Deutsche Bank tritt noch stärker auf die Kostenbremse

dpa Frankfurt/Main. Seit eineinhalb Jahren ist die Deutsche Bank im Umbruch. Der Vorstand sieht sich auf einem erfolgreichen Kurs - und setzt sich nun noch ehrgeizigere Ziele.

Deutsche Bank tritt noch stärker auf die Kostenbremse

Deutsche Bank-Chef Christian Sewing. Foto: Arne Dedert/dpa

Die Deutsche Bank verschärft ihr Sparziel. Das Institut habe „zusätzliche Einsparmöglichkeiten ausgemacht“, teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwoch anlässlich eines Investorentages mit.

Deshalb will der Dax-Konzern seine - unter anderem um Aufwendungen für den Konzernumbau bereinigten - Kosten bis 2022 nun auf 16,7 Milliarden Euro senken. Bisher hatte das Management eine Zielmarke von 17 Milliarden Euro angestrebt.

Für das laufende Jahr erwartet das Management, dass das Zwischenziel bei den bereinigten Kosten von 19,5 Milliarden Euro erreicht wird. 2021 sollen die Kosten dann bereits auf etwa 18,5 Milliarden Euro gedrückt werden.

Weiteres Einsparpotenzial sieht das Management unter anderem in der konzerneigenen Abbaueinheit (Capital Release Unit/CRU), mit deren Hilfe die Deutsche Bank ihre Bilanz entlastet. Zudem will das Geldhaus positive Erfahrungen mit Homeoffice und Videokonferenzen in die Zeit nach der Pandemie mitnehmen: Die Corona-Krise habe „noch weiteres Einsparpotenzial deutlich gemacht - vor allem mit Blick auf Büroraum und Reisen“, erklärte Vorstandschef Christian Sewing.

Nach einer Serie von Verlustjahren läuft bei der Deutschen Bank seit Mitte 2019 ein tiefgreifender Konzernumbau. Das Institut hat sich aus einigen Geschäftsfeldern zurückgezogen, das Investmentbanking wurde verkleinert. Zudem soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 verringert werden. Auch das Filialnetz der Deutschen Bank in Deutschland wird um gut 100 Standorte auf 400 geschrumpft. Zusätzlich sollen bei der Tochter Postbank in den nächsten beiden Jahren jeweils etwa 50 Filialen aufgegeben werden.

Der Vorstand hatte zuletzt mehrfach signalisiert, dass der Plan eines Abbaus von 18.000 Jobs nicht in Stein gemeißelt ist. Übergeordnetes Ziel sei die Senkung der Kosten, hatte Finanzchef James von Moltke anlässlich der Zwischenbilanz für das dritte Quartal Ende Oktober betont.

„Wir werden auch in dieser dritten Phase unserer Transformation diszipliniert bei den Kosten und der Risikosteuerung bleiben“, bekräftigte Sewing am Mittwoch. „Gleichzeitig geht es jetzt aber auch um Wachstum bei den Erträgen und nachhaltige Profitabilität.“

In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 habe die Bank in ihren Kerngeschäftsfeldern die Erträge - also die gesamten Einnahmen - gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent gesteigert. „Dieser positive Trend hat sich im vierten Quartal fortgesetzt“, sagte Sewing. Das Institut sei auf gutem Weg, im Jahr 2022 wie geplant eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent zu erreichen. 2022 soll das Investmentbanking nach neuesten Plänen mehr Erträge beisteuern als bisher angestrebt, die für Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne zuständige Unternehmensbank etwas weniger.

Sewing bekräftigte, die Deutsche Bank werde „dieses turbulente Jahr aller Voraussicht nach mit einem Vorsteuergewinn abschließen“. Ob Deutschlands größtes Geldhaus im Gesamtjahr 2020 auch unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben wird, ließ der Vorstand bislang offen.

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