Deutsche Bank macht 5,7 Milliarden Euro Verlust

Von Von Friederike Marx, dpa, und Bernd Zeberl, dpa-AFX

dpa Frankfurt/Main. Die Deutsche Bank hakt die tiefroten Zahlen 2019 ab. Konzernchef Sewing zeigt sich zuversichtlich. Der radikale Konzernumbau wird das Institut aber auch im Jubiläumsjahr beschäftigen.

Deutsche Bank macht 5,7 Milliarden Euro Verlust

Der Vorstand will die Deutsche Bank stärker aus dem Investmenbanking zurückziehen und mehr zu einer Bank des Mittelstands machen. Foto: Arne Dedert/dpa

Die Deutsche Bank richtet nach dem Milliardenverlust 2019 den Blick im Jubiläumsjahr nach vorne. Das Institut habe den radikalsten Umbau seit zwei Jahrzehnten gut voran gebracht.

Das sagte Vorstandschef Christian Sewing in Frankfurt bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2019. „Und wir spüren Rückwind. Auch im Jahr 2020“.

Die Bank, die in diesem Jahr auf ihr 150-jähriges Bestehen blickt, wolle ihre Marktposition wieder ausbauen. „Wir greifen an - und das nachhaltig“, sagte Sewing. Das größte deutsche Kreditinstitut strebt in diesem Jahr einen Gewinn an - zumindest vor Steuern. Allerdings werde auch das Jahr 2020 von den Umstrukturierungen betroffen sein.

Im vergangenen Jahr hatte der mit einem massiven Stellenabbau verbundene Konzernumbau tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Es war das fünfte Verlustjahr in Folge. Unter dem Strich stand ein Minus von rund 5,7 Milliarden Euro nach einem Verlust von 52 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Rechnet man Zinszahlungen für sogenannte Nachranganleihen heraus, fiel ein Minus von 5,3 Milliarden Euro an.

Die Kosten für die Neuausrichtung - inklusive Abfindungen - machten sich ebenso bemerkbar wie die Einstellung des Aktienhandels und der Verkauf von Sparten. Zudem macht das Zinstief der gesamten Branche im ohnehin hart umkämpften deutschen Markt zu schaffen. Die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern sank auf 87 597, ein Rückgang um mehr als 4100 im Laufe des vergangenen Jahres. Details zum deutschen Markt und der regionalen Verteilung nannte die Bank weiterhin nicht. Bis Ende 2022 soll die Zahl der Vollzeitstellen um rund 18 000 auf weltweit 74 000 verringert werden.

Trotz des Milliardenverlustes bekommt der Bank-Vorstand für 2019 Boni in Millionenhöhe. Allerdings fällt der Topf mit voraussichtlich 13 Millionen Euro etwa halb so groß aus wie im Jahr zuvor. Die Topmanager verzichten auf die sogenannte individuelle erfolgsabhängige Vergütung. „Wir hielten es für richtig, unseren Beitrag zu leisten“, sagte Sewing. Da alle Ziele erreicht worden seien, hätte der Vorstand auch die gesamte variable Vergütung in Anspruch nehmen können. Insgesamt werde der Bonustopf für alle Mitarbeiter kleiner, sagte Sewing, ohne Einzelheiten zu nennen.

In einem Brief an die Mitarbeiter schrieb der Bankchef, der Umbau verlaufe in manchen Bereichen besser als geplant. Trotz der hohen Umbaukosten sei es der Bank gelungen, die Kapitalposition zu festigen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass der Abbau von Altlasten und Risiken schneller vorangehe als gedacht. Aufgrund des starken Kapitalpolsters „sind wir sehr zuversichtlich, den Umbau mit unseren Mitteln stemmen und nun wieder wachsen zu können“. An der Börse kam der Optimismus gut an. Die Aktie setzte ihre jüngste Erholung fort.

Die Erträge gingen im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 23,2 Milliarden Euro zurück, während die Kosten vor allem wegen der Milliardenaufwendungen im Zusammenhang mit dem Konzernumbau um sieben Prozent auf etwas mehr als 25 Milliarden Euro kletterten. Bereinigt um die Sondereffekte lagen die Kosten bei 21,5 Milliarden Euro und damit so hoch wie von Sewing angepeilt. Bis 2022 sollen die Kosten auf 17 Milliarden Euro sinken.

Die Kernbank - also die Geschäftsbereiche, die fortgeführt werden - erzielte 2019 einen Gewinn vor Steuern von 543 Millionen Euro. Bereinigt unter anderem um Umbaukosten und Wertberichtigungen waren es 2,8 Milliarden Euro, ein Anstieg um 7 Prozent zum Vorjahr.

Die Vermögensverwaltung, deren Kern die börsennotierte Tochter DWS ist, glänzte mit einem Ergebnisanstieg. Die Umbaukosten belasteten hingegen die Unternehmensbank und die Investmentbank, die jeweils vor Steuern einen Gewinnrückgang verzeichneten. Bei der Privatkundenbank schlugen zudem die Niedrigzinsen negativ zu Buche.

Sewing hatte Anfang Juli eine grundlegende Neuausrichtung des Instituts auf den Weg gebracht. Das Investmentbanking, das dem Geldhaus milliardenschwere Strafen einbrockte, wird gestutzt. Kern der neu ausgerichteten Deutschen Bank soll eine Unternehmensbank werden, die sich um Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne kümmert.

Einen prominenten Vertreter hat die Bank für ihren Aufsichtsrat gewonnen: Der ehemalige SPD-Chef und Ex-Vize-Kanzler Sigmar Gabriel soll in das Kontrollgremium einziehen. „Den Rat von einem erfahrenen Mann zu bekommen, tut der Deutschen Bank sehr gut“, sagte Sewing.

Das Geschäftsjahr 2018 war ursprünglich als das erste mit einem Überschuss seit 2014 ausgewiesen worden. Die Bank erklärte es aber jüngst auf Basis einer Neuberechnung nachträglich zu einem weiteren Verlustjahr. Weil die bisherigen Zahlen wegen der Neuaufstellung der Geschäftsbereiche nicht mehr mit künftigen Ergebnissen vergleichbar gewesen wären, hat das Institut diese rückwirkend angepasst.

Deutsche Bank macht 5,7 Milliarden Euro Verlust

Eine Filiale der Deutschen Bank in Frankfurt. Bis 2022 sollen weltweit rund 18.000 Stellen wegfallen. Foto: Andreas Arnold/dpa

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Neu bei der Deutschen Bank: Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel soll Aufsichtsratsmitglied werden. Foto: Axel Heimken/dpa