hätten nichts gebracht. Die Stadt konterte: „Es handelt sich um substanzlose Unterstellungen, die wir nicht weiter kommentieren.“ Mitarbeiter des Tiefbauamts und des Technischen Hilfswerks seien vor Ort und suchten nach Möglichkeiten, den Sauerstoffgehalt zu stabilisieren.

In dem nur 2,5 Meter bis 3 Meter tiefen Gewässer ohne Zufluss hat nach Worten von Angler Schock zudem starker Blaualgenbefall Schildkröten, Frösche, Krebse und Muscheln vergiftet. „Der See ist im Augenblick frei von jeglichem höheren Leben“, sagte Schock. Sein Verein mit 850 Mitgliedern zahlt der Stadt bislang Pacht. Schock sagte, die Zahlung werde solange ausgesetzt, bis der See wieder lebendig sei.

Aus dem Rathaus verlautete, das Schlimmste sei überstanden. Es gebe wieder mehr Sauerstoff im Wasser. Seit Sonntag betreibt das Technische Hilfswerk in städtischem Auftrag 14 Pumpen im gesamten See. Sie wälzen das Wasser um, damit es Sauerstoff aus der Luft aufnehmen kann. Gleichzeitig leitet das Tiefbauamt frisches Wasser in den See. Durch absterbende Pflanzen sowie das Ausbreiten von Algen sei der See aus dem Gleichgewicht geraten. Diese Prozesse hätten den Sauerstoffgehalt auf unter 4 Milligramm pro Liter am vergangenen Sonntag reduziert. Zwei Tage zuvor waren es noch zwölf Milligramm. Am Freitag lag der Wert bei 4,5 Milligramm. Der Klimawandel mit wärmeren Temperaturen und geringeren Niederschlägen in den Sommermonaten verstärke die Problematik bei allen stehenden Gewässern.

Schock sieht den Hauptgrund der kritischen Lage des Flachgewässers in der fehlenden Verbindung zum benachbarten Neckar. Bevor die Stadt diese gekappt habe, habe es keine Probleme gegeben. Er erinnerte dran, dass der See bis 1970 acht bis neun Meter tief gewesen und dann mit Bauschutt aufgefüllt worden sei.

Die Stadt betonte, sie strebe dauerhafte Lösungen an. Vorschläge sollen Ende des Jahres in den Ausschüssen präsentiert werden. Geplant sind nach den Angaben zum Beispiel eine stationäre Belüftungsanlage und Elektroanschlüsse für kurzzeitige Maßnahmen.