Desinfektionskosten: Behörden vermuten Betrug

dpa/lsw Stuttgart. Zwei Männer aus der Führungsspitze eines baden-württembergischen Krankentransportunternehmens sollen mit Hilfe falscher Angaben mindestens eine Million Euro zu Unrecht erschlichen haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart und der Polizei wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges und der Urkundenfälschung gegen den 48 Jahre alten Geschäftsführer und einen 50-jährigen Betriebsleiter ermittelt. Wie die Behörden am Dienstag weiterhin mitteilten, bestehe der Verdacht, dass beide Männer bei Krankenkassen mittels gefälschter Angaben Desinfektionspauschalen in Rechnung gestellt haben.

Solche Pauschalen werden von den Krankenkassen gezahlt, weil beim Transport von Patienten mit ansteckenden Krankheiten zusätzliche Kosten entstehen. So müssen in solchen Fällen etwa Autos desinfiziert und besondere Hygienevorgaben eingehalten werden. In den Fokus der Ermittler seien die Verdächtigen geraten, weil einer Krankenkasse aufgefallen war, „dass die Geltendmachung von Desinfektionspauschalen im Jahr 2019 zunächst moderat und seit dem Ausbruch der Atemwegserkrankung Covid-19 im Frühjahr 2020 drastisch angestiegen ist“, wie es heißt.

Einer Sprecherin der Polizei zufolge sei der Anstieg der eingereichten Rechnungen selbst unter Berücksichtigung der grassierenden Coronapandemie sehr auffällig gewesen. Nach einem Beschluss des Amtsgerichts Stuttgart hatten Polizisten am Dienstag die Wohnungen der Beschuldigten sowie Geschäftsräume in Stuttgart, Mannheim, den Kreisen Esslingen, Göppingen, Villingen-Schwenningen, Heilbronn und im Rhein-Neckar-Kreis durchsucht. Dabei sei umfassendes Beweismaterial beschlagnahmt worden. Beiden Tatverdächtige befinden sich auf freiem Fuß. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.