Das deutsche Nationalteam spielt groß auf als es darauf ankommt, fegt beim 6:0-Erfolg die Slowakei in Leipzig vom Platz und sichert sich das WM-Ticket als Gruppensieger.
Von Carlos Ubina
Leipzig - Es ist vollbracht – und wie! Nach einer Gala in der ersten Hälfte hat die deutsche Nationalelf das WM-Ticket für den nächsten Sommer als Gruppensieger gebucht. Im Qualifikationsfinale am Montagabend in Leipzig gegen den Tabellenzweiten Slowakei führte das Team des Bundestrainers Julian Nagelsmann zur Pause bereits mit 4:0, am Ende stand es 6:0. Es war ein dickes Ausrufezeichen der DFB-Elf nach einigen schwachen Auftritten zuvor, die einige Fragen aufgeworfen hatten.
Extrem dominant war nun gegen die schwachen Slowaken schon die Anfangsphase – die deutsche Mannschaft drängte den Gegner in den ersten 15 Minuten in die eigene Hälfte. Das Pressing und das Gegenpressing funktionierten gut, es gab einen hohen Ballbesitzanteil. Allein: Chancen gab es zunächst keine. Weil der letzte Pass oder die letzte Flanke oft zu ungenau gerieten.
Das Engagement war groß, das deutsche Team zog ein Powerplay auf – und belohnte sich dann in der 18. Minute. Kapitän Joshua Kimmich flankte von rechts auf den völlig freistehenden Nick Woltemade. Und der ehemalige Angreifer des VfB Stuttgart machte das, was ein Angreifer aus fünf Metern machen muss: Er köpfte die Kugel ins Tor. Es war Woltemades viertes Tor nacheinander für die Nationalmannschaft. Er hatte bereits bei den vergangenen beiden Länderspielen getroffen. Beim 1:0 in Nordirland und doppelt beim 2:0 in Luxemburg.
Alles gut also nach dem nächsten Woltemade-Treffer in Leipzig? Mitnichten. Denn die Slowaken kamen ein paar Minuten später zu einer Art Doppelchance. Erst musste Keeper Oliver Baumann nach einem Schuss aus kurzer Distanz von David Duris retten, ehe Duris die Kugel nach dem Eckball über das deutsche Tor schoss.
Dann ging es aber schnell wieder in die andere Richtung. Nach einem tollen Steilpass von Woltemade war Serge Gnabry nach 25 Minuten frei durch, schoss aber dem slowakischen Keeper an den Fuß. Doch es ging nicht lange, da machte es der Offensivmann des FC Bayern besser. Nach einer Münchner Kombination – Steilpass von Aleksandar Pavlovic auf Leon Goretzka, wunderbarer Steckpass von Goretzka auf Gnabry – war der Angreifer wieder frei durch. Dieses Mal schob Gnabry den Ball lässig ins Tor. 2:0 stand es nach 29 Minuten für Deutschland. Und spätestens da war kollektives Durchatmen im Leipziger Rund angesagt. Ekstase im besagten Rund gab es dann nur wenig später, denn die deutsche Elf ließ nicht locker und setzte in dieser beeindruckenden ersten Hälfte, der besten seit Monaten, noch einen drauf. Florian Wirtz schickte Leroy Sané mit einem tollen Pass aus dem Mittelfeld nach rechts auf die Reise. Der freistehende Münchner ließ sich nicht zweimal bitten und schob den Ball mit links ins untere Eck. 3:0 stand es nach 36 Minuten. Das Spiel war im Grunde schon entschieden.
Doch es wurde sogar noch besser vor der Pause. Wirtz und Woltemade pressten, eroberten und verteidigten den Ball – ehe Wirtz nach 41 Minuten mit einer überlegten Hereingabe wieder Sané bediente. Der traf zum 4:0.
Das, was wohl selbst die kühnsten Optimisten vorher nicht für möglich gehalten hatten, trat ein: Bereits zur Pause war die Sache mit dem Gruppensieg im Gruppenfinale und damit die direkte WM-Qualifikation durch. Das Leipziger Publikum feierte den deutschen Glanzauftritt in Hälfte eins mit der La Ola und einem Gesang, den man schon lange nicht mehr gehört hatte rund um die Nationalmannschaft: „Oh wie ist das schön.“
Warum es in der WM-Qualifikation vorher oft so zäh, holprig und in Teilen blamabel war, das wird allerdings ein Thema bleiben – ebenso wie die damit verbundene Frage, warum das Nagelsmann-Team nicht immer so entschlossen und energisch auftritt wie jetzt gegen die Slowaken (unabhängig vom Ergebnis).
Die zweite Hälfte von Leipzig am Montagabend geriet dann zu einem entspannten Schaulaufen. Die deutsche Elf ließ es nun etwas ruhiger angehen – und kam nach einer weiteren tollen Kombination durch den kurz zuvor eingewechselten Ridle Baku zum 5:0 (67.), ehe der Leipziger Debütant Assan Ouedraogo mit seinem zweiten Ballkontakt das 6:0 erzielte.