Der schnellere Weg zum neuen Ausweis

Im Backnanger Bürgeramt ist ab heute ein Selbstbedienungsterminal in Betrieb, an dem neue Pässe beantragt werden können

Im vergangenen Jahr wurden in Backnang 1637 Reisepässe und 3065 Personalausweise beantragt. Für Antragsteller ist gerade in der Reisezeit deshalb im Bürgeramt oftmals Warten angesagt. Ein neues Selbstbedienungsterminal soll hier Abhilfe schaffen. Hier können Bürger schon die wichtigsten Daten eingeben und ein Foto erstellen lassen. Ab heute ist es zur Nutzung freigegeben.

Der schnellere Weg zum neuen Ausweis

OB Frank Nopper probiert gemeinsam mit Brigitte Eggers, Gabriele Balk und Hannah Kurz (von links) das neue Selbstbedienungsterminal im Bürgeramt aus.Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Im Vergleich zu manch anderer Stadt seien die Zustände in Backnang jetzt schon weitaus komfortabler, sagt Ordnungsamtsleiterin Gisela Blumer. Sie weiß von mancher Kommune, die ihren Bürgern für das Stellen von Anträgen grundsätzlich Wartezeiten auferlegen. „Da bekommen die Bürger dann Termine in ein paar Wochen“, erzählt sie. Auf dem Backnanger Bürgeramt hingegen müssen die Antragsteller in Spitzenzeiten bis zu einer Stunde warten – „wenn es ganz schlimm ist, womöglich auch etwas länger“, sagt Blumer. Damit will sich die Stadt Backnang aber nicht zufriedengeben und bietet ab sofort einen neuen Service an: An einem Computerterminal können Bürger, die einen Personalausweis oder Reisepass beantragen wollen, vorab ihre Daten eingeben, ein biometrisches Foto von sich anfertigen lassen und gegebenenfalls ihre Fingerabdrücke nehmen lassen.

„Drei Dinge sprechen für diesen neuen Service: Er ist moderner, schneller und bürgerfreundlicher“, findet Oberbürgermeister Frank Nopper, der das Gerät im Vorfeld schon ausprobiert hat. Zwei gelb aufgemalte Fußsohlen am Boden markieren, wo der Nutzer stehen soll. Lautstark fordert das Terminal zur Eingabe diverser Daten auf. Der Nutzer soll auswählen, welchen Ausweis er beantragen will und dann sein Geburtsdatum eingeben. Dann fährt das Display auch schon auf Blickhöhe des Nutzers und es wird ein Bild gemacht. Hier heißt es nicht „bitte lächeln“, schließlich müssen die Bilder biometrisch sein. Nur dann erscheint ein grünes Häkchen. Ansonsten muss ein neuer Versuch her. Die städtischen Mitarbeiter beruhigen: Auch wenn ein Foto nicht gefällt, kann der Bürger einen neuen Versuch starten – kostenlos. Denn die Gebühr von sechs Euro fällt nur dann an, wenn der Datensatz auch wirklich für den neuen Pass verwendet wird.

Besonders bei Personen, die unter Zeitdruck stehen, sei das Selbstbedienungsterminal nützlich. Denn die Daten werden bis zu 96 Stunden gespeichert. Wer sehr im Stress ist, kann also auch problemlos ein paar Stunden oder Tage später zurückkommen und das Stellen des Antrags zu Ende führen. Der Ablauf im Bürgeramt soll damit entschleunigt werden. Zwar ersetzt der Einsatz des Automaten nicht das Gespräch mit einer der Mitarbeiterinnen des Bürgeramts, dieses werde dadurch aber verkürzt. „Foto und Fingerabdrücke müssen nur noch abgeglichen werden“, erklärt Blumer. Nur so könne Betrug vorgebeugt werden. Schließlich können die Stadtangestellten nicht im Auge haben, ob die richtige Person am Automat ihr Foto machen lässt oder ihre Fingerabdrücke nehmen lässt. Der Prozess werde aber auch beschleunigt, weil „die Zeit des Wartens zum Teil schon mit der Entgegennahme des Antrags überbrückt wird“, so Blumer. Allein bei Kinderausweisen sei die Bearbeitung am Terminal nicht möglich.

Wer das Selbstbedienungsterminal nutzt, soll schneller drankommen

Auch beim Nummernziehen wird die Vorarbeit am Selbstbedienungsterminal berücksichtigt: Die Bürger bekommen eine gesonderte Nummer zugewiesen, angedacht ist, dass sie dann auch in der Reihenfolge priorisiert werden. Dafür gebe es aber zuerst einmal eine Probephase. „Wie wir da eine gute Balance herstellen können, müssen wir aus der Erfahrung heraus lernen“, sagt die Ordnungsamtsleiterin. Denn der Automat soll im Umkehrschluss nicht zu längeren Wartezeiten für jene Bürger führen, die den traditionellen Weg zum Schlater nehmen. „Wir sprechen hier von einem zusätzlichen, nicht von einem ersetzenden Service“, macht Hannah Kurz, Sachgebietsleiterin für Allgemeine Verwaltung und Organisation bei der Stadt Backnang, klar. Der Automat sei für die Stadt auch kein kostendeckendes Angebot – der Verwaltung gehe es darum, den Bürgern entgegenzukommen und ihre Zeit zu sparen.

Gisela Blumer zeigt Verständnis dafür, dass manche Bürger Hemmungen davor haben, den neuen Service zu nutzen. „Der Automat spricht laut mit einem, da schauen andere Leute automatisch rüber“, weiß sie. Auch traue sich vielleicht nicht jeder an ein Computerterminal, aus Angst, es falsch zu machen. Bei Bedarf könnten die Mitarbeiter des Bürgeramts Hilfestellung geben, beruhigt die Ordnungsamtsleiterin. Das gelte auch für körperlich eingeschränkte Bürger. Ein Manko des Automaten haben die Mitarbeiter des Bürgeramts auch schon festgestellt: die Fotoqualität. Diese sei nun mal nicht viel besser als in den Automaten, die oftmals an Bahnhöfen stehen Wer also Wert auf ein schönes Ausweisbild legt, so Blumer, der solle dann doch lieber bei den örtlichen Fotografen vorbeischauen.

Neben dem Selbstbedienungsterminal plant die Stadt Backnang weitere Verbesserungen im Wartezeitenmanagement. Laut Gisela Blumer soll es bald auch möglich sein, Termine im Bürgeramt online auszumachen. So soll das hohe Aufkommen im Bürgeramt in Spitzenzeiten, also an Brückentagen oder wenn Ferien bevorstehen, entzerrt werden.