Der Vielfalt ein Gesicht geben

27. Internationaler Kulturmarkt auf dem Stiftshof in Backnang – Kulinarische und kulturelle Erweiterung des Horizonts

Menschen aus rund 120 Nationen leben in Backnang, betonte Erster Bürgermeister und Integrationsbeauftragter Siegfried Janocha in seiner Eröffnungsrede des 27. Internationalen Kulturmarktes auf dem Stiftshof. Dieser Vielfalt solle ein Gesicht gegeben werden, um „ein friedliches und harmonisches Miteinander herzustellen“. Und Vielfalt war am Samstag auf jeden Fall geboten.

Der Vielfalt ein Gesicht geben

Die Nachwuchstänzerinnen der türkischen Gemeinde war nur eine von vielen Gruppen, die einen Auftritt hatte. Die Folkloregruppe zeigte, wie man in der Türkei das Tanzbein schwingt. Fotos: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

BACKNANG. Der diesjährige Kulturmarkt war bewusst eingebettet in die interkulturellen Wochen, die zur Zeit in ganz Deutschland stattfinden, auch in Backnang. Am vergangenen Freitag eröffnete die Ausstellung Islam und muslimisches Leben die Veranstaltungsreihe, und noch bis zum 5. Oktober finden zahlreiche weitere Ausstellungen, Führungen, Gespräche und Aktivitäten unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ statt.

Seit mehr als siebzig Jahren herrsche Frieden in Mitteleuropa, betonte der Erste Bürgermeister, doch dieser Zustand sei in vielen Ländern auf der Welt alles andere als selbstverständlich. Während vor etwa zehn Jahren noch 37 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen seien, hätten sich die Zahlen auf über 68 Millionen Flüchtlinge im letzten Jahr fast verdoppelt. Es sei unsere Aufgabe, die Geflüchteten bei uns willkommen zu heißen, zu unterstützen und zu integrieren. Um ein friedliches und ein harmonisches Miteinander entstehen zu lassen, müssten Gelegenheiten für Begegnungen und gegenseitiges Verständnis geschaffen werden, „denn nur wo Begegnung stattfindet, kann auch Vertrauen wachsen“. Die beiden Vertreter des Integrationsrates Vasiliki Papadopoulou und Mustafa Gül luden die Besucher des Marktes ebenso ein, miteinander ins Gespräch zu kommen, unbekannte Gerichte auszutesten und zu möglicherweise ungewohnter Musik das Tanzbein zu schwingen.

Durch die verschiedenen Darbietungen führte beschwingt Murat Düven, der es sich nicht nehmen ließ, die Zuschauer immer wieder zum Mitmachen zu animieren und auf die verschiedenen Aktionen und Stände hinzuweisen. Dekan Wilfried Braun und Imam Mustafa Caldiran gaben den Besuchern des Festes Friedensgedanken mit auf den Weg. Verschiedenheit solle als Chance, nicht als Bedrohung begriffen werden, so Braun, und Religion dürfe nicht zu Gewalt aufrufen, sondern Frieden stiften. Auch Imam Caldiran betonte, dass Frieden im Islam von großer Bedeutung sei. Die großen Weltreligionen zielten alle auf Frieden hin, und es sei unbedingt notwendig, mit seinen Mitmenschen gut auszukommen.

Den Auftakt der kulturellen Darbietungen machte der Kindergarten Lindenstraße. „Gemeinsames Singen fördert Gemeinschaft“, und so durfte in unterschiedlichen Sprachen mitgesungen und getanzt werden. In leuchtenden Gewändern schwangen die Damen der Tanzoase Leela Sultana grazil die Hüften zu orientalischer Musik, und im Anschluss bot der Kinder- und Jugendkulturverein einen Querschnitt aus Tanz, Gesang und Schauspiel. Nach dem Ausschnitt aus einem Musical zum Lied „Sei hier Gast“ tanzten die Kleinsten aus der Gruppe „kreativer Kindertanz“ mit großem Eifer, gefolgt von einer Gruppe Mädchen in folkloristischen Kleidern. Ziemlich cool zeigte dann eine Gruppe junger Breakdancer ihr Können, gefolgt von einer Hip-Hop-Mädchengruppe. Eine musikalische Darbietung folgte auf die nächste, Ost und West boten einen interkulturellen Mix bis in die Abendstunden.

Besucher genießen neben

dem Programm auch das Essen

Über all dem schwebte der appetitliche Duft unterschiedlichster Köstlichkeiten. Britischer Cider und griechisches Souvlaki, türkische Süßspeisen und noch viele weitere Spezialitäten gaben einen Einblick in die kulinarische Vielfalt, die in Backnang zu Hause ist. Die Partnerschaftskomitees Annonay-Backnang und Chelmsford-Backnang waren ebenso vertreten wie das Netzwerk Integration, das Kinderschminken und Henna-Tattoos anbot. Die Backnanger Initiative für Frieden und Abrüstung bekannte Farbe mit Regenbogenfahnen und -ketten, deren Verkaufserlös direkt an Hilfsprojekte in Kriegsgebiete fließt. Am Kuchenstand der Max-Eyth-Realschule fiel die Auswahl zwischen all den süßen Leckereien schwer. Russische Handarbeiten in Form von kunstvollen Strickwaren und originellen Mützen weckten schon Vorfreude auf die kältere Jahreszeit. Bunt gemischt waren auch die Besucher, die das abwechslungsreiche Programm und die Leckereien an diesem Tag genossen.

Weitere Infos zu den Veranstaltungen der Interkulturellen Wochen gib es online unter www.backnang.de/interkulturelle+wochen

Der Vielfalt ein Gesicht geben

Hauptsache gute Laune: Für große wie kleine Besucher gab es viele neue Dinge zu entdecken.

Der Vielfalt ein Gesicht geben

Wer Lust hatte, konnte zu möglicherweise unbekannter Musik das Tanzbein schwingen.