Wo ist der beste Wirtschaftsstandort?

Deutschland auf dem viertletzten Platz

Im Länderindex ist Deutschland auf dem absteigenden Ast. Die Stiftung Familienunternehmen fordert dringende Verbesserungen auf mehreren Feldern. Doch auch an der Spitze gibt es Probleme.

Deutschland auf dem viertletzten Platz

Dem Länderindex der Stiftung Familienunternehmen zufolge hängen dunkle Wolken über dem Standort Deutschland.

Von Matthias Schmidt

„Deutschland kann mit Spitzenstandorten in Nordamerika, Westeuropa und Skandinavien kaum noch mithalten“ – dieses Fazit zieht die Stiftung Familienunternehmen aus der neunten Auflage des von ihr beauftragten Länderindexes, einem Vergleich von 21 Industriestaaten.

Deutschland landet dabei nur auf Rang 18, vier Plätze schlechter als bei der vorhergehenden Studie von 2020. Hauptgründe seien bürokratische Hemmnisse und die steuerliche Behandlung der Unternehmen. Der einzige Aktivposten sei die geringe Verschuldung des Staates und der Haushalte. Die besten Standortvoraussetzungen für Unternehmen haben danach die USA und Kanada vor Schweden, der Schweiz und Dänemark. Schlusslichter hinter Deutschland sind Ungarn, Spanien und Italien.

Der Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer, Partner der Anwaltskanzlei Hennerkes, Kirchdörfer und Lorz in Stuttgart, sieht für den Industriestandort einen „dramatischen Qualitätsverlust“: „Gerade die hohen Energiekosten, an denen wir wenig ändern können, müssten doch Anreiz bieten, die übrigen Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern.“ Die hinteren Plätze seien „nicht das Feld, in das wir gehören“. Die Länderindex-Studie wird vom Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW in Mannheim unter der Leitung von Friedrich Heinemann erstellt und berücksichtigt Faktoren aus sechs Themenfeldern: Steuern, Arbeitskosten, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur/Institutionen und Energie.

Familienunternehmer sehen „dramatischen Qualitätsverlust“

Die Autoren fordern, die Krise als Chance zur Umkehr zu begreifen – „vor allem zum Abbau lähmender Regulierungslasten“. Über die Jahre habe sich Deutschland bei Steuern, Regulierung und Infrastruktur rückwärts entwickelt. Bei der Steuerlast für Familienunternehmen wird vor allem die Höhe der Steuern bei nationaler Geschäftstätigkeit und im Erbfall betrachtet, außerdem die Steuern bei internationalen Geschäften und die Komplexität der Regelungen.

Als Maßstab für zielgerichtetes staatliches Handeln werden in der Studie „die Erfolge beim sehr schnellen Aufbau neuer Energieinfrastruktur (Flüssiggas)“ genannt. Sie dürften jedoch keine Ausnahmefälle bleiben, sondern sollten Modellcharakter für andere Projekte erhalten. Die Autoren der Studie betonen allerdings auch, dass man den Abstieg um vier Ränge gegenüber dem Jahr 2020 nicht überbewerten dürfe, da die Ränge 14 bis 19 sehr eng beieinander liegen. Andererseits gebe es „keinerlei Anzeichen für eine Aufwärtsbewegung“ in Deutschland.

Für den Spitzenreiter USA sprechen der Studie zufolge herausragende Werte bei den Faktoren Energie und Regulierung. Allerdings minderten Inflation und Dollaraufwertung die Attraktivität des Standorts.